Montag, 20. Mai 2024

Aachen
Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt mit Karlspreis geehrt

Der Präsident der Konferenz der europäischen Rabbiner, Pinchas Goldschmidt, ist mit dem Karlspreis der Stadt Aachen geehrt worden. Vizekanzler Habeck würdigte Goldschmidt in seiner Festrede im Aachener Rathaus als prägende Persönlichkeit.

10.05.2024
    Jürgen Linden, Vorsitzender Karlspreis Direktorium (li.) und Sibylle Keupen Oberbürgermeisterin der Stadt Aachen (r.) der Überreichung des Karlspreises an Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt. Er hält die Urkunde in seinen Händen.
    Jürgen Linden, Vorsitzender des Karlspreis Direktoriums (li.), Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, Sibylle Keupen, Oberbürgermeisterin der Stadt Aachen (r.) (IMAGO / Political-Moments / IMAGO)
    Er engagiere sich seit Jahrzehnten für ein Europa der Verständigung, wie es sein könne und sein sollte, sagte Habeck. Die Jury habe mit der Wahl des Preisträgers zugleich ein Zeichen gegen den wachsenden Antisemitismus in Europa gesetzt. Aachens Oberbürgermeisterin Keupen sagte, Goldschmidt stehe für den Dialog und die Überwindung von Grenzen zwischen Religionen und Völkern. Bundespräsident Steinmeier nannte Goldschmidt ein Vorbild gelebter Freiheit. Mit beeindruckender Konsequenz habe Goldschmidt nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sein Amt als Oberrabbiner von Moskau niedergelegt und dem Land den Rücken gekehrt, heißt es in einer vom Bundespräsidialamt verbreiteten Erklärung.
    Goldschmidt selbst warnte, derzeit sei das jüdische Leben in Europa ernsthaft bedroht. Dem müssten die Regierungen noch mehr entgegensetzen. Gemeinsam mit Goldschmidt wurden auch die jüdischen Gemeinden in Europa ausgezeichnet.
    Mit der Preisvergabe wird laut Direktorium auch Goldschmidts Engagement für den interreligiösen Austausch gewürdigt, zum Beispiel mit Vertretern von Muslimen und dem Papst. Viele Jahre war Goldschmidt Oberrabbiner von Moskau. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine verließ er das Land.

    Wichtigste europäische Auszeichnung

    Der seit 1950 für besondere Verdienste um Europa verliehene Karlspreis gilt als eine der wichtigsten europäischen Auszeichnungen. Der Ehrenpreis ist mit einer Urkunde und einer goldenen Medaille verbunden. Zu den Preisträgern gehören unter anderem der ukrainische Präsident Selenskyj, die ehemalige Bundeskanzlerin Merkel, der französische Präsident Macron sowie Papst Franziskus.
    Der Preis wurde nach Kaiser Karl dem Großen benannt, der bereits zu Lebzeiten als "Vater Europas" (Pater Europae) gelobt wurde und als eine nach wie vor das kollektive europäische Geschichtsbewusstsein prägende Persönlichkeit gilt. Am Ende des 8. Jahrhunderts gründete er die Aachener Königspfalz und machte die Stadt so zum politischen, spirituellen und kulturellen Zentrum seines Reiches, welches sich über weite Teile Europas erstreckte. Durch die Namenswahl sollte nach der Vorstellung der Initiatoren eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft geschlagen werden.

    Weitere Informationen

    Aachener Karlspreis - Verleihung an Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt
    Diese Nachricht wurde am 10.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.