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OECD Skills Outlook 2015
Eintritt in Arbeitswelt für Millionen junger Erwachsener schwer

In der aktuellen OECD-Studie, die in 22 Ländern erhoben wurde, wird Deutschland gelobt. Insgesamt fällt allerdings die Bilanz schlecht aus: Rund 35 Millionen Menschen unter 30 sind beschäftigungslos und nehmen auch an keiner Ausbildungs- oder Weiterbildungsmaßnahme teil.

Von Christiane Habermalz |
    In der neuesten OECD-Studie wird Deutschland mal über den Klee gelobt. "Skills Outlook 2015" heißt die Erhebung, und es geht um die Frage, wie gut jungen Erwachsenen nach Schule und Ausbildung der Einstieg in das Berufsleben gelingt. In Deutschland ist der Anteil der 15- bis 29-Jährigen, die weder in Beschäftigung, noch in der Schule oder in Ausbildung sind, besonders niedrig: nur 5,7 Prozent der hochgebildeten und 10 Prozent der mittel bis schlecht ausgebildeten jungen Menschen sind hierzulande arbeitslos. Grund sei das in Deutschland seit vielen Jahrzehnten erfolgreich etablierte duale System, betont Angel Gurria, frisch wiedergewählter Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
    "Deutschland hat eine starke Tradition in der beruflichen Ausbildung und mit berufsnahen Praktika. Und es ist besonders effektiv darin, junge Menschen in Jobs zu bringen. Mit unter acht Prozent hat Deutschland eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten bei Jugendlichen. Aber in den meisten anderen OECD-Ländern ist für Millionen junger Erwachsener der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt nahezu unmöglich."
    Im OECD-Mittel ist jeder Siebte unter 30 beschäftigungslos und nimmt auch an keiner Ausbildungs- oder Weiterbildungsmaßnahme teil - das sind 35 Millionen junge Menschen. Noch schlimmer: Die Hälfte von ihnen sucht schon gar keine Arbeit mehr, das heißt: Sie haben aufgegeben. Dies könnten sich die Länder weder moralisch noch wirtschaftlich leisten, mahnt Angel Gurria.
    "Die wirtschaftliche und soziale Zukunft aller OECD-Länder wird davon abhängen, ob es ihnen gelingt, ihre Jugend so auszustatten, dass sie auf dem Arbeitsmarkt des 21. Jahrhunderts erfolgreich bestehen kann."
    Die Daten für die Studie wurden in 22 Ländern erhoben, neben Europa noch USA und Kanada, Korea, Japan und Australien. Grund für die schlechte Bilanz sei in erster Linie die wirtschaftliche Krise, in der sich viele Länder befänden. Doch darüber hinaus fehlten vielen Schulabgängern grundlegenden Kompetenzen. Zehn Prozent hätten grundlegende Defizite im Schreiben und Lesen, 14 Prozent im Rechnen. Zudem mangele es an beruflicher Orientierung und Erfahrungen mit der Arbeitswelt. In vielen Ländern würde an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes vorbei ausgebildet. Auch hier sei Deutschland vorbildlich, lobte Gurria. 75 Prozent der jungen Deutschen würden in der Berufsausbildung oder im Studium praxisnahe Erfahrungen sammeln, lediglich zehn Prozent würden "nur" studieren. Andere Staaten könnten von Deutschland viel lernen, sagte Gurria, auch wenn sich das duale System nicht ohne Weiteres auf andere Länder übertragen lasse. Dafür brauche es eine Kultur der beruflichen Ausbildung. Die Vorstellung, dass Unternehmen auch Schulen sein können, sei in vielen Ländern fremd.