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Ökologie und Ökonomie

Wie kann sich die ökologische Landwirtschaft rechnen? Das ist für viele Ökolandwirte eine bange Frage. Denn die Versicherung der Politik allein, dass man die ökologische Landwirtschaft steigern will auf 10 oder gar 20 Prozent der Gesamtlandwirtschaft, reicht nicht aus. Die Landwirte selber haben mit einer Vielzahl von Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Vermarktung ist nur ein Problem. In der Regel wissen sie bei der Umstellung nicht, ob ihr ehemals konventioneller Betrieb, für eine Umstellung überhaupt geeignet ist. Auch der Brillenkönig Günther Fielmann gehört seit mehr als 10 Jahren zu den Ökolandwirten. Es ist für ihn mehr als ein Hobby, sondern vielmehr ein weiterer Unternehmenszweig. Aber wie steht es mit dem Ertrag? Diese Frage richtete er an Wissenschaftler der Universitäten Kiel und Göttingen und verpflichtete sie zu einem Langzeitprojekt.

Von Annette Eversberg |
    Der Optikunternehmer Günther Fielmann hat bereits Millionen in die ökologische Landwirtschaft gesteckt. Der Hof Ritzerau im Herzogtum Lauenburg wird noch einmal 10 Millionen Euro verschlingen. So viel will sich Günther Fielmann die wissenschaftliche Begleitung der Umstellung des ehemaligen konventionell wirtschaftenden Hofes in einem Zeitraum von 10 Jahren kosten lassen. Doch ein Idealist ist er nicht.

    Auch der Biobauer lebt vom Erlös seiner Produkte und nicht von hehren Überzeugungen. Sprich: Der ökologische Landbau muss sich unter den jeweils geltenden Rahmenbedingungen rechnen.

    Dass es geht, hat Günther Fielmann bereits mit seinem Hof Lütjensee an der Ostsee bewiesen.

    Wir bewirtschaften etwa 2000 Hektar, davon mehr als 1200 Hektar ökologisch und die Gruppe schreibt schwarze Zahlen.

    Ein gutes Vermarktungssystem, feste Verträge mit Bäckereien, die das Getreide abnehmen, machen es möglich. Außerdem gehört der Unternehmer dem Bioland-Verband an, was ihn aber nicht daran hindert, die Qualität seiner Produkte noch einmal von einem weiteren Institut prüfen zu lassen. Auf Hof Ritzerau geht Fielmann jedoch gemeinsam mit der Universität Kiel noch einen Schritt weiter. Bei der Umstellung will er genau wissen, welche Bedingungen herrschen, um nicht nur einfach ökologischen Landbau zu betreiben. Er sucht auch nach Möglichkeiten, die Erträge zu steigern, die nur bisher allgemein 60 Prozent der Erträge der konventionellen Landwirtschaft ausmachen. Dies durch die Förderpolitik zu kompensieren, gelingt derzeit nicht, erläutert Professor Friedhelm Taube von der Agrarfakultät der Universität Kiel.

    Wir sind nun angetreten, hier gewisse Modelle für den ökologischen Landbau weiter zu entwickeln, die eine höhere Produktivität des ökologischen Landbaus zulassen, ohne die ökologische Verträglichkeit insgesamt zu beschädigen.

    Dabei ging es vor der Umstellung von Hof Ritzerau darum, die Bodenbeschaffenheit genau zu kontrollieren. Es zeigte sich, dass auch hier große ehemalige Moorflächen vorhanden sind, die konventionell urbar und unter Verwendung hoher Stickstoffmengen in Ackerland verwandelt wurden. Deshalb muss genau geprüft werden, wo kann eigentlich wirklich Ackerbau betrieben werden, unter der Voraussetzung, dass der ökologische Landbau ohne künstlichen Stickstoff als Dünger auskommen muss. Er muss also Formen der Stickstoffzufuhr finden, die gleichzeitig aber die Kosten niedrig halten. Dafür gibt es ein Verfahren, das Bicropping genannt wird. Friedhelm Taube.

    Das heißt, hier geht man davon aus, dass man über einige Jahre die Energiekosten, die man durch den Pflug hat, minimiert, indem man Leguminosenbestand etabliert. Diese Leguminose stellt dann die Düngerfabrik für dieses Feld dann da. Und in diesen Leguminosenbestand, da wird dann mit speziellen Techniken Getreide eingesät.

    Der Frage des ertragsteigernden Ackerbaus und der Energieeinsparung dient auch die Untersuchung der Bodenorganismen. Dr. Ulrich Irmler vom Ökologie-Zentrum der Universität Kiel untersucht daher, was Regenwürmer für die Bodenbearbeitung leisten.

    Sie bringen organische Substanz an die Pflanzen ran, wo sie hingehören, sie schaffen Lücken in das System Boden, so dass Wasser schneller in den Boden absickert. Wir sparen insgesamt Geld dadurch, dass wir weniger umpflügen müssen. Das sind ganz entscheidende ökonomische Vorteile auch, wenn wir zum Beispiel in einem ökologischen Landbau eine Verdopplung, Verdreifachung oder sogar noch höher der Regenwürmer bekommen.

    Für die Wirtschaftlichkeitsermittlung von künftigen Ökobetrieben gibt es aber auch die Möglichkeit der Modellrechnungen. Danach können diejenigen Verfahren zur Landnutzung ausgewählt werden, die ökologisch und ökonomisch vertretbar sind. Dennoch spielen auch die politischen Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle. Unter den jetzigen ist es schwer, trotz raffinierter Verfahren jeden Ökobetrieb gewinnbringend zu betreiben. Eine Chance für die ökologisch wirtschaftenden Betriebe sieht Friedhelm Taube jedoch in der Förderung einer umweltgerechten Wirtschaftsweise im Zuge der Modulation. Wenn nicht direkt, so doch indirekt.

    Betriebe, die nicht nach diesen Umweltstandards arbeiten, werden nicht mehr in den Genuss dieser zusätzlichen Förderung kommen.