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Öko-Tourismus in Südost-Asien:

Nachdem der Krieg vorbei war und das Land offener für Besucher und wissenschaftliche Zusammenarbeit wurde, verbesserten sich auch die Möglichkeiten für vietnamesische Wissenschaftler, herauszufinden, was dort alles existiert.

Von Ebba Jahn |
    Nachdem der Krieg vorbei war und das Land offener für Besucher und wissenschaftliche Zusammenarbeit wurde, verbesserten sich auch die Möglichkeiten für vietnamesische Wissenschaftler, herauszufinden, was dort alles existiert.

    Sie entdeckten Pflanzen und Säugetiere, die westlichen Wissenschaftlern völlig neu waren: z.B. eine Affenart mit porzellanfarbenem Gesicht, die nur in Vietnam lebt, sowie eine Ochsenart:

    Ein Saula - natürlich wussten die Menschen, die in derselben Berggegend leben, alles über ihn, aber für die Wissenschaft war er eine neue Entdeckung. In Vietnam und der benachbarten Volksrepublik Laos werden zur Zeit die spektakulärsten Entdeckungen der Welt gemacht: Säugetiere, Vögel, Frösche und Pflanzen. Was von Vietnams Artenvielfalt übrig ist, befindet sich nur noch in bruchstückhaften Nischen der Natur.

    Eine sich rapide entwickelnde Wirtschaft durch sich öffnende Märkte, wachsende Bevölkerungszahlen und eine durchschnittlich jährlich um 35% wachsende Tourismusindustrie müssen mit der Natur in Einklang gebracht werden:

    Öko-Tourismus steckt zwar in der Region immer noch in den Kinderschuhen, aber er wächst. Besuche in Naturschutzgebieten werden immer häufiger und nun muss man darüber nachdenken, wie man diese Industrie entwickeln kann, ohne dass weder die örtlichen Gemeinden noch die Artenvielfalt darunter leiden.

    Das Museum hat Vertreter aus mehreren südostasiatischen Ländern und Bereichen eingeladen. Sie kommen aus Regierungs- und Gemeindeverwaltungen, Wissenschaft und Tourismusbranche. Sie berichten von der Erschließung und Erhaltung der Arten in ihren jeweiligen Ländern, sie stellen ihre touristischen Rgionen vor und skizzieren Erfolge und auch Schwierigkeiten: Eigenarten der Natur und ihrer traditionellen Nutzer beschreibt Neou Bonheur vom Umweltministerium in Kambodscha am Beispiel des Naturschutzgebietes rund um den Tonle Sap - einem sich zeitweise weit ausdehnenden See:

    Überfischung ist trotz steigender Verwaltungsbemühungen immer noch ein Problem, denn nachdem überall im Land Frieden herrschte, ist der Zugang zum Fischen leichter geworden . Die Landnutzung ist auch nicht effektiv, denn es gibt eine doppelte Besitzerregelung: Zu Trockenzeiten gehört das Land den Bauern und bei Hochwasser den Fischern - das Ergebnis: Keiner kümmert sich richtig um die natürlichen Reichtümer.

    Touristische Planung am See nicht gerade leicht - ein Vorhaben: Der Ausbau eines schwimmenden Dorfes, einige Bewohner halten dort schon artengeschützte Pelikane als Touristenattraktion im Käfig und bieten traditionelle Fischtouren an.

    Eleonor Sterling und ihre Kollegen unterstützen mit ihrer Arbeit Bestandsaufnahmen, Dialoge, Erfahrungsaustausch und die Entwicklung von Plänen für den Artenschutz. Besuchern sollten Möglichkeiten und Grenzen von Öko-Tourismus klarer werden. Für die ostasiatischen Gäste wurden weitere Zusammenkünfte mit Naturschutzorganisationen vorbereitet. Was war für sie das Wichtigste Resultat dieses Symposiums?:

    Während unserer Arbeit wurde uns klar, dass viele aus dem selben Land zwar am gleichen Thema arbeiteten, sich aber nie getroffen hatten. Sie hatten sich auf dem Fernseher gesehen, aber saßen nie im gleichen Raum, um miteinander zu reden.

    Und wie geht's den Tigern im Wald aus dem Veranstaltungstitel? Stellt sich heraus: gemeint ist der Titel eines Gedichts von William Blake.

    Sieht man heutzutage einen südostasiatischen Tiger, sind es seine Spuren, nicht der Tiger selbst.