Eine wichtige Mitteilung vorweg: Wie soeben bekannt wurde, ist die deutsche Bundesregierung im Laufe des Abends verstaatlich worden.
"Ich seh mich nicht absichtlich als Politprovokateur."
Und doch spielt Max Uthoff gleich zu Beginn seines neuen Programms mit dem Publikum, weckt Erwartungen, die er sofort durch einen drögen Witz wieder konterkariert, um dann mit dem eigentlichen Programm zu beginnen:
Guten Abend. Wundervoll, dass Sie da sind. Sie hätten sich ja auch einen schönen Abend machen können.
Lässig steht er da im gepflegten Anzug: seriös, sympathisch sein beruhigend freundlicher Tonfall, der es aber in sich hat. Kaum eine Minute ist er erst auf der Bühne, und das Publikum ist längst auf seiner Seite. Denn:
Wir brauchen uns: Der deutsche Zuschauer und der Kabarettist, das ist eine Liaison, die schon seit Langem hält, eine gewachsene Beziehung…
... in der er sich seit seinem ersten Programm schnell einen Namen gemacht hat als hoffnungsvoller Newcomer der politischen Satire, der sich mit großer sprachlicher Eleganz und Hang zum Zynismus etliche Preise erspielte.
"Ich mache das, was mir gefällt und mir gefällt, Dinge natürlich mal von ner andern Seite sehen, sie mal auf den Kopf zu stellen und ein bisschen durchzuschütteln."
Und im nächsten Jahr wird er dafür auch noch den Förderpreis zum Deutschen Kabarettpreis erhalten. Er ist oben angekommen, in der ersten Liga der Kabarettisten - und er weiß:
Ich brauche Sie, ja, weil eben mein Carport aus handgetriebenem Korallen-Yton noch nicht abbezahlt ist-, und Sie brauchen mich, weil meine systemkritische, regierungsfeindliche Meinung Ihre widerspiegelt. Durch mich fühlen Sie sich heute Abend in Ihrer kritischen, regierungsfeindlichen Haltung wahrgenommen!
Nun geht es ums "Oben bleiben". Um die Überlebenstechniken und die Strategien der Machterhaltung - im weitesten Sinne - nicht nur bezogen auf die Politiker. Sein Zentralthema in diesem Programm.
Die Welt wird immer komplizierter und da haben monokausale Erklärungsversuche Hochkonjunktur: Gott sieht alles! Die Partei hat immer Recht! Schiri, wir wissen, wo Dein Auto steht!
"Oben bleiben" - Der Titel klingt wie eine Aufforderung, in dem die Verzweiflung des Ertrinkenden mitschwingt. Ein Titel, der zynisch wird, wenn er von ihm auf die afrikanischen Flüchtlinge bezogen wird, - der vieles beinhaltet. Am Anfang zum Beispiel die Notwendigkeit, dass der Mensch sich wahrgenommen fühlt; seine internette Suche nach Freundschaft und spiritueller Sicherheit:
Die Vervollkommnung des Menschen im kapitalistischen System, sie kann nur über den Konsum erfolgen ... der Mensch lebt nicht nur vom Brot und Wasser, nein, nach einer Weile braucht er auch Genitalohrringe von Swarowski.
Oben bleiben - das gilt aber auch für den Versuch, Europa zu retten. Es geht um Druck und Angst als Herrschaftsmittel, um Emanzipation und Rebellion, um den sportlichen Wahnsinn ständiger Beschäftigung als Ablenkung von den wirklich wichtigen Fragen, um den Bildungsnotstand und die PISA-Panik oder um die enttäuscht kritische Auseinandersetzung mit den Grünen, die hämische Abrechnung mit der FDP und natürlich auch mit der früher mal dominierenden Partei seiner Heimat:
Aber das liegt daran, dass ich Bayer bin, sich mit der CSU zu beschäftigen, das gehört quasi mit zum Frühstück.
Und Max Uthoff beobachtet genau, trifft die Widersprüche, die uns umgeben, auf den Punkt, selbst wenn es nur Fundstücke sind:
.
So wie "rechtes Gedankengut" oder "katholischer Sektenbeauftragter". Für "Sicheres Entlager" brauchen wir einen Ort, wo gefährliche Dinge lagern, die nie wieder an die Öffentlichkeit kommen sollen - so was wie Helmut Kohls Gedächtnis.
"Es geht um viele Dinge. Ich mäandere so herum, bin Mäandertaler…"
... der das Publikum in seinem assoziativen Gedankenstrom aus alltäglichen Beobachtungen und tagesaktuellen, politischen Betrachtungen mitreißt.
"Aber es ist keine soziologische Studie."
Eher ein großer Fließtext, der sich aus zahlreichen, pointierten Facetten zusammensetzt.
"Ich mag es, wenn Zuschauer nach fünf Minuten nicht mehr wissen, wie ich selbst jetzt auf dieses Thema gekommen bin."
"Oben bleiben" - ist ein anspruchsvolles, gut zweistündiges Programm, ohne irgendwelchen Bühnenschnickschnack, das allein auf die Kraft der Sätze vertraut, die Max Uthoff wie pointierte, musikalische Variationen seines Grundthemas präsentiert.
"Ich versuche immer einen gewissen - Spannungsbogen ist übertrieben, - aber eine gewisse Melodie zu."
Eine gelungene Premiere mit nur kleinen Schwächen in der Performance; manchmal vielleicht etwas anstrengend beim ersten Zuhören. Mit "Oben bleiben" jedenfalls zeigt Max Uthoff wieder, in welcher Liga er als Kabarettist spielt.
"Ich seh mich nicht absichtlich als Politprovokateur."
Und doch spielt Max Uthoff gleich zu Beginn seines neuen Programms mit dem Publikum, weckt Erwartungen, die er sofort durch einen drögen Witz wieder konterkariert, um dann mit dem eigentlichen Programm zu beginnen:
Guten Abend. Wundervoll, dass Sie da sind. Sie hätten sich ja auch einen schönen Abend machen können.
Lässig steht er da im gepflegten Anzug: seriös, sympathisch sein beruhigend freundlicher Tonfall, der es aber in sich hat. Kaum eine Minute ist er erst auf der Bühne, und das Publikum ist längst auf seiner Seite. Denn:
Wir brauchen uns: Der deutsche Zuschauer und der Kabarettist, das ist eine Liaison, die schon seit Langem hält, eine gewachsene Beziehung…
... in der er sich seit seinem ersten Programm schnell einen Namen gemacht hat als hoffnungsvoller Newcomer der politischen Satire, der sich mit großer sprachlicher Eleganz und Hang zum Zynismus etliche Preise erspielte.
"Ich mache das, was mir gefällt und mir gefällt, Dinge natürlich mal von ner andern Seite sehen, sie mal auf den Kopf zu stellen und ein bisschen durchzuschütteln."
Und im nächsten Jahr wird er dafür auch noch den Förderpreis zum Deutschen Kabarettpreis erhalten. Er ist oben angekommen, in der ersten Liga der Kabarettisten - und er weiß:
Ich brauche Sie, ja, weil eben mein Carport aus handgetriebenem Korallen-Yton noch nicht abbezahlt ist-, und Sie brauchen mich, weil meine systemkritische, regierungsfeindliche Meinung Ihre widerspiegelt. Durch mich fühlen Sie sich heute Abend in Ihrer kritischen, regierungsfeindlichen Haltung wahrgenommen!
Nun geht es ums "Oben bleiben". Um die Überlebenstechniken und die Strategien der Machterhaltung - im weitesten Sinne - nicht nur bezogen auf die Politiker. Sein Zentralthema in diesem Programm.
Die Welt wird immer komplizierter und da haben monokausale Erklärungsversuche Hochkonjunktur: Gott sieht alles! Die Partei hat immer Recht! Schiri, wir wissen, wo Dein Auto steht!
"Oben bleiben" - Der Titel klingt wie eine Aufforderung, in dem die Verzweiflung des Ertrinkenden mitschwingt. Ein Titel, der zynisch wird, wenn er von ihm auf die afrikanischen Flüchtlinge bezogen wird, - der vieles beinhaltet. Am Anfang zum Beispiel die Notwendigkeit, dass der Mensch sich wahrgenommen fühlt; seine internette Suche nach Freundschaft und spiritueller Sicherheit:
Die Vervollkommnung des Menschen im kapitalistischen System, sie kann nur über den Konsum erfolgen ... der Mensch lebt nicht nur vom Brot und Wasser, nein, nach einer Weile braucht er auch Genitalohrringe von Swarowski.
Oben bleiben - das gilt aber auch für den Versuch, Europa zu retten. Es geht um Druck und Angst als Herrschaftsmittel, um Emanzipation und Rebellion, um den sportlichen Wahnsinn ständiger Beschäftigung als Ablenkung von den wirklich wichtigen Fragen, um den Bildungsnotstand und die PISA-Panik oder um die enttäuscht kritische Auseinandersetzung mit den Grünen, die hämische Abrechnung mit der FDP und natürlich auch mit der früher mal dominierenden Partei seiner Heimat:
Aber das liegt daran, dass ich Bayer bin, sich mit der CSU zu beschäftigen, das gehört quasi mit zum Frühstück.
Und Max Uthoff beobachtet genau, trifft die Widersprüche, die uns umgeben, auf den Punkt, selbst wenn es nur Fundstücke sind:
.
So wie "rechtes Gedankengut" oder "katholischer Sektenbeauftragter". Für "Sicheres Entlager" brauchen wir einen Ort, wo gefährliche Dinge lagern, die nie wieder an die Öffentlichkeit kommen sollen - so was wie Helmut Kohls Gedächtnis.
"Es geht um viele Dinge. Ich mäandere so herum, bin Mäandertaler…"
... der das Publikum in seinem assoziativen Gedankenstrom aus alltäglichen Beobachtungen und tagesaktuellen, politischen Betrachtungen mitreißt.
"Aber es ist keine soziologische Studie."
Eher ein großer Fließtext, der sich aus zahlreichen, pointierten Facetten zusammensetzt.
"Ich mag es, wenn Zuschauer nach fünf Minuten nicht mehr wissen, wie ich selbst jetzt auf dieses Thema gekommen bin."
"Oben bleiben" - ist ein anspruchsvolles, gut zweistündiges Programm, ohne irgendwelchen Bühnenschnickschnack, das allein auf die Kraft der Sätze vertraut, die Max Uthoff wie pointierte, musikalische Variationen seines Grundthemas präsentiert.
"Ich versuche immer einen gewissen - Spannungsbogen ist übertrieben, - aber eine gewisse Melodie zu."
Eine gelungene Premiere mit nur kleinen Schwächen in der Performance; manchmal vielleicht etwas anstrengend beim ersten Zuhören. Mit "Oben bleiben" jedenfalls zeigt Max Uthoff wieder, in welcher Liga er als Kabarettist spielt.