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Öffentlich-Rechtliche
Sparen bei den Gehältern?

WDR-Intendant Tom Buhrow hat sich in einem Interview dazu bereit erklärt, "über mehr Zurückhaltung bei den Gehältern zu sprechen". Das bringe aber nur dann etwas, wenn es alle betreffe. Deshalb haben wir bei allen öffentlich-rechtlichen Medienhäusern nachgefragt.

Von Christoph Sterz | 24.07.2018
    Tom Buhrow, Intendant des WDR.
    WDR-Intendant Tom Buhrow hat eine Diskussion über Gehälter bei den Öffentlich-Rechtlichen angestoßen. (picture alliance / Rolf Vennenbernd / dpa)
    Im Interview mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe ist der Intendant des Westdeutschen Rundfunks, Tom Buhrow, gefragt worden, ob er sich vorstellen könne, die Gehälter seiner leitenden Mitarbeiter zu kürzen. Die Frage enthielt auch den Hinweis darauf, dass Buhrow mit 399.000 Euro Jahresgehalt der Großverdiener unter den öffentlich-rechtlichen Intendanten ist.
    Buhrow antwortete, dass sein Gehalt von den Gremien bestimmt werde - "angesichts der Bedeutung und Verantwortung dieser Aufgabe". Er sei "aber durchaus bereit, über mehr Zurückhaltung bei den Gehältern zu sprechen". Das bringe allerdings "in der Summe nur dann was, wenn es alle betrifft".
    @mediasres hat daraufhin alle anderen Landesrundfunkanstalten der ARD, ZDF und Deutschlandradio um Stellungnahme zu dieser Aussage gebeten.
    Hinweis auf Kontrolle durch Gremien
    Das ZDF sieht keinen Handlungsbedarf. Die Gehälter seien ausgewogen und leistungsgerecht. Die Gehälter der Führungskräfte unterlägen der Kontrolle des Verwaltungsrats.
    Das Deutschlandradio schreibt, dass das Gehalt seines Intendanten im Vergleich zu anderen Landesrundfunkanstalten im unteren Drittel liege. "Alle außertariflichen Verträge und die damit verbundenen Leitungsfunktionen sind im Deutschlandradio zeitlich befristet. Angesichts der allgemein angespannten finanziellen Rahmenbedingungen genießen Zurückhaltung und Wirtschaftlichkeit auch bei den Personalkosten höchste Priorität."
    Verweis auf bisherige Einsparungen
    Der Norddeutsche Rundfunk verweist auf die Komplexität des Themas. Die Frage nach den Gehältern leitender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedürfe umfangreicher Klärung, unter anderem mit dem Verwaltungsrat.
    Ganz ähnlich lautet die Antwort des Hessischen Rundfunks. Die Zuständigkeit für das Gehalt des Intendanten liege beim Verwaltungsrat. Bei jeder Neubesetzung seien zuletzt konsequent Einsparungen vorgenommen worden.
    So habe auch Intendant Manfred Krupp bei seinem Amtsantritt im Vergleich zu seinem Vorgänger einen Gehaltsverzicht akzeptiert. Die Gehälter beim Hessischen Rundfunk orientierten sich zudem seit Jahren an den Tarif-Abschlüssen des öffentlichen Dienstes der Länder.
    Bindung an Tarifverträge
    Darauf verweist auch der Bayerische Rundfunk. Zudem spreche Tom Buhrow im Interview nur von "Zurückhaltung bei den Gehältern". An welche Gehälter er dabei genau denkt, werde nicht ausgeführt. Tatsächlich war Buhrow konkret nach leitenden Mitarbeitern gefragt worden.
    Auch der Mitteldeutsche Rundfunk schreibt, dass bei Führungskräften in der Mehrzahl der Fälle das Tarifrecht greife. Demnach seien auch die Gewerkschaften zu befragen, "ob sie in den nächsten Tarifrunden freiwilligen Verzicht üben wollen".
    Sparsamkeit "ins Stammbuch geschrieben"
    Der Rundfunk Berlin-Brandenburg verweist darauf, dass ihm "das Gebot der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit mit seinem Staatsvertrag ins Stammbuch geschrieben" sei. "Zurückhaltung bei den Gehältern (…) ist für uns Wegbegleiter seit der Gründung des Senders", heißt es vonseiten des RBB.
    Die Intendanten von Radio Bremen, des Südwestrundfunks und des Saarländischen Rundfunks waren am Montag nicht zu erreichen.