
Eines kommt aus Japan, eines aus Großbritannien. Das japanische Dessert "Chasuke's Journey" von Sabu zeigt Drehbuchschreiber im Himmel, die das Schicksal der Menschen fantasieren, auch all das, was schiefläuft. Um den Mist auf Erden zu korrigieren, steigt Chasuke zu den Menschen hinab, während über den Wolken die Autoren versuchen, ihm schreibend zu helfen oder zu schaden. Die turbulente Komödie samt drastischer Blutbäder geht natürlich gut aus, weil die himmlischen Mächte uns helfen, wenn wir nur fest an sie glauben, und daran mitwirken, die Fäden des Schicksals zu zerschneiden.
Gehobenes Kantinenkino
Sabus kunterbunte Zuckerglasur ist lustig anzusehen, aber doch recht klebrig. Die britische Süßspeise von Shakespeare-Meister Kenneth Branagh dagegen ist ein richtiges Märchen. "Cinderella" heißt der Film, frei nach "Aschenputtel" der Brüder Grimm. Ein bunter Disney-Traum, bestes Familienkino für die Winterzeit, herzerweichend und spektakulär, was die Filmkritiker zu Szenenapplaus verführte.
Jetzt sind wir alle richtig satt. Ein Zehntage-Menü ist nicht leicht zu verdauen. Zumal es viele ordentliche bis gute Gänge gab, aber leider nicht den unerwarteten kulinarischen Höhepunkt, sieht man einmal von Terrence Malicks "Knight of Cups" ab.
Kosslicks Kinogericht für den Wettbewerbstisch bleibt unterm Strich gehobene Kantinenkost. Gesund allemal (also gesellschaftspolitisch am Puls der Zeit), geschmacklich international (von Japan über Russland bis Chile alles dabei, außer Afrika), vielfältige Textur (markante Autorenhandschriften). Wir sind gespannt, was der Jury am besten geschmeckt hat. Morgen Abend findet die Preisverleihung statt.