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"O Superman höre ich ganz oft zum Einschlafen"

Bibiana Beglau ist eine der großen deutschen Schauspielerinnen, sie hat den Grimme-Preis bekommen und den Silbernen Bären, für den Europäischen Filmpreis war sie nominiert. Sie spielte an zahlreichen Theatern. Bekannt wurde Bibiana Beglau mit der Hauptrolle in Volker Schlöndorffs "Die Stille nach dem Schuss".

Von Andi Hörmann |
    Der musikalische Klassiker von Bibiana Beglau ist das Stück "O Superman" von Laurie Anderson aus dem Jahr 1981 (beziehungsweise 1982 vom Debüt-Album "Big Science).

    "Ich bin Bibiana Beglau. Ich bin Schauspielerin: Spiele immer wieder im Fernsehen, im Kino, aber auch am Theater. Und mein Klassiker ist von Laurie Anderson 'O Superman'. Von dem Album 'Big Science'. Diese Stimme von Laurie Anderson, die hat mich sofort gepackt. Ich höre das Album als Ganzes eigentlich nicht. Ich höre aber diesen einen Song, den höre ich ganz oft zum Einschlafen: 'O Mom and Dad. Mom and Dad...'.Weil es einfach so einen Kosmos aufreißt. Es hat so ein bisschen Weltall-Charakter. "Das Lied 'O Superman' habe ich, ich glaube Mitte der 1990er entdeckt, mit einem Regisseur zusammen, Falk Richter, mit dem ich sehr viel zusammen gearbeitet habe. Der spielte plötzlich diese Musik. Und es ist ja sehr einfach strukturell gehalten. Dann habe ich immer diesem Text gelauscht und gedacht: Worum geht es denn da? Was ist denn da? Da ruft eine Mutter ihren Sohn an."

    "Hello, hello. Hallo, hallo.' Diese Penetranz, in ein Telefon zu sprechen, dieses bohren nach Antwort. Es kann natürlich keiner so gut nach Antwort bohren wie die eigenen Eltern, denen man ja auch Dinge verschweigen möchte, indem man sagt: nein, hier ist keiner zu Hause. Man sitzt vor seinem Anrufbeantworter. Man könnte auch den Hörer abnehmen und sagen: Mutter, halt die Klappe! Macht man natürlich nicht. Mit Carolin Emcke, das ist eine Journalistin, haben wir eine Lesung in Köln gemacht. Und wir haben unser Lieblingslied vorgestellt. Ich stellte 'O Superman' vor und das Publikum fing nach zwei Minuten an zu lachen. Weil die dachten: Was ist das denn jetzt? Das ist ja immer nur 'dip-dip-dip-dip...' Töne, die sich permanent immer nur wiederholen. Wie wenn man auf einer Klaviertaste immer nur einen Ton spielt und das aber irgendwie zwei Minuten lang. Und irgendwann merkte ich dann auch wie bescheuert das eigentlich ist. Bis dann der Gesang einsetzt. Der eigentlich genau so einfach ist. Aber dadurch, dass der Text so interessant ist, passiert eben noch was anderes. Der Text besingt eben den Telefonanruf, eigentlich einer Mutter, die einen langen 'Arm' hat. Aber 'arms' heißt ja auch 'Waffe'. Zum Schluss weiß man nicht mehr: Was meint sie denn jetzt? Also ist es der Arm der Mutter oder ein Gerät der Gewalt. Diese Form von Strenge und Witz, das wäre was, was ich als einen Schritt ins moderne Leben bezeichnen würde."