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Öko-Autos-Ranking
Nur ein bisschen besser

Der ökologische Verkehrsclub Deutschland VCD stellt jedes Jahr eine Bestenliste der saubersten Autos vor. Neben der Lärmentwicklung interessiert vor allem deren CO2-Ausstoß. Wirklich viel hat sich technisch offenbar nicht getan, am Ende entschieden fünf Gramm über den ersten Rang.

Von Dieter Nürnberger | 13.08.2014
    Die Autobahn 2 abends, dahinter ein Windrad
    Knapp 44 Millionen PKW sind 2014 in Deutschland zugelassen. (picture-alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
    Bei der Auto-Umweltliste geht es um vier Kriterien - das wichtigste hierbei ist der CO2-Ausstoß, also der entscheidende Faktor bei Klimaschutz. Das geht mit 60 Prozent in die Bewertung ein. Und weitere Kriterien betreffen die Lärmentwicklung des Fahrzeugs und auch den Ausstoß weiterer Luftschadstoffe, wie Stickoxiden beispielsweise. Wer also in der Autoumweltliste des Verkehrsclubs oben liegen will, die übrigens in diesem Jahr zum 25. Mal erstellt wurde, der muss bei diesen ökologischen Kriterien punkten.
    Und vorn liegt in diesem Jahr ein Hybridfahrzeug, das sind Modelle, die jeweils einen Benzinmotor haben, kombiniert mit einem Elektroantrieb. Interessant ist, dass hier in den vergangenen Jahren bei der Brenn-Motorenentwicklung nicht mehr so viel passiert ist - deswegen konzentrieren sich die Hersteller nun auf die Optimierung, das kann beispielsweise durch Gewichtsreduzierung des Fahrzeuges geschehen. Und genau dies trifft in diesem Jahr auf die Nummer eins in der Liste zu. Gerd Lottsiepen, der Auto-und Mobilitätsexperte beim Verkehrsclub Deutschland.
    "Unsere Nummer eins, der "Lexus CT 200h" hat schon einmal das Ranking gewonnen - 2011. Das Auto konnte jetzt, durch geringfügige Änderungen an der Karosserie und durch rollwiderstandsärmere Reifen ein paar Gramm CO2 einsparen, konkret fünf Gramm. Hat somit die Spitzenreiter des vergangenen Jahres wieder von Platz eins verdrängt."
    Hybrid- und Erdgasfahrzeuge vorne
    Der Sieger ist ein Auto der Kompaktklasse ist, also kein Kleinmodell. Auf den folgenden drei Plätzen folgen dann übrigens drei Erdgas-Fahrzeuge - von "Volkswagen", "Seat" und "Skoda" - das sind im Grunde baugleiche Fahrzeuge, die das Siegertreppchen in diesem Jahr knapp verpasst haben. Sie verbrennen vergleichsweise sauber und haben ebenso niedrige Emissionswerte.
    Mit Blick auf die Top 10 lässt sich somit schon ausmachen, dass Hybrid- und Erdgasmodelle für den Verkehrsclub derzeit die erste Wahl darstellen. Auch bei den Erdgasfahrzeugen gibt es ja noch Unterstützung durch Benzinantrieb.
    "Alle diese Fahrzeuge haben einen zusätzlichen Benzintank - für maximal 14 Liter. Wie weit kommt man mit einem Fahrzeug dieser Größe? Das sind rund 150 Kilometer, was ungefähr auch der Reichweite entspricht, die Elektrofahrzeuge im besten Fall erreichen. Das ist fatal, weil die Reichweiten-Angst in den vergangenen 10 oder 20 Jahren auch beim Erdgas-Auto die Leute davon abgehalten hat, diese zu kaufen."
    Erdgasfahrzeuge sind im Einkauf - im Vergleich zu einem reinen Benziner - rund 2.500 Euro teurer, dafür aber spare man später beim Tanken, so Gerd Lottsiepen.
    Deutlich wird aber auch, dass die Verkaufszahlen von Hybrid- und Erdgasfahrzeugen in Deutschland relativ gering sind. Bei den Erstzulassungen 2013 kamen sie zusammen auf rund 30.000 Modelle, Benziner und Diesel-getriebene Fahrzeuge hingegen auf rund 3 Millionen.
    Elektroautos wurden übrigens noch nicht gelistet, die Herstellerangaben zu Reichweiten seien derzeit noch nicht verlässlich genug, so der VCD.
    Für Gerd Lottsiepen entscheidend ist aber eher die Tatsache, dass es inzwischen sparsame und auch klimafreundliche Modelle gibt. Beispiel: der durchschnittliche CO2-Ausstoss bei den Top-Ten-Modellen.
    "Da kommen wir auf einen Durchschnitt von 87 Gramm pro Kilometer. Das ist schon heute besser, als der Grenzwert, den die EU für das Jahr 2020 mit 95 Gramm CO2 festgelegt hat."
    Aufforderung an die Hersteller
    Somit darf und soll man die Auto Umweltliste auch stets als Aufforderung an die Hersteller begreifen, immer bessere Alternativen zu den üblichen Spritschluckern zu entwickeln. Gerd Lottsiepen appellierte denn heute auch zum wiederholten Mal an die deutschen Hersteller, hier noch einen Zahn zuzulegen, denn sie würden im Vergleich zu asiatischen Herstellern hinterherhinken.
    "Das liegt unter anderem daran, dass die deutsche Autoindustrie eben teilweise auch beim Hybrid hinterherhinkt. Zudem konzentriert sie sich zu stark auf das Premium-Segment - das ist unseres Erachtens ein gefährlicher Weg. Und auch auf das fragile Geschäft mit Russland und China, das läuft derzeit gut, sollte sich die deutsche Industrie nicht verlassen."
    Und mit dieser Einschätzung zur deutschen Hersteller-Politik - zurück nach Köln.