In dem schmucklosen Zweckbau neben der Karmann-Auto-Fabrik in Osnabrück laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Hinter einfachen Stellwänden führen die Personalberater in kleinen Beratungsnischen erste Vorgespräche mit den frisch gekündigten Mitarbeitern von Karmann. Spätestens Anfang Juli können hier 1600 bisherige Karmann-Beschäftigte auf ein neues Berufsleben vorbereitet werden. Transfergesellschaft statt Arbeitsamt – das ist die Geschäftsidee der Schaffer success service Gmbh & Co.KG.
"Ganz grundsätzlich geht es darum, dass wir Beratung machen für die Mitarbeiter, die sich neu Bewerben müssen und sich dabei völlig hilflos fühlen. Bei vielen ist es 20, 30 Jahre her. Wie präsentiere ich mich auf dem Arbeitsmarkt. Das ist der Kern unseres Geschäftes."
Sagt Firmenchefin Amelie von Schoenaich.
Beraten! Wenn nötig Qualifizieren! Und wenn möglich Jobs vermitteln!
Schaffer organisiert mit seinen rund 50 Mitarbeitern den sozialverträglichen Stellenabbau. Der Dienstleister lebt und profitiert von der Krise, hilft seinen Kunden bei der Sanierung – in diesem Fall ist es Karmann.
"Es gibt Leute die sagen, seid ihr nicht Kriegsgewinnler. Und wir sagen. Wir sind eigentlich die Notärzte, die zum Unfall kommen. Wir helfen ja. Man würde auch keinem Arzt vorwerfen, Du verdienst Dein Geld mit Gesundmachen. Wir helfen den Arbeitnehmern wieder, einen neuen Job zu finden. Das ist auch unser Credo, das wir auch in Beratungen mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern immer wieder ins Zentrum stellen und sagen das ist der Auftrag."
Schaffer hat seit 2006 bereits drei Transfergesellschaften für Karmann gegründet.
Jetzt steht die vierte an, mit dann rund 1600 Betroffenen. In der Transfergesellschaft bekommen die Arbeitnehmer anstatt des Arbeitslosen- das so genannte Transferkurzarbeitergeld. Das sind gut zwei Drittel des letzten Nettos.
Für die Mitarbeiter ist die Pleite dennoch ein Schock, sagt Projektleiter Gunnar Hermann.
"Es sind natürlich einige dabei, die einer Depression nahe sind. Und da heißt es eben erst mal die Leute wieder auffangen. Wir versuchen eine positive Grundhaltung zu schaffen."
Das Konzept überzeugte auch Gerhard Schrader, Betriebsrat bei Karmann. Als Arbeitnehmervertreter hatte er maßgeblichen Einfluss, ob Schaffer oder ein anderes Unternehmen ausgewählt wurde.
"Schaffer setzt nicht auf Massenveranstaltungen, sondern sieht das Individuum, den einzelnen Menschen und versucht mit ihm dann eine vernünftige Berufswegeplanung zu machen. Es gibt ganz viele Anbieter, die das in Lehrgangsform machen und 20 Betroffene in einen Raum setzt und denen dann beibringt wie man Bewerbungen schreibt, aber es wird dann nicht bei den Einzelnen – wie bei Schaffer – hinzugehen und die Stärke herauszuarbeiten."
Ein Stockwerk höher hat sich Olaf Scholz mit Ali Sahin getroffen. Der Personalberater hilft dem Karmann-Arbeiter bei der Bewerbung. Das Profil mit seiner Ausbildungs- und Berufsbiografie ist bereits fertig.
"Jetzt befinden wir uns im zweiten Step. Erstellung der Bewerbungsunterlagen. Das heißt heute hier konkret: der Lebenslauf. Und der dritte Step, in 14 Tagen, ist dann die gemeinsame Erstellung eines Anschreibens und zu gucken, welche Möglichkeiten es der Qualifizierung für Herrn Sahin gibt."
Ali Sahin, zuletzt stellvertretender Teamleiter in der Produktion von Dachsystemen, hat sich in den vergangenen 12 Jahren bei Karmann nach oben gearbeitet. Der 36-Jährige, Vater einer siebenjährigen Tochter, hofft auf eine Qualifizierung in der Transfergesellschaft oder auf einen neuen Job. Den kann womöglich Jessica Meyer vermitteln. Die Personalberatung Schaffer arbeitet nicht nur mit den staatlichen Arbeitsagenturen zusammen, sondern sucht auch selbst neue Jobs.
"Ich schnappe mir die gelben Seiten und rufe alle Firmen an. Ich versuche mit dem Personalleiter ins Gespräch zu kommen und zu gucken, ob jetzt schon Personalbedarf ist oder ob ich mich im Herbst noch mal melden darf ."
Aus der ersten Transfergesellschaft, die allerdings aber auch nur 644 Karman-Mitarbeiter auffangen musste, wurden 80 Prozent wieder in Arbeit gebracht sagt Prokurist Thomas Gerwert. Und das sind echte 80 Prozent, die entweder einen neuen Job fanden oder sich selbstständig machten. Andere Transfergesellschaften schönen mitunter ihre Bilanz damit, dass sie die Betroffen in der eigenen Zeitarbeitsfirma abschieben und verstecken.
"Wir sind unabhängig von einem Zeitarbeitsunternehmen. Das heißt wir haben überhaupt kein Interesse, Mitarbeiter irgendwo in einer Zwischengesellschaft zu parken. Und wir sind unabhängig von Bildungsträgern. Auch ein ganz wichtiger Punkt. Das heißt, wir haben auch keine eigene Gesellschaft, die Qualifizierungen durchführt und können damit viel transparenter den Prozess darstellen und zum anderen viel klarer auf dem Markt auftreten, weil wir mit allen Seiten reden können."
Umsatz und Gewinn sind dagegen bei Schaffer geheim, ebenso wie der nächste Kunde. Die Wettbewerber in der Branche schlafen nicht. Auch wenn Schaffer keine Zahlen nennt, das Geschäft laufe erfolgreich, versichert Firmenchefin Amelie von Schoenaich. Denn Schaffer hat sich eine Nische gesucht, sieht sich als Qualitätsführer im Markt. Qualität, die vom alten Arbeitgeber – also Karmann und vom Steuerzahler bezahlt wird. Vier Millionen Euro bekam Schaffer nach Angaben des Betriebsrates bislang aus dem Europäischen Sozialfonds.
"Und was tun wir mit dem Geld. Wie bezahlen natürlich das Mehr an Beratung, was wir mit dem Geld von Karmann allein hätten nicht machen können. Wir können jetzt mehr Berater beschäftigen, wir können aber auch die Qualität anheben. Das sind solche Dinge, die man mit solchen Fördertöpfen machen kann."
http://www.diebestenimnordwesten.de/index.php?edit_document=1
"Ganz grundsätzlich geht es darum, dass wir Beratung machen für die Mitarbeiter, die sich neu Bewerben müssen und sich dabei völlig hilflos fühlen. Bei vielen ist es 20, 30 Jahre her. Wie präsentiere ich mich auf dem Arbeitsmarkt. Das ist der Kern unseres Geschäftes."
Sagt Firmenchefin Amelie von Schoenaich.
Beraten! Wenn nötig Qualifizieren! Und wenn möglich Jobs vermitteln!
Schaffer organisiert mit seinen rund 50 Mitarbeitern den sozialverträglichen Stellenabbau. Der Dienstleister lebt und profitiert von der Krise, hilft seinen Kunden bei der Sanierung – in diesem Fall ist es Karmann.
"Es gibt Leute die sagen, seid ihr nicht Kriegsgewinnler. Und wir sagen. Wir sind eigentlich die Notärzte, die zum Unfall kommen. Wir helfen ja. Man würde auch keinem Arzt vorwerfen, Du verdienst Dein Geld mit Gesundmachen. Wir helfen den Arbeitnehmern wieder, einen neuen Job zu finden. Das ist auch unser Credo, das wir auch in Beratungen mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern immer wieder ins Zentrum stellen und sagen das ist der Auftrag."
Schaffer hat seit 2006 bereits drei Transfergesellschaften für Karmann gegründet.
Jetzt steht die vierte an, mit dann rund 1600 Betroffenen. In der Transfergesellschaft bekommen die Arbeitnehmer anstatt des Arbeitslosen- das so genannte Transferkurzarbeitergeld. Das sind gut zwei Drittel des letzten Nettos.
Für die Mitarbeiter ist die Pleite dennoch ein Schock, sagt Projektleiter Gunnar Hermann.
"Es sind natürlich einige dabei, die einer Depression nahe sind. Und da heißt es eben erst mal die Leute wieder auffangen. Wir versuchen eine positive Grundhaltung zu schaffen."
Das Konzept überzeugte auch Gerhard Schrader, Betriebsrat bei Karmann. Als Arbeitnehmervertreter hatte er maßgeblichen Einfluss, ob Schaffer oder ein anderes Unternehmen ausgewählt wurde.
"Schaffer setzt nicht auf Massenveranstaltungen, sondern sieht das Individuum, den einzelnen Menschen und versucht mit ihm dann eine vernünftige Berufswegeplanung zu machen. Es gibt ganz viele Anbieter, die das in Lehrgangsform machen und 20 Betroffene in einen Raum setzt und denen dann beibringt wie man Bewerbungen schreibt, aber es wird dann nicht bei den Einzelnen – wie bei Schaffer – hinzugehen und die Stärke herauszuarbeiten."
Ein Stockwerk höher hat sich Olaf Scholz mit Ali Sahin getroffen. Der Personalberater hilft dem Karmann-Arbeiter bei der Bewerbung. Das Profil mit seiner Ausbildungs- und Berufsbiografie ist bereits fertig.
"Jetzt befinden wir uns im zweiten Step. Erstellung der Bewerbungsunterlagen. Das heißt heute hier konkret: der Lebenslauf. Und der dritte Step, in 14 Tagen, ist dann die gemeinsame Erstellung eines Anschreibens und zu gucken, welche Möglichkeiten es der Qualifizierung für Herrn Sahin gibt."
Ali Sahin, zuletzt stellvertretender Teamleiter in der Produktion von Dachsystemen, hat sich in den vergangenen 12 Jahren bei Karmann nach oben gearbeitet. Der 36-Jährige, Vater einer siebenjährigen Tochter, hofft auf eine Qualifizierung in der Transfergesellschaft oder auf einen neuen Job. Den kann womöglich Jessica Meyer vermitteln. Die Personalberatung Schaffer arbeitet nicht nur mit den staatlichen Arbeitsagenturen zusammen, sondern sucht auch selbst neue Jobs.
"Ich schnappe mir die gelben Seiten und rufe alle Firmen an. Ich versuche mit dem Personalleiter ins Gespräch zu kommen und zu gucken, ob jetzt schon Personalbedarf ist oder ob ich mich im Herbst noch mal melden darf ."
Aus der ersten Transfergesellschaft, die allerdings aber auch nur 644 Karman-Mitarbeiter auffangen musste, wurden 80 Prozent wieder in Arbeit gebracht sagt Prokurist Thomas Gerwert. Und das sind echte 80 Prozent, die entweder einen neuen Job fanden oder sich selbstständig machten. Andere Transfergesellschaften schönen mitunter ihre Bilanz damit, dass sie die Betroffen in der eigenen Zeitarbeitsfirma abschieben und verstecken.
"Wir sind unabhängig von einem Zeitarbeitsunternehmen. Das heißt wir haben überhaupt kein Interesse, Mitarbeiter irgendwo in einer Zwischengesellschaft zu parken. Und wir sind unabhängig von Bildungsträgern. Auch ein ganz wichtiger Punkt. Das heißt, wir haben auch keine eigene Gesellschaft, die Qualifizierungen durchführt und können damit viel transparenter den Prozess darstellen und zum anderen viel klarer auf dem Markt auftreten, weil wir mit allen Seiten reden können."
Umsatz und Gewinn sind dagegen bei Schaffer geheim, ebenso wie der nächste Kunde. Die Wettbewerber in der Branche schlafen nicht. Auch wenn Schaffer keine Zahlen nennt, das Geschäft laufe erfolgreich, versichert Firmenchefin Amelie von Schoenaich. Denn Schaffer hat sich eine Nische gesucht, sieht sich als Qualitätsführer im Markt. Qualität, die vom alten Arbeitgeber – also Karmann und vom Steuerzahler bezahlt wird. Vier Millionen Euro bekam Schaffer nach Angaben des Betriebsrates bislang aus dem Europäischen Sozialfonds.
"Und was tun wir mit dem Geld. Wie bezahlen natürlich das Mehr an Beratung, was wir mit dem Geld von Karmann allein hätten nicht machen können. Wir können jetzt mehr Berater beschäftigen, wir können aber auch die Qualität anheben. Das sind solche Dinge, die man mit solchen Fördertöpfen machen kann."
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