Wir sehen hier verschiedene Plexiglasrinnen und Versuchsbecken, in denen sich Rheinsediment abgesetzt hat, und in diesem Sediment leben jetzt Tiere des Rheins, die sich hier von selbst angesiedelt haben oder die wir auch zu Exprimenten zusammengesetzt haben, um zu sehen, wie die Tiere im Rheinwasser leben und auch wie sie miteinander konkurrieren.
Dr. Armin Kureck vom Zoologischen Institut der Universität zu Köln zeigt auf eine Rinne, in die sich ein dichter Rasen sandfarbener Röhren - ein bis zwei Millimeter im Durchmesser - abgesetzt hat. In diesen Röhren leben Borstenwürmer. Das Besondere ist dabei: Die Würmer stammen ursprünglich aus dem Kaspischen Meer. Von dort wanderten sie zunächst über die Donau und später über den Main-Donau-Kanal in den Rhein hinein.
Wir haben im Rhein, nachdem sich die Wasserqualität verbessert hat und hier wieder viele Tiere leben können, eine Invasion von ursprünglich gebietsfremden Tierarten, die heute sogar in vielen Bereichen dominieren.
Anfang der 60er Jahre war der Rhein biologisch fast tot, nur wenige sehr widerstandsfähige Kleintiere trotzten der giftigen Brühe. Das hat sich geändert, immer mehr Kleintiere - nur die untersucht das Ökologische Rheinlabor - siedeln sich an. Für die Zoologen ist dabei die Artenzusammensetzung interessant, aber auch der Zeitpunkt, wann bestimmte Tiere einwandern.
In der anderen Reihe haben wir Schüsseln, die abwechselnd für ein bis zwei Wochen ans Rheinwasser angeschlossen werden, und da können sich dann Tiere aus dem Plankton ansiedeln und wir können dann im Nachhinein über den Jahrszyklus feststellen, in welchem Monat oder in welcher Woche sind die Tiere hier eingewandert.
Oder in welcher Woche bleiben sie aus. Mit der zeitliche Zuordnung lassen sich bestimmte Ereignisse in Zusammenhang bringen. Einen Chemieunfall am Unterlauf der Rheins erkennen auch die Kölner Ökologen.
Wenn das eine richtige Katastrophe ist, dann werden wir das erkennen, denn dann werden uns die Tiere absterben oder die Muscheln hier, die werden reagieren und werden uns das dann auf dem Computer anzeigen.
Das Ökologische Rheinlabor versteht sich nicht als Konkurrenz zu den offiziellen Überwachungsinstituten, zumal es keine chemischen Analysen des Wassers vornimmt. Das Ökologische Rheinlabor versteht sich als Ergänzung, die das Gesamtsystem im Auge hat. Wie sich die verbesserte Wasserqualität auf die Artenzusammensetzung auswirkt, wurde noch nie gründlich untersucht. Auch die wichtigste Frage ist unbeantwortet: Sind die Fremdlinge aus dem Kaspischen Meer und anderen Bereichen denn nun ein Gewinn oder stören sie das ökologische Gefüge von Deutschlands längstem Fluss?
Ob man das positiv oder negativ sieht, ist oft auch Geschmackssache, ich denke, am Rhein können diese Neubürger keine großen Schäden anrichten, es gibt zwar einen diese Kleinkrebse, der schon mal spektakulär als Killerkrebse bezeichnet wurde, weil er räuberisch ist und weil er andere Tiere frisst, aber ich denke, das wird sich mit der Zeit einpendeln.