"Ernte-Express" - so nannte das damalige Arbeitsamt Ravensburg vor fünf Jahren ein ungewöhnliches Projekt: Arbeitslose sollten zur Obsternte auf die Felder geschickt werden. Sozialpädagogen wurden seinerzeit verpflichtet, um die Arbeitssuchenden für diese neuen Tätigkeiten zu begeistern und sie darauf vorzubereiten. Darüber hinaus organisierten die Arbeitsamts-Mitarbeiter einen Fahrservice, der erntewillige Arbeitslose von zuhause abholte, auf die Plantagen brachte und nach Feierabend wieder zurückfuhr. Doch die Bilanz seinerzeit war ernüchternd: Nach immerhin 45 Info-Veranstaltungen, die Appetit auf den Ernteeinsatz machen sollten, hatten sich seinerzeit gerade mal 273 Arbeitslose bereiterklärt, tatsächlich auf die Felder zu gehen:
"273 ist nicht eine Riesenzahl. Da hat man schon eigentlich kleine Brötchen backen müssen. Letztendlich von dieser herausgefilterten Zahl haben tatsächlich 107 Personen an in unterschiedlicher Dauer, im Schnitt etwa 20 Tage, gearbeitet… "
…so Jürgen Spatz von der Agentur für Arbeit Ravensburg. 107 Arbeitslose auf den Feldern - das ist wenig im Verhältnis zu jenen fast 9500 Erntehelfern aus Osteuropa, die alleine in der Obstbauregion Bodensee alljährlich beschäftigt werden. Nach dem Müntefering-Konzept müssten davon 10 Prozent, also knapp 1000 Erntehelfer, durch Arbeitslose ersetzt werden. Das heißt: Die Nachfrage nach Arbeitslosen in der Obsternte übersteigt das Angebot um etwa das Zehnfache:
" Vor fünf Jahren waren es gerade mal 107, die man geschafft hat. Und ich glaube, die Situation ist an der Stelle nicht besser geworden. Also ich sehe es von der Praktikabilität ehr schwierig, diesen so genannten Erlass von Müntefering so eins zu eins in die Tat umzusetzen. "
Mit dieser Skepsis weiß sich der Experte von der Agentur für Arbeit einig mit den Obstbauern am Bodensee. Heinz Martin führt einen großen Obstbaubetrieb in der Nähe von Friedrichshafen. Er hat mit Arbeitslosen in der Ernte schlechte Erfahrungen gemacht:
" Da haben wir dann vier Arbeitslose beschäftigt. Einer ist gekommen. Der hat dann eine halbe Stunde gearbeitet. Dann war’s fertig. "
Das ist möglicherweise ein Extrembeispiel; zugegeben. Doch Ähnliches hört man von vielen Obstbauern im Bodenseeraum. Heinz Martin kennt auch die Gründe:
" Ich denke, das liegt auch an der Motivation. Finanziell wirkt sich das nicht so positiv aus. Sie verdienen einen Euro pro Stunde zusätzlich gegenüber, wenn sie arbeitslos sind. Das ist das Hauptproblem. Und dann nehmen wir mal die Erdbeerernte: Wenn die wochenweise in gebückte Haltung Erdbeeren pflücken müssen, das machen die zwei Tage. Dann ist es vorbei. Was machen wir dann? "
Das, was die Arbeitslosen im Ernteeinsatz verdienen, muss in der Regel voll auf das Arbeitslosengeld angerechnet werden. Das macht den Ernteeinsatz nicht eben attraktiv, zumal es sich jeweils um eine zeitlich eng befristete Tätigkeit handelt, so Jürgen Spatz von der Agentur für Arbeit in Ravensburg.
" Es führt also nicht dazu, dass jemand jetzt auf längere Zeit einen festen Arbeitsplatz findet. Auch das sind Gründe, die eben dazu führen, dass man nicht in einer großen Zahl Leute gewinnen kann. "
Fazit: Auf dem bloßen Verordnungsweg, also durch die geplante Reduzierung Arbeitsgenehmigungen für ausländische Erntehelfer, lässt sich das Problem aus Sicht von Arbeitsagentur und Obstbauern am Bodensee nicht in den Griff bekommen. Wenn schon Arbeitslose auf die Obstplantagen, dann in modifizierter Form, heißt es dort auf der Basis der gewonnen Erfahrungen. So könnte sich Jürgen Spatz eine bessere Resonanz vorstellen, wenn die Einkünfte aus dem Ernteeinsatz nicht voll auf das Arbeitslosengeld angerechnet werden:
" Ich denke, wenn man mit so einem Versuch starten würde, Arbeitslosengeld zwei zumindest beibehalten und einen gewissen Beitrag wie bei den Ein-Euro-Jobs kann ich dazu verdienen, das würde vielleicht schon einen Anreiz schaffen, zumindest für eine gewisse Zeit zu gewinnen. Und dann könnte es ja sein, dass der eine oder andere hängen bleibt, Klebeeffekt, oder woanders unterkommt. Aber auch da kann ich mir nicht vorstellen, dass es so um die 1000 Arbeitslose hier gibt für ausländische Saisonarbeitnehmer. "
"273 ist nicht eine Riesenzahl. Da hat man schon eigentlich kleine Brötchen backen müssen. Letztendlich von dieser herausgefilterten Zahl haben tatsächlich 107 Personen an in unterschiedlicher Dauer, im Schnitt etwa 20 Tage, gearbeitet… "
…so Jürgen Spatz von der Agentur für Arbeit Ravensburg. 107 Arbeitslose auf den Feldern - das ist wenig im Verhältnis zu jenen fast 9500 Erntehelfern aus Osteuropa, die alleine in der Obstbauregion Bodensee alljährlich beschäftigt werden. Nach dem Müntefering-Konzept müssten davon 10 Prozent, also knapp 1000 Erntehelfer, durch Arbeitslose ersetzt werden. Das heißt: Die Nachfrage nach Arbeitslosen in der Obsternte übersteigt das Angebot um etwa das Zehnfache:
" Vor fünf Jahren waren es gerade mal 107, die man geschafft hat. Und ich glaube, die Situation ist an der Stelle nicht besser geworden. Also ich sehe es von der Praktikabilität ehr schwierig, diesen so genannten Erlass von Müntefering so eins zu eins in die Tat umzusetzen. "
Mit dieser Skepsis weiß sich der Experte von der Agentur für Arbeit einig mit den Obstbauern am Bodensee. Heinz Martin führt einen großen Obstbaubetrieb in der Nähe von Friedrichshafen. Er hat mit Arbeitslosen in der Ernte schlechte Erfahrungen gemacht:
" Da haben wir dann vier Arbeitslose beschäftigt. Einer ist gekommen. Der hat dann eine halbe Stunde gearbeitet. Dann war’s fertig. "
Das ist möglicherweise ein Extrembeispiel; zugegeben. Doch Ähnliches hört man von vielen Obstbauern im Bodenseeraum. Heinz Martin kennt auch die Gründe:
" Ich denke, das liegt auch an der Motivation. Finanziell wirkt sich das nicht so positiv aus. Sie verdienen einen Euro pro Stunde zusätzlich gegenüber, wenn sie arbeitslos sind. Das ist das Hauptproblem. Und dann nehmen wir mal die Erdbeerernte: Wenn die wochenweise in gebückte Haltung Erdbeeren pflücken müssen, das machen die zwei Tage. Dann ist es vorbei. Was machen wir dann? "
Das, was die Arbeitslosen im Ernteeinsatz verdienen, muss in der Regel voll auf das Arbeitslosengeld angerechnet werden. Das macht den Ernteeinsatz nicht eben attraktiv, zumal es sich jeweils um eine zeitlich eng befristete Tätigkeit handelt, so Jürgen Spatz von der Agentur für Arbeit in Ravensburg.
" Es führt also nicht dazu, dass jemand jetzt auf längere Zeit einen festen Arbeitsplatz findet. Auch das sind Gründe, die eben dazu führen, dass man nicht in einer großen Zahl Leute gewinnen kann. "
Fazit: Auf dem bloßen Verordnungsweg, also durch die geplante Reduzierung Arbeitsgenehmigungen für ausländische Erntehelfer, lässt sich das Problem aus Sicht von Arbeitsagentur und Obstbauern am Bodensee nicht in den Griff bekommen. Wenn schon Arbeitslose auf die Obstplantagen, dann in modifizierter Form, heißt es dort auf der Basis der gewonnen Erfahrungen. So könnte sich Jürgen Spatz eine bessere Resonanz vorstellen, wenn die Einkünfte aus dem Ernteeinsatz nicht voll auf das Arbeitslosengeld angerechnet werden:
" Ich denke, wenn man mit so einem Versuch starten würde, Arbeitslosengeld zwei zumindest beibehalten und einen gewissen Beitrag wie bei den Ein-Euro-Jobs kann ich dazu verdienen, das würde vielleicht schon einen Anreiz schaffen, zumindest für eine gewisse Zeit zu gewinnen. Und dann könnte es ja sein, dass der eine oder andere hängen bleibt, Klebeeffekt, oder woanders unterkommt. Aber auch da kann ich mir nicht vorstellen, dass es so um die 1000 Arbeitslose hier gibt für ausländische Saisonarbeitnehmer. "