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Ökolandbau
Auf die Fruchtfolge kommt es an

Eine neue Studie zeigt: Die Erträge bei Ökolandwirtschaft und herkömmlichen Anbaumethoden liegen nicht sehr weit auseinander, im Schnitt nur 20 Prozent. Mit den richtigen Methoden und der richtigen Fruchtfolge könnte die Biolandwirtschaft sogar noch aufholen.

Von Katrin Zöfel | 10.12.2014
    Ein französischer Biobauer reißt Unkraut aus dem Boden.
    Öko-Bauern können mit den richtigen Methoden sehr gute Erträge erzielen (AFP / Mychele Daniau)
    Das Central Valley in Kalifornien ist vor allem für eines berühmt: Gemüse, Obst und Wein, kurz für intensive Landwirtschaft.
    "Ich stamme von dort und ich bin mit den Problemen aufgewachsen, die es durch den intensiven Anbau gibt. Wir hatten zum Beispiel oft so viel Staub in der Luft, dass wir als Kinder nicht mehr raus zum Spielen durften. Ich habe mich dann gefragt, ob das nicht besser geht, sodass die Landwirtschaft der Umwelt und unserer Gesundheit weniger schadet."
    Bodenerosion, Wasserknappheit, Versalzung und viel zu viel Staub in der Luft. Die Lösung, die Lauren Ponisio von der Universität von Kalifornien in Berkeley vorschlägt, liegt nahe: ökologische Landwirtschaft. Doch das gängige Gegenargument liegt genauso nahe: Wenn die Weltbevölkerung wächst, brauchen wir immer mehr Nahrung. Ökolandbau kann das nicht leisten, denn schließlich sind die Erträge niedriger als im konventionellen Anbau.
    "Es gab dazu einige Studien, aber die Ergebnisse fielen ziemlich unterschiedlich aus. Bei einer Studie kam sogar heraus, dass Ökolandbau deutlich höhere Erträge bringt als normaler Anbau. Aber das glaube ich nicht. Mehrere andere Studien kamen auf rund 25 Prozent niedrigere Erträge für den Ökolandbau."
    Solche Studien sind immer sogenannte Meta-Analysen, die die Ergebnisse anderer Studien zusammenführen und auswerten. Lauren Ponisio ließ sich die Rohdaten der Originalstudien schicken und fand: Ihre Kollegen waren mit den Unsicherheiten in ihren Daten zu lax umgegangen. Es könnte sich also lohnen, fand sie, noch einmal zu rechnen.
    "Wir haben uns lange mit einem Statistiker zusammengesetzt, und versucht, den Unsicherheiten jeweils Rechnung zu tragen. Unser Ergebnis lag am Ende etwas unter dem der anderen Studien, nämlich bei 20 Prozent weniger Ertrag für die Biolandwirtschaft. Was ich dabei aber vor allem gelernt habe: Es ist nicht so einfach, die Realität der Welt in Zahlen abzubilden."
    Abstand zwischen konventionellem und Öko-Landbau schrumpft
    Bei aller Vorsicht den Daten gegenüber, ihre Studie ist dennoch die bisher umfangreichste: Sie bezieht gut 1000 Untersuchungen aus 38 Ländern mit 52 verschiedenen Feldfrüchten ein. Bei Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln oder Weizen war der Unterschied am ausgeprägtesten. Bei Mais dagegen liegen Öko- und industrielle Landwirtschaft näher beieinander. Linsen, Erbsen und Bohnen liefern gleich hohe Erträge, egal in welcher Anbauweise. Doch Ponisio fand noch etwas heraus: Wenn Öko-Bauern ihre Felder mit einer günstigen Fruchtfolge oder mit mehreren Arten im Mischanbau bestellen, schrumpft der Abstand auf nur noch neun bis zehn Prozent.
    "Das heißt für mich, wenn wir ein bisschen mehr in diese Anbauformen investieren würden, um sie weiterzuentwickeln, dann würden die Erträge sicher bald gleichauf liegen."
    Das sind gute Nachrichten, findet Ivette Perfecto von der Universität von Michigan. Ihr Spezialgebiet sind die Anbaupraktiken von Kleinbauern, gerade dort könne Ökolandwirtschaft punkten, meint sie.
    "Bisher wurde wenig Geld in den Ökolandbau gesteckt, verglichen mit den Forschungsgeldern für konventionelle Landwirtschaft. Wenn der Unterschied so schon so gering ausfällt, wie wird das erst sein, wenn man wirklich investiert?"
    Praktiken wie Fruchtfolgen und Mischanbau hatten bisher eher das Image, zwar langfristig der Bodenfruchtbarkeit zu nutzen, doch dass sie auch die Erträge so substanziell steigern können, und damit den Abstand zwischen konventionell und Öko-Landbau schrumpfen lassen, das ist neu.