Zudem seien auch die Vergabekriterien zu kompliziert, meint Pieper. Der NABU fordert daher, dass die Auflagen für das Ökoprüfzeichen an die entsprechende EU-Richtlinie angepasst werden - was einer Vereinfachung gleich käme. Zum Beispiel: Laut EU-Verordnung ist es möglich, dass ein Landwirt seinen Betrieb auch nur teilweise von konventioneller Wirtschaftsweise auf biologische umstellt. In Deutschland aber gilt nach den Richtlinien des Öko-Prüfzeichens strikt: Umstellung ganz oder gar nicht, was die Möglichkeit, die Plakette zu erlangen, für interessierte Unternehmen wesentlich schwieriger macht. Und bei der rot-grünen Bundesregierung sieht der NABU Mängel: Sie habe sich bisher nicht im versprochenen Maße für das Ökoprüfzeichen eingesetzt, genauso wie die groß angekündigte Förderung des Ökolandbaus bisher ausbleibe.
"Es fehlt eine ideelle und materielle Förderung des ökologischen Landbaus und des Öko-Prüfzeichens. Das ist im Ausland besser. Also in Österreich wirbt der Landwirtschaftsminister für Ökoprodukte, das habe ich von Herrn Funke noch nicht gesehen. 118 Die Regierung Schröder hat sich das Prinzip der Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Und Ökolandbau ist eigentlich Nachhaltigkeit pur. Und es wäre ein wunderschönes Beispiel, mit geringen Mitteln Nachhaltigkeit konkret werden zu lassen..."
Die Ökoprüfzeichen GmbH, das ist der Träger des Gütesiegels, bestreitet ihren Etat bislang zu 100% durch die CMA, also durch die Landwirte, die ja in den Absatzfond einzahlen. Das Volumen beträgt 5,6 Millionen Mark für die ersten drei Jahre. Öffentliche Gelder fehlen bislang ganz. Nach Meinung des Naturschutzbundes reicht das nicht aus - selbst bei gutem Willen der Beteiligten -, um für das ÖPZ einen Durchbruch am Markt zu erreichen. So fordern der Verband Bundeslandwirtschaftsminister Funke auf, die löbliche Initiative finanziell zu unterstützen.
All das behindere das Etablieren des ÖPZ und damit auch den nötigen Fortschritt im Ökolandbau wie auch seine mengenmäßige Erweiterung. Raus aus der Nische Bioladen, rein in die Supermärkte - dazu konnte das nationale Ökoprüfzeichen bislang noch nicht beitragen, bedauern die Naturschützer. Das sieht auch Beate Huber, die Geschäftsführerin der ÖPZ GmbH.
"Man hatte sicherlich übersteigerte Erwartungen. Der Handel braucht einfach wesentlich länger, um solche Entscheidungen treffen zu können. Und man muss natürlich auch sehen, dass die Entwicklung nicht so war, wie man sich's wünscht. Und da ist man im Moment ja auch in der Phase, dass man prüft, wo stecken die Probleme, was braucht der Handel, damit er das Zeichen tatsächlich nutzen kann. Und da müssen eben entsprechende Weichenstellungen erfolgen, damit man den Handel mit ins Boot bekommt."
Doch wie die konkret aussehen sollen, will Beate Huber nicht verraten. Abstriche bei den Vergabekriterien soll es jedenfalls nicht geben. Und was die politische und finanzielle Unterstützung anbelangt: Das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung habe jetzt noch einmal klar gemacht, dass es sich für das ÖPZ stark machen möchte. Vielleicht, so hofft Bernd Pieper vom NABU, geschehen ja noch Zeichen und Wunder.