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Öko? Ja, bitte!

Belohnung für umweltverträgliches Wirtschaften - seit 1990 werden die Ökomanager des Jahres gewählt. Und zwar von der Naturschutzorganisation WWF und der Zeitschrift Capital. Heute war es wieder soweit. In Berlin wurden die diesjährigen Preisträger vorgestellt.

Von Philip Banse |
    Ja, der WWF und das Wirtschaftsmagazin Capital küren alljährlich drei Ökomanager des Jahres: Einen aus der Kategorie Konzern, einen aus dem Mittelstand und ein Manager erhält einen Sonderpreis. Ökomanager des Jahres aus der Sparte Konzern ist in diesem Jahr Herbert Hainer, Vorstandsvorsitzender der Adidas-Salomon AG aus Herzogenaurach. Für den nach Nike zweitgrößten Sportartikelhersteller der Welt arbeiten in über 800 Zulieferbetrieben 440.000 Menschen - natürlich meist in Entwicklungs- oder Schwellenländern. Bernhard Bauske vom WWF begründet die Auszeichnung von Adidas damit, dass das Unternehmen von allen Zulieferern hohe Sozial- und Öko-Standards verlange:

    "Das heißt, die Zulieferbetriebe, die ja oft in der Dritten Welt sind, in Süd-Ost-Asien, müssen vom Unternehmen vorgegebene Standards erfüllen, was zum Beispiel Mindestentlohnung betrifft, was Umweltstandards betrifft. Viele Betriebe sind schon nach der Umweltnorm IS0 14001 zertifiziert worden, sie müssen also Energie sparen, Abfälle vermeiden, sie dürfen bestimmte giftige Inhaltsstoffe nicht verwenden für ihre Produkte. Und das sehen wir als wegweisend an in Zeiten der Globalisierung, dass Großunternehmen, die in anderen Ländern produzieren lassen, wirklich auch hohe Umwelt- und Sozialstandards einführen und auch umsetzen wollen."

    Herbert Hainer, Vorstandsvorsitzender der Adidas-Salomon AG, sagt, das Unternehmen wolle mit dieser Politik sein Image verbessern, empfinde aber auch soziale Verantwortung für seine Mitarbeiter. Doch natürlich muss bei einer Aktiengesellschaft auch die Rendite stimmen. Adidas-Chef Hainer sagt, hohe Öko- und Sozialstandards verkleinerten nicht den Gewinn - auch wenn er keine Zahlen nennen kann:

    "Ich glaube, sie können das nicht messen, denn letztendlich trägt es unter anderem auch zu einem besseren Image des Unternehmens bei, zu motivierten Mitarbeitern. Das ist natürlich schwer messbar, um wie viel schneller die arbeiten oder wie fehlerfrei die arbeiten. Aber prinzipiell bin ich absolut davon überzeugt, dass eine motivierte Belegschaft auch besser und effizienter arbeitet."

    Bei aller Begeisterung für Adidas - der WWF bemängelt, dass das Unternehmen noch besser kontrollieren müsse, ob die vereinbarten Standards auch eingehalten werden. Adidas-Chef Hainer sagt, 35 Mitarbeiter kontrollierten die Zulieferer und würden vor allem das Management schulen:

    "Ich bin ein Verfechter davon, dass man Qualität nicht kontrollieren soll, sondern Qualität produzieren soll. Das heißt, wir müssen versuchen, noch mehr in das Bewusstsein der Fabrikbesitzer und des Managements hineinzukommen, dass die auch von sich selber aus Kontrollen durchführen und dass sie das Bewusstsein haben, dass sie hier Verbesserungen herbeiführen müssen. Letztendlich kontrollieren können wir das nie bis zum letzten Meter, und deshalb bin ich einer der sagt: Wir müssen die Leute überzeugen, und das gelingt auch nach und nach immer besser."

    Aber wir wollen die beiden anderen Ökomanager des Jahres 2005 nicht vergessen. Aus dem Mittelstand wurde Wolfgang Gutberlet ausgezeichnet. Er ist Vorstandschef der Tegut Stiftung aus Fulda. Tegut betreibt über 300 Lebensmittelmärkte. Das Sortiment dieser Discounter besteht zu zehn Prozent aus zertifizierten Öko-Produkten - branchenüblich sind nach Angaben des WWF zwei Prozent. Außerdem kaufe der Lebensmittelhändler vor allem in den Regionen ein, in denen sich auch die Geschäfte befinden. Den Sonderpreis erhielt ein Erfinder aus Sachsen: Bodo Wolf ist Gründer der Choren Industries GmbH und hat eine Technik entwickelt, mit der sich aus Biomasse, also Holz, Stroh oder auch Klärschlamm - Diesel und Benzin erzeugen lassen. Diese Technik ist zwar nach Angaben des WWF noch nicht marktreif, aber das werde nicht mehr lange dauern, die Automobilindustrie habe schon Kontakt aufgenommen. Mit Wolfs Technik ließen sich 25 Prozent des gesamten deutschen Kraftstoffverbrauchs decken. Bernhard Bauske vom WWF fasziniert vor allem, dass es mit dieser Erfindung möglich sei, Diesel nicht nur aus Raps zu gewinnen:

    "Das heißt, wir haben die Möglichkeit, Kraftstoffe aus einer nachhaltigen Wirtschaft zu gewinnen. Wir müssen nur dafür sorgen, dass die Biomasse auch umweltgerecht produziert wird, dass es nicht zum Raubbau an Wäldern kommt oder einer nicht umweltgerechten Landwirtschaft. Aber das sehen wir auch als Aufgabe des WWF, hier steuernd mit einzugreifen."