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Öko-Cut und Bio-Welle

Die meisten Friseurläden sind eher klein, doch ihr Verbrauch ist beträchtlich: 20 bis 100 Liter Wasser rauschen pro Haarbehandlung durch die Leitung, dazu kommt jede Menge Wäsche und Chemieabfall aus Shampoos, Farben und Festigern. Für die Beschäftigten und manchmal auch für die Kunden bringt die Arbeit obendrein ein beträchtliches Allergierisiko - kurzum: In Bezug auf die Umweltverträglichkeit hat ein Friseursalon jede Menge Spielraum für Verbesserungen. Ein Berliner Friseur hat hierfür jede Menge Ideen verwirklicht.

von Daniela Siebert |
    Der Strom für diesen Fön kommt ganz normal aus der Steckdose und ist noch nicht mal besonderer Öko-Strom. Aber das ist auch schon beinahe alles, was bei "Maik Baber" so ist wie in anderen Friseursalons. Denn wo immer es geht und ökonomisch tragbar ist, hat man sich hier umweltfreundliche Lösungen einfallen lassen. Das betrifft vor allem den Energie- und Wasser-Verbrauch, aber auch den Müll. Die Wände sind in einem hellen Gelb gestrichen. Ein freundlicher Farbton, der vor allem das Licht reflektiert. Die Beleuchtung selbst kommt durch die großen Fenster und von HQI-Leuchten, die besonders stromsparend sind. Die Handtücher zum Haartrocknen sind halb so groß wie gewöhnlich, so dass mehr davon in die Waschmaschine passen. Diese wiederum hat einen sehr niedrigen Verbrauch und eine besonders lange Lebensdauer. An den Haarwaschbecken sind direkt am Hahn Thermostate eingebaut. Dadurch kommt konstant 38 Grad warmes Wasser aus der Leitung und es gibt keinen Ablaufverlust durch die Temperaturregulierung von Hand mehr. Stichwort Müll: Bei den Haarpflegemitteln, die in dem Geschäft verkauft werden, gibt es keinerlei Umverpackungen, auch sonst wird die Müllmenge so gering wie möglich gehalten und natürlich getrennt. Chef und Namensgeber des Salons ist der 34jährige Maik Baber. Und der ist alles andere als ein Öko-Fundi.

    Baber: "Das ist der Spaßfaktor. Also ich hab da schon Spaß dran. Es ist schon so: nicht unbedingt so sein wie alle, das ja so als erstes mal. Wenn ich dann sage: ich bin in Pflanzenfarbe und ich bin gut...und wenn ich dann noch ein Stückchen weitergehen kann, dann tue ich das einfach.... Und wenn ich Mitarbeiter habe, die bei mir anfangen und sagen, sie haben Probleme mit der Haut und die mir nach nem Vierteljahr sagen, sie bräuchten eigentlich nicht mal mehr Handschuhe zum Waschen, dann ist das einfach der richtige Weg. Oder ich sehe bei den Kunden: ich habe Haare mit denen ich einfach gut arbeiten kann. Auch nachdem die jetzt sechs, sieben, acht Jahre färben, sind das immer noch Haare, da kann ich einen Haarschnitt machen und das sitzt und das ist klasse und das ist gut. Und ich kann das gut anfassen, gerne anfassen und brauche nicht besonders viel Haarpflege, damit es aussieht wie ein wirklich schönes Haar."

    Zusammen mit seinem Kompagnon Martin Reuter tüftelt Baber immer wieder neue Lösungen aus, die im Friseurbetrieb, für eine bessere Ökobilanz sorgen. Besonders raffiniert ist zum Beispiel ihre Erfindung in Sachen Haarwaschen.

    Baber: "Wir haben eine bestimmte Waschtechnik entwickelt, wir arbeiten mit so Wasch-Flaschen, d.h. das Shampoo wird verdünnt, dann ist es so, die heutigen Shampoos enthalten halt waschaktive Substanzen, man braucht da eigentlich nicht mehr so viel massieren und machen, was wir dann schon tun, allein, damit der Kunde sich wohlfühlt, aber man verdünnt dieses Shampoo was auf dem Kopf ist immer wieder mit etwas Wasser, man kann sich das vorstellen wie so nen Wäschesprenger von früher, womit man so die Wäsche vorm Bügeln nass gemacht hat, es wird langsam immer wieder Wasser zugegeben, dadurch emulgiert man den Schaum langsam aus und das macht man drei Mal und ganz zum Schluss hat man sozusagen mit dem Wasserstrahl nur noch einen Hauch von Schaum, den man abspülen muß, dadurch sparen wir am Tag ungefähr 500 Liter warmes Wasser."

    Inzwischen hat sogar die Friseur-Innung dieses Haarwaschverfahren aufgegriffen und bringt es Lehrlingen in einer überbetrieblichen Ausbildung bei. Das war nicht immer so. Im Gegenteil. Maik Baber hat in seiner Branche als Außenseiter begonnen. Die Vorreiterposition musste er sich mit seiner umweltbewussten Einstellung erst mühsam erkämpfen. Für Baber selbst begann die Öko-Welle vor vielen Jahren in Berlin. Damals kam er als junger Friseur nach Kreuzberg und entdeckte Henna als Haarfärbemittel. Das begeisterte ihn und er fing an nach anderen Pflanzenfarben zu suchen. Heute bietet sein Salon ein großes Repertoire an pflanzlichen Haarfärbe-Mitteln und das dazu gehörige Know-How. Die Farbspektren von Henna, Sandelholz, Kamille und Co bilden nämlich eine Wissenschaft für sich. Viele Kunden wissen diese Kunst zu schätzen und kommen speziell wegen der Pflanzenfarben zu Maik Baber. Auch eine Kundin mit rotbraun gefärbten kurzen Haaren. Sie kommt alle sechs Wochen vorbei, wenn das Grau darunter wieder nachwächst:

    Kundin: "Ich bin bestimmt seit 10 Jahren hier, würde ich mal sagen, hab x andere Salons aufgesucht, komm aus Spandau also fahr immer gut eine Stunde, also das spricht eigentlich dafür und Pflanzenfarbe kann ich nur empfehlen, weil die Struktur, die Haarstärke ist einfach fester.... und ich nehme die Zeit wirklich gerne in Kauf: zwei Stunden sitzen, eine Stunde Fahrt - ich fühle mich rundum wohl!"

    Zwei bis drei Stunden muß man für das Haarfärben mit Pflanzenfarbe einplanen. Der erhöhte Zeitaufwand schlage zwar mit etwa 10 Mark zu Buche rechnet Maik Baber vor, halte sich damit aber immer noch in der Mitte der marktüblichen Preise.

    Einen Preis ganz anderer Art gab es auch schon für den Salon selbst: im letzten Jahr wurde "Maik Baber" vom Agendaforum Berlin-Brandenburg mit dem Förderpreis für nachhaltige Entwicklung prämiiert. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Mark dotiert. Das Preisgeld wollen Baber und Reuter für weitere Baumaßnahmen nutzen:

    Baber: "Die Wärme, die im Raum entsteht, wollen wir absaugen, wollen die in den Keller führen. Da wollen wir uns im Keller so'n Trockenschrank bauen, wo dann eben die warme Luft aus dem Geschäft in diesen Raum gesogen wird oder gepustet wird, dadurch die Handtücher getrocknet werden und die dann eben automatisch, die Luft nach außen geht und frische Luft von außen dazu kommt."