1992, nahe des 45. Breitengrades: In einem heftigen Sturm verliert ein Frachter vor der chinesischen Küste einen Teil seiner Ladung. Doch darunter waren auch Schiffbrüchige, die sich durch schicksalhafte Fügung retten konnten: nämlich rund 29.000 Enten, Frösche, Biber und Schildkröten aus Plastik, die eigentlich Badewannen in aller Welt bevölkern sollten. Mit einiger Verspätung könnte dies vielleicht dennoch einigen gelingen, denn derzeit tauchen einzelne Exemplare an Stränden in Europa und Nordamerika auf. Nicht als Strandpirat, sondern als ausgewiesener Experte für Strandgut interessiert sich Curtis Ebbesmeyer für die Irrfahrt der außergewöhnlichen Schiffbrüchigen: " Die Oberfläche der Meere ist so mysteriös wie ihre Tiefe, denn man kann Treibgut darauf per Satellit schlecht verfolgen, weil sie Objekte unter zehn Metern kaum darstellen." Um den Weg der Plastik-Havaristen dennoch zu analysieren, organisierte der mittlerweile pensionierte Forscher kurzerhand ein Netzwerk passionierter Strandsucher in aller Welt.
Faszinierenderweise schlugen die kleinen Schwimmkörper ganz unterschiedliche Richtungen ein. So seien einige Exemplare bereits acht Monate nach dem Unglück in Alaska gesichtet worden. Andere Qietscheentchen umfuhren den Golf von Alaska und weiter Richtung Japan, und andere drehten nach rechts in die Bering Strasse und von dort ins arktische Meer. Ebbesmeyer sammelte die Augenzeugen-Berichte über gesichtete Irrläufer und verglich die Standortangaben mit einer Computersimulation von Strömungen im Pazifik. Der Meeresforscher fand dabei heraus, dass die Plastikenten in Wirklichkeit tatsächlich doppelt so schnell unterwegs waren wie das Wasser selbst. Der Grund: offenbar brachten ihre Körper wie kleine Segel die Plastikfiguren auf Touren. "Uns wurde klar, dass Müll sehr schnell um die Welt segelt. Laut Studien über Treibgut an der irischen und britischen Atlantikküste stammen 30 Prozent dieses Abfalls aus Nordamerika." Müll verschwinde eben nicht einfach, sondern kreuze viele Male über die Ozeane und lande schließlich an irgendeinem Strand.
Doch der streunende Plastikzoo ist bei weitem nicht der erste fliegende Holländer, dem Ebbesmeyer folgte. In seinem Logbuch finden sich auch die Spuren von 80.000 Paar Turnschuhen im Pazifik, der Zug Zehntausender Legosteine von England bis nach Florida sowie die Route einer Leiche von Alaska bis Hawaii. So amüsant die Geschichte auch sei, in der Realität stelle dies ein handfestes ökologisches Problem dar. Irgendwann, erodiert von Sonnenlicht und Wellenschlag, würde der Kunststoff quasi zermahlen und sinke auf den Meeresboden. Dort nähmen Kleinstlebewesen das Plastik auf und führten es in die Nahrungskette, in der es wieder zu seinem Schöpfer gelange - zum Menschen. Bereits heute, so sagt eine Studie der US-amerikanischen Meeresschutz-Organisation "Algalite", existiere im Nordpazifik sechs mal mehr Plastikstaub als Plankton. Schon deshalb hofft Curtis Ebbesmeyer, dass möglichst viele Plastiktiere angespült und von umweltbewussten Findern sachgerecht entsorgt werden. Zumindest rund um den nördlichen Atlantik ständen die Chancen in den kommenden Tagen gut, dass Tausende Gummi-Enten ihre Odyssee beendeten und ihrem umweltgerechten Ende an Land entgegen gingen – oder als Rarität doch noch in einer Badewanne landen.
[Quelle: Julia Kastein]
Faszinierenderweise schlugen die kleinen Schwimmkörper ganz unterschiedliche Richtungen ein. So seien einige Exemplare bereits acht Monate nach dem Unglück in Alaska gesichtet worden. Andere Qietscheentchen umfuhren den Golf von Alaska und weiter Richtung Japan, und andere drehten nach rechts in die Bering Strasse und von dort ins arktische Meer. Ebbesmeyer sammelte die Augenzeugen-Berichte über gesichtete Irrläufer und verglich die Standortangaben mit einer Computersimulation von Strömungen im Pazifik. Der Meeresforscher fand dabei heraus, dass die Plastikenten in Wirklichkeit tatsächlich doppelt so schnell unterwegs waren wie das Wasser selbst. Der Grund: offenbar brachten ihre Körper wie kleine Segel die Plastikfiguren auf Touren. "Uns wurde klar, dass Müll sehr schnell um die Welt segelt. Laut Studien über Treibgut an der irischen und britischen Atlantikküste stammen 30 Prozent dieses Abfalls aus Nordamerika." Müll verschwinde eben nicht einfach, sondern kreuze viele Male über die Ozeane und lande schließlich an irgendeinem Strand.
Doch der streunende Plastikzoo ist bei weitem nicht der erste fliegende Holländer, dem Ebbesmeyer folgte. In seinem Logbuch finden sich auch die Spuren von 80.000 Paar Turnschuhen im Pazifik, der Zug Zehntausender Legosteine von England bis nach Florida sowie die Route einer Leiche von Alaska bis Hawaii. So amüsant die Geschichte auch sei, in der Realität stelle dies ein handfestes ökologisches Problem dar. Irgendwann, erodiert von Sonnenlicht und Wellenschlag, würde der Kunststoff quasi zermahlen und sinke auf den Meeresboden. Dort nähmen Kleinstlebewesen das Plastik auf und führten es in die Nahrungskette, in der es wieder zu seinem Schöpfer gelange - zum Menschen. Bereits heute, so sagt eine Studie der US-amerikanischen Meeresschutz-Organisation "Algalite", existiere im Nordpazifik sechs mal mehr Plastikstaub als Plankton. Schon deshalb hofft Curtis Ebbesmeyer, dass möglichst viele Plastiktiere angespült und von umweltbewussten Findern sachgerecht entsorgt werden. Zumindest rund um den nördlichen Atlantik ständen die Chancen in den kommenden Tagen gut, dass Tausende Gummi-Enten ihre Odyssee beendeten und ihrem umweltgerechten Ende an Land entgegen gingen – oder als Rarität doch noch in einer Badewanne landen.
[Quelle: Julia Kastein]