Notizen aus Berlin
Cineastischer Nachtisch im "Kulinarischen Kino"

Festivalchef Dieter Kosslick liebt das gesunde Essen. Darum hat er die Reihe "Kulinarisches Kino" ins Leben gerufen, mit Filmen rund ums Essen, begleitet von kochenden Star- und Sterneköchen. Heute nachmittag haben die meisten Gäste das Bankett verlassen, auch das des Wettbewerbs. Die Journalisten ziehen von der rot eingedeckten Tafel ab. Zum Abschluss servierte Kinokoch Kosslick noch zwei sehr süße Süßspeisen, zwei Märchen.

    Der Berlinale-Direktor Dieter Kosslick
    Zum Abschluss der Berlinale präsentierte Festivalchef Dieter Kosslick im "Kulinarischen Kino" noch einige cineastische Leckerbissen (Amelie Losier@Berlinale 2010)
    Eines kommt aus Japan, eines aus Großbritannien. Das japanische Dessert "Chasuke's Journey" von Sabu zeigt Drehbuchschreiber im Himmel, die das Schicksal der Menschen fantasieren, auch all das, was schiefläuft. Um den Mist auf Erden zu korrigieren, steigt Chasuke zu den Menschen hinab, während über den Wolken die Autoren versuchen, ihm schreibend zu helfen oder zu schaden. Die turbulente Komödie samt drastischer Blutbäder geht natürlich gut aus, weil die himmlischen Mächte uns helfen, wenn wir nur fest an sie glauben, und daran mitwirken, die Fäden des Schicksals zu zerschneiden.
    Gehobenes Kantinenkino
    Sabus kunterbunte Zuckerglasur ist lustig anzusehen, aber doch recht klebrig. Die britische Süßspeise von Shakespeare-Meister Kenneth Branagh dagegen ist ein richtiges Märchen. "Cinderella" heißt der Film, frei nach "Aschenputtel" der Brüder Grimm. Ein bunter Disney-Traum, bestes Familienkino für die Winterzeit, herzerweichend und spektakulär, was die Filmkritiker zu Szenenapplaus verführte.
    Jetzt sind wir alle richtig satt. Ein Zehntage-Menü ist nicht leicht zu verdauen. Zumal es viele ordentliche bis gute Gänge gab, aber leider nicht den unerwarteten kulinarischen Höhepunkt, sieht man einmal von Terrence Malicks "Knight of Cups" ab.
    Kosslicks Kinogericht für den Wettbewerbstisch bleibt unterm Strich gehobene Kantinenkost. Gesund allemal (also gesellschaftspolitisch am Puls der Zeit), geschmacklich international (von Japan über Russland bis Chile alles dabei, außer Afrika), vielfältige Textur (markante Autorenhandschriften). Wir sind gespannt, was der Jury am besten geschmeckt hat. Morgen Abend findet die Preisverleihung statt.