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Nur noch die Selbstverwirklichung im Blick

"Kinder kriegen die Leute von alleine!" sagte einst Konrad Adenauer. Das gilt so heute nicht mehr, meint Bundeskanzlerin Angela Merkel, selbst kinderlos - und ihr wird wohl kaum jemand widersprechen. Junge Paare entscheiden sich bewusst, keine Kinder zu bekommen, lieber "Dinks" zu bleiben, also kinderlose Doppelverdiener.

Moderation: Daniela Wiesler |
    Kinderlosigkeit liegt im Trend und hat dabei fatale Folgen für die Gesellschaft. Entsprechend wird Familienpolitik zum populären Lieblingsthema der Spitzenpolitiker. Die Debatte um das Erziehungsgeld ist kaum abgeklungen, da wird schon ein neues Thema durch die Medien getrieben, die Frage nämlich, wie Kinder betreut werden können, die jünger als drei Jahre sind. Diese Diskussion ist zum Politikum der letzten Wochen geworden .

    Hinter all dem steht die Frage, wie das Ruder herumgerissen werden kann, wie man junge Paare dazu bringt, wieder mehr oder wenigstens überhaupt Kinder zu bekommen. Um darauf eine Antwort finden zu können, müssen erst andere Fragen geklärt werden, etwa diese : Warum ist es eigentlich heute keine Selbstverständlichkeit mehr, eine Familie zu gründen? Was hat sich seit der Ära Adenauer geändert? Ist es tatsächlich der pure Egoismus, der diese Paare kinderlos bleiben lässt oder ist es vielleicht doch das Bewusstsein, dass es immer schwieriger wird, in dieser Gesellschaft Kinder groß zu ziehen? Und wer entscheidet eigentlich, ob Kinder in die Welt gesetzt werden, oder nicht ? Tragen die Frauen die Verantwortung oder streiken etwa die Männer?

    Fragen, die in der " Lebenszeit " besprochen werden sollen. Wie immer ist dabei auch die Meinung unserer Hörerinnen und Hörer gefragt.

    Es diskutieren :

    Viola Roggenkamp, Publizistin und Autorin des Buches "Frau ohne Kind - Geschichten einer Tafelrunde". Selbst kinderlos hat die heute 58-jährige 12 kinderlose Frauen zu einem ungewöhnlichen Abendessen eingeladen, einer Tafelrunde, bei der es darum ging, über die unterschiedlichen Gründe der Kinderlosigkeit zu debattieren. Viola Roggenkamp hat dabei die Biographien ganz unterschiedlicher Frauen kennengelernt und festgestellt: Es gibt nicht den einen Grund, warum eine Frau keine Mutter wird.

    Prof. Meinhard Miegel, Sozialforscher, Vorsitzender des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft in Bonn. Er sagt, die Kinderarmut lastet "wie eine Hypothek auf dem materiellen Wohlstand" westlicher Industrieländer wie der Bundesrepublik.

    Achim Brauer, Sozialarbeiter und Vater von vier Kindern, er kann sich ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen und möchte sie auch aufwachsen sehen.

    Zugeschaltet werden außerdem

    Renate Schmidt, MdB, SPD, ehemalige Bundesfamilienministerin, Mutter dreier Kinder. Sie brach mit 17 die Schule ab, weil sie schwanger wurde , war vorübergehend allein erziehend und packte trotz aller Widrigkeiten ihre Karriere.

    Meike Dinklage, Journalistin, Autorin des Buches "Der Zeugungsstreik". Die 42-jährige ist selbst kinderlos und der Überzeugung, dass Männer einen erheblichen Anteil daran haben, dass junge Paare sich so häufig gegen eine Familie mit Kindern entscheiden. Sie sprach mit Frauen und Männern über deren Leben und fragte nach den Hintergründen für die Kinderlosigkeit.