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Nova Heart
Popmusik aus China

Der Sound von Nova Heart entspricht den gängigen internationalen Hipness-Standards: Post-Punk, diverse Spielarten von Klub-Musik und Indie-Rock. Das Besondere: Die Band um Liedsängerin Helen Feng kommt aus China. Am 2. Oktober erscheint ihr gleichnamiges Debütalbum in Deutschland.

Von Christian Lehner | 01.10.2015
    Deutsche Popliebhaber kennen Helen Feng von ihrem letztjährigen Sinead-O'Connor-Cover. Die Mandarin-Version von "Nothing Compares 2 U" erschien auf dem Album "Asiatisch" der Künstlerin Fatima Al Qadiri.
    Der Song demonstrierte eine aus China selten gehörte Sinnlichkeit, die perfekt mit den Pop-Sensibilitäten des Westens harmonierte.
    Bei Nova Heart singt Helen Feng auf Englisch. Die ehemalige MTV-China-Moderatorin hat die Band vor vier Jahren in Peking gegründet.
    "Ich bin in China geboren, aber in den USA aufgewachsen. Vor zehn Jahren ist meine Familie wieder zurück nach China gegangen. Meine Eltern sind sehr liberal. Das war mein Glück, denn in China ist die Erziehung normalerweise sehr streng. Meine Mutter war also keine dieser berüchtigten 'Tiger Moms'."
    Fremdartig und rebellisch für chinesische Verhältnisse
    Der Sound von Nova Heart entspricht den gängigen internationalen Hipness-Standards: Post-Punk, diverse Spielarten von Klub-Musik und Indie-Rock charakterisieren das namenlose Debüt. Für chinesische Verhältnisse ist das Underground, erzählt Helen Feng, fremdartig und rebellisch.
    "Wir möchten mit unserer Musik herausfordern. Ich habe in genug Bands gespielt, die sich mit Unterhaltung zufriedengegeben haben, aber mit Unterhaltung betäubst du dich nur. Es ist eine billige Flucht vor deinen Problemen und den Problemen der Gesellschaft. Ich will aber kein Betäubungsmittel sein."
    Die Pop-Szene Chinas boomt. Aufgrund der laxen Urheberrechtsbestimmungen verkauft zwar niemand Platten, doch über 150 große Festivals pro Jahr sichern vielen Bands eine Existenz. Doch auch im Pop ist die Kontrolle durch das kommunistische Regime allgegenwärtig.
    "Es stimmt. Ich muss jeden meiner Texte der Zensur zur Prüfung vorlegen. Dennoch ist es möglich, Kritik zu üben. Die Art der Kommunikation ist allerdings anders als im Westen.
    Dort sagt man alles direkt. Wenn du aber in China etwa deine Eltern kritisierst, dann nennst du die Probleme nicht beim Namen, du malst vielmehr ein riesen Gemälde drumherum."
    Alles andere als chinesische Floklore
    Nova Hearts Debüt ist frei von chinesischer Folklore und stellt sich einem internationalen Publikum. Die Musik ist düster und doch hoffnungsvoll. China, die Wirtschaftsmacht, beginnt erstmals zu wanken, erfahren wir in den Nachrichten. Doch im Scheitern liegt auch eine Chance, so Helen Feng.
    "Ich glaube, das größte Missverständnis in Bezug auf China ist die Furcht vor China. Man sollte unserem Land helfen, zu sich zu kommen. Das ist viel besser, als es zu fürchten. China stellt sich gerade infrage. Helfen wir, diese Fragen zu beantworten, anstatt Feindbilder zu produzieren."
    Tipp:
    Am 11. Oktober 2015 spielt Nova ein Konzert in Köln und am 13. Oktober in Berlin. Karten gibt es im Tickethandel.