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Ökolandbau in Polen

In den vergangenen vier Jahren hat sich die Zahl der Ökobetriebe in Polen fast vervierfacht. Trotzdem sind es – etwa im Vergleich zu Deutschland – noch wenige, die von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft umgestellt haben. Zum Beispiel in der Wojewotschaft Großpolen: Dort gibt es gerade erst 40 zertifizierte Ökobetriebe. In Zukunft sollten es viel mehr werden, sagt Andrzej Bobrowski vom Landwirtschaftsministerium in Posen:

Von Klaus Dierken |
    Das ist eine sehr große Chance für die polnische Landwirtschaft, gerade für kleine Betriebe.
    Etwa die Hälfte der Höfe in Polen sind Familienbetriebe mit weniger als fünf Hektar Fläche. Gerade die Kleinbauern fürchten in der Konkurrenz auf dem EU-Markt unterzugehen.

    Kleine Strukturen scheinen zuerst ein Nachteil zu sein. Im Hinblick auf ökologische Landwirtschaft erweist sich das gerade als Vorteil. Die kleinen Betriebe haben viel weniger Chemie eingesetzt - man rechnet sieben Mal weniger Belastung im Boden als im EU-Durchschnitt. Sie können viel schneller auf ökologischen Landbau umstellen.

    In der Regel kann ein Betrieb bereits nach zwei Jahren Übergangsfrist als Ökobetrieb anerkannt werden. Danach gibt es Zuschüsse für den ökologischen Landbau. Bei der Umstellung will der polnische Staat also helfen. Auch Ökobetriebe in Deutschland haben ihre Unterstützung zugesagt. Es gäbe erste konkrete Vereinbarungen:

    Es wurden schon Projekte beschlossen von meinem Ministerium: 70 Berater werden in Deutschland ausgebildet. In jedem Landkreis in Großpolen wird es zwei Berater geben, die dann die Landwirte, die umstellen wollen, beraten.

    Geschult werden die Berater zum Beispiel beim Getreideproduzenten Ökokorn und von Mitgliedern des Demeter - Verbands. Joachim Bauck von der internationalen Demeter – Händlerkooperation unterstützt das; denn er sieht die polnischen Bauern nicht als Konkurrenten.

    Nein, überhaupt nicht. Wir haben das Problem, dass es in Deutschland zu wenig Produzenten gibt. Die Nachfrage steigt schneller als das Angebot. Wir mussten im letzten Jahr sogar Getreide aus Australien einführen.
    Gerade Früchte, die von Hand geerntet werden müssen, sind selbst in der Saison oft noch viel zu teuer und in Bioläden und weiterverarbeitenden Betriebe Mangelware, sagt Bauck.

    Eine Firma hier bei uns könnte zum Beispiel gerade gut 500 Tonnen Kirschen gebrauche, 500 Tonnen Johannesbeere, weil Handarbeit in den nächsten Jahren in Polen noch billiger sein wird, ist hier ein idealer Markt für die polnischen Bauern.
    Ökologischer Landbau ist für viele Betriebe in Polen die einzige Chance, sich auf dem europäischen Markt zu behaupten. Um langfristig bestehen zu können, muss allerdings auch das Bewusstsein für ökologische Landwirtschaft in Polen noch wachsen.