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Ökologie

74 Unternehmen haben sich bisher lizenzieren lassen. Darunter sind Produzenten und Verarbeiter wie die Molkerei Söbbeke aus Gronau. Doch wer durch die Gänge von Supermärkten streift und nach dem rot-weiß-grünen Logo des Öko-Prüfzeichens Ausschau hält, der wird nur ganz selten fündig. Und selbst in Bioläden und Reformhäusern ist das Öko-Prüfzeichen, kurz ÖPZ, nicht gerade häufig vertreten. Bislang hat der Handel die erste national einheitliche Kennzeichnung für Bio-Lebensmittel nicht akzeptiert. So ist keine der Eigenmarken für Ökoware wie Naturkind oder Füllhorn ist lizenziert. Das bedauert nicht nur Bernd Pieper vom Naturschutzbund Deutschland, kurz NABU. Für ihn liegt das hauptsächlich in Folgendem begründet:

von Anna Florenske |
    "Das eine ist eine fehlende Koordination und Kooperation der einzelnen Ökolandbau-Verbände, die ja über die Arbeitsgemeinschaft ökologischer Landbau zu 50% das Ökoprüfzeichen vergeben. Die haben es zum Großteil noch nicht einmal geschafft, das Ökoprüfzeichen neben ihrem eigenen Siegel auf ihre Produkte aufdrucken zu lassen."

    Zudem seien auch die Vergabekriterien zu kompliziert, meint Pieper. Der NABU fordert daher, dass die Auflagen für das Ökoprüfzeichen an die entsprechende EU-Richtlinie angepasst werden - was einer Vereinfachung gleich käme. Zum Beispiel: Laut EU-Verordnung ist es möglich, dass ein Landwirt seinen Betrieb auch nur teilweise von konventioneller Wirtschaftsweise auf biologische umstellt. In Deutschland aber gilt nach den Richtlinien des Öko-Prüfzeichens strikt: Umstellung ganz oder gar nicht, was die Möglichkeit, die Plakette zu erlangen, für interessierte Unternehmen wesentlich schwieriger macht. Und bei der rot-grünen Bundesregierung sieht der NABU Mängel: Sie habe sich bisher nicht im versprochenen Maße für das Ökoprüfzeichen eingesetzt, genauso wie die groß angekündigte Förderung des Ökolandbaus bisher ausbleibe.

    "Es fehlt eine ideelle und materielle Förderung des ökologischen Landbaus und des Öko-Prüfzeichens. Das ist im Ausland besser. Also in Österreich wirbt der Landwirtschaftsminister für Ökoprodukte, das habe ich von Herrn Funke noch nicht gesehen. 118 Die Regierung Schröder hat sich das Prinzip der Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Und Ökolandbau ist eigentlich Nachhaltigkeit pur. Und es wäre ein wunderschönes Beispiel, mit geringen Mitteln Nachhaltigkeit konkret werden zu lassen..."

    Die Ökoprüfzeichen GmbH, das ist der Träger des Gütesiegels, bestreitet ihren Etat bislang zu 100% durch die CMA, also durch die Landwirte, die ja in den Absatzfond einzahlen. Das Volumen beträgt 5,6 Millionen Mark für die ersten drei Jahre. Öffentliche Gelder fehlen bislang ganz. Nach Meinung des Naturschutzbundes reicht das nicht aus - selbst bei gutem Willen der Beteiligten -, um für das ÖPZ einen Durchbruch am Markt zu erreichen. So fordern der Verband Bundeslandwirtschaftsminister Funke auf, die löbliche Initiative finanziell zu unterstützen.

    All das behindere das Etablieren des ÖPZ und damit auch den nötigen Fortschritt im Ökolandbau wie auch seine mengenmäßige Erweiterung. Raus aus der Nische Bioladen, rein in die Supermärkte - dazu konnte das nationale Ökoprüfzeichen bislang noch nicht beitragen, bedauern die Naturschützer. Das sieht auch Beate Huber, die Geschäftsführerin der ÖPZ GmbH.

    "Man hatte sicherlich übersteigerte Erwartungen. Der Handel braucht einfach wesentlich länger, um solche Entscheidungen treffen zu können. Und man muss natürlich auch sehen, dass die Entwicklung nicht so war, wie man sich's wünscht. Und da ist man im Moment ja auch in der Phase, dass man prüft, wo stecken die Probleme, was braucht der Handel, damit er das Zeichen tatsächlich nutzen kann. Und da müssen eben entsprechende Weichenstellungen erfolgen, damit man den Handel mit ins Boot bekommt."

    Doch wie die konkret aussehen sollen, will Beate Huber nicht verraten. Abstriche bei den Vergabekriterien soll es jedenfalls nicht geben. Und was die politische und finanzielle Unterstützung anbelangt: Das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung habe jetzt noch einmal klar gemacht, dass es sich für das ÖPZ stark machen möchte. Vielleicht, so hofft Bernd Pieper vom NABU, geschehen ja noch Zeichen und Wunder.