"Oedipus Rex" ist ein ungewöhnlich kurzes Opern-Oratorium von nur 50 Minuten. Das ist einer der Gründe, warum es selten aufgeführt wird oder nur in Kombination mit einem anderen Werk. Peter Sellars etwa verknüpfte es 1994 in Salzburg geschickt mit einem anderen Werk Strawinskys, seiner "Psalmensymphonie".
Für Per Boye Hansen, den Leiter der Festspiele Bergen, stand dagegen von Anfang an fest, dass er das Musikdrama um den unglückseligen Ödipus, der herausfindet, Vatermord und Inzest begangen zu haben, für sich allein stehen lassen wollte:
"Es ist eine Art von Urtragödie, ein monumentalistisches, minimalistisches Werk, wie eine Pyramide. Sehr streng, sehr reduziert, aber trotzdem eine große Aussagekraft, keine Note, die zuviel ist. Ich find' das ein wunderbares Werk und alles andere wäre für mich ein unbedeutender Zusatz. Ich habe immer, als ich das Stück gesehen habe, das Rahmenprogramm nie so richtig ernst genommen."
Auch die viel diskutierte Frage, ob man dem Opern-Oratorium, das 1927 in Paris konzertant uraufgeführt wurde, eher mit einer szenischen Produktion gerecht wird, beantwortet der Festspielchef eindeutig mit einem Ja:
"Ich finde, es ist keine unentschiedene Form. Es ist eine sehr, sehr klare Form, es ist eine Mischform, aber als solches ist es sehr, sehr klar und eindeutig gewollt, wenn man Strawinskys eigene Aussagen liest. Es ist nicht so, dass er konnte sich nicht entscheiden, er hat sich für diese Mischform entschieden. "
Der Norweger Eirik Stubø, dem der Festspielchef die Regie anvertraut hat, verzichtet zwar auf die von Strawinsky vorgegebenen stilisierten Kostüme und Masken, wahrt aber mit seinem sehr sparsamen Einsatz theatralischer Mittel die gewünschte Künstlichkeit.
Für ihn kam es nicht infrage, mit dem Chor szenisch zu arbeiten, ihm exponierte Gebärden und Gesten zu verordnen wie einst Peter Sellars:
"Strawinsky schwebte ja mehr eine Art Antitheater vor, weshalb er auch einen Sprecher mit Zwischentexten vorsah, der alle dramatischen Ereignisse berichtet, bevor sie sich ereignen, so dass sich Spannung gar nicht erst aufbauen kann. Nichtsdestoweniger bin ich für eine optische Dimension. Mein Bühnenraum betont die Monumentalität und stärkt die suggestive Kraft."
Für diese Effekte braucht Stubø nicht mehr als einen eisernen Vorhang. Er ist zugleich Portal eines imaginären königlichen Palasts und Sinnbild eines unabwendbaren Schicksals.
Lange Zeit positionieren sich Chor und Solisten dicht an der Rampe in einem schmalen Spalt unter dem tief hinunter gefahrenen Vorhang bis sich zum feierlichen Gloria des Chores der Bühnenraum eindrucksvoll weitet. Es ist der große Auftritt einer stolzen Frau, die nicht wahrhaben will, dass ihr Sohn zum Mörder wurde und alle zu beruhigen sucht, indem sie das Orakel der Lüge bezichtigt.
Beachtung verdient die Produktion in Bergen vor allem musikalisch, und das, obwohl ausgerechnet die Titelpartie wenige Tage vor der Premiere umbesetzt werden musste. So souverän wie der Kanadier Gordon Gietz seinen anspruchsvollen Part meisterte, wäre man nicht auf die Idee gekommen, dass er ihn auf die Schnelle erst einstudieren musste.
Auch alle anderen Solisten sowie Chor und Orchester der Den Nye Opera Bergen sangen und musizierten unter Baldur Brönnimann vorzüglich.
Ein besonders innovatives Projekt in den kommenden 14 Tagen des Festivals verspricht die vierteilige Konzertreihe für Neue Musik "Theater fürs Ohr", konzipiert von dem norwegischen Komponisten Henrik Hellstenius. Er präsentiert eine musikalische Installation, in der der Klang inszeniert wird. Die Avantgarde ist in Bergen gut aufgestellt.
Für Per Boye Hansen, den Leiter der Festspiele Bergen, stand dagegen von Anfang an fest, dass er das Musikdrama um den unglückseligen Ödipus, der herausfindet, Vatermord und Inzest begangen zu haben, für sich allein stehen lassen wollte:
"Es ist eine Art von Urtragödie, ein monumentalistisches, minimalistisches Werk, wie eine Pyramide. Sehr streng, sehr reduziert, aber trotzdem eine große Aussagekraft, keine Note, die zuviel ist. Ich find' das ein wunderbares Werk und alles andere wäre für mich ein unbedeutender Zusatz. Ich habe immer, als ich das Stück gesehen habe, das Rahmenprogramm nie so richtig ernst genommen."
Auch die viel diskutierte Frage, ob man dem Opern-Oratorium, das 1927 in Paris konzertant uraufgeführt wurde, eher mit einer szenischen Produktion gerecht wird, beantwortet der Festspielchef eindeutig mit einem Ja:
"Ich finde, es ist keine unentschiedene Form. Es ist eine sehr, sehr klare Form, es ist eine Mischform, aber als solches ist es sehr, sehr klar und eindeutig gewollt, wenn man Strawinskys eigene Aussagen liest. Es ist nicht so, dass er konnte sich nicht entscheiden, er hat sich für diese Mischform entschieden. "
Der Norweger Eirik Stubø, dem der Festspielchef die Regie anvertraut hat, verzichtet zwar auf die von Strawinsky vorgegebenen stilisierten Kostüme und Masken, wahrt aber mit seinem sehr sparsamen Einsatz theatralischer Mittel die gewünschte Künstlichkeit.
Für ihn kam es nicht infrage, mit dem Chor szenisch zu arbeiten, ihm exponierte Gebärden und Gesten zu verordnen wie einst Peter Sellars:
"Strawinsky schwebte ja mehr eine Art Antitheater vor, weshalb er auch einen Sprecher mit Zwischentexten vorsah, der alle dramatischen Ereignisse berichtet, bevor sie sich ereignen, so dass sich Spannung gar nicht erst aufbauen kann. Nichtsdestoweniger bin ich für eine optische Dimension. Mein Bühnenraum betont die Monumentalität und stärkt die suggestive Kraft."
Für diese Effekte braucht Stubø nicht mehr als einen eisernen Vorhang. Er ist zugleich Portal eines imaginären königlichen Palasts und Sinnbild eines unabwendbaren Schicksals.
Lange Zeit positionieren sich Chor und Solisten dicht an der Rampe in einem schmalen Spalt unter dem tief hinunter gefahrenen Vorhang bis sich zum feierlichen Gloria des Chores der Bühnenraum eindrucksvoll weitet. Es ist der große Auftritt einer stolzen Frau, die nicht wahrhaben will, dass ihr Sohn zum Mörder wurde und alle zu beruhigen sucht, indem sie das Orakel der Lüge bezichtigt.
Beachtung verdient die Produktion in Bergen vor allem musikalisch, und das, obwohl ausgerechnet die Titelpartie wenige Tage vor der Premiere umbesetzt werden musste. So souverän wie der Kanadier Gordon Gietz seinen anspruchsvollen Part meisterte, wäre man nicht auf die Idee gekommen, dass er ihn auf die Schnelle erst einstudieren musste.
Auch alle anderen Solisten sowie Chor und Orchester der Den Nye Opera Bergen sangen und musizierten unter Baldur Brönnimann vorzüglich.
Ein besonders innovatives Projekt in den kommenden 14 Tagen des Festivals verspricht die vierteilige Konzertreihe für Neue Musik "Theater fürs Ohr", konzipiert von dem norwegischen Komponisten Henrik Hellstenius. Er präsentiert eine musikalische Installation, in der der Klang inszeniert wird. Die Avantgarde ist in Bergen gut aufgestellt.