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Odyssee durchs Arbeitsamt

26.07.2000
    Der reibungslose Übergang in den angestrebten Beruf gleich nach dem Examen ist gerade für Geisteswissenschaftler oft sehr schwierig. Aufgabe spezieller Hochschulteams an den Arbeitsämtern ist es deshalb, die jobsuchenden Hochschulabsolventen zu informieren und zu unterstützen. Zeitgemäß verstehen sich die Hochschulteams als service-orientierte Dienstleistungszentren, die eine individuelle und effektive Unterstützung auf dem Weg in die Arbeitswelt leisten wollen. In Köln beispielsweise beraten acht Fachkräfte jährlich ungefähr 2.000 Studierende. Doch wie steht es wirklich mit der unbürokratischen Hilfe für arbeitslose Akademiker? Die Germanistin Meike Nachtwey kann nach drei Stunden Wartezeit und einem 20minütigen Beratungsgespräch eine eher ernüchternde Bilanz ziehen: Sie hatte sich eine konkretere Hilfestellung erhofft und fand, dass das Arbeitsamt ihre Vorstellungen eher abblockte. Bei einer Recherche im Internet war sie auf eine einjährige Fortbildung zur "Multimedia Newsdesignerin" des Weiterbildungszentrums für Medienberufe Haus Busch in Hagen gestoßen. Bei dem Gespräch hatte sie erfahren, dass so kurz nach Beendigung der Uni eine Förderung durch eine Weiterbildungsmaßnahme nicht möglich sei. Mindestens ein halbes Jahr müsse sie arbeitssuchend gemeldet sein, damit sie überhaupt als förderungswürdig eingestuft werden könne.

    Der Leiter des Hochschulteams, Hermann Decker, erläutert, warum man einerseits die Absolventen auffordere, eigene Vorstellungen zu entwickeln, diese dann aber doch nicht bewillige. "Wir müssen in vielen Fällen ein Spagat machen, denn vom Gesetzgeber haben wir den Auftrag, Hilfestellung zu geben, damit derjenige auf dem Arbeitsmarkt unterkommen kann. Den Versicherungszahler kostet eine Fortbildung rund 30.000 Mark, deshalb müssen wir erst einmal versuchen, eine für den Beitragszahler kostengünstigere Lösung zu finden". Nach einer Weitervermittlung an ein Bewerbungs- und Beratungszentrum jobbt die Germanistin mittlerweile als freiberufliche Lektorin. Ihr Fazit: "Im Moment ist es wirklich so, dass ich keine Lust mehr habe, mich mit dem Arbeitsamt herumzuschlagen. Alle Sache, die ich bislang mache, sind auf jeden Fall nicht durch das Arbeitsamt zustande gekommen".

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    Das Angebot des Arbeitsamtes

    Spezielle Hochschulteams an den Arbeitsämtern informieren ausschließlich Studierende und arbeitslose Akademiker

    Hochschulteam des Arbeitsamtes Bochum

    Hochschulteam des Arbeitsamtes Kiel

    Hochschulteam des Arbeitsamtes Stuttgart

    Journalisten-Zentrum Haus Busch