Die Felder der 900-Hektar-Farm mitten in England sehen nicht anders aus, als die der Nachbarn. Eintönige Flächen mit Weizen, Raps oder Ackerbohnen. Große Landmaschinen, Dünger, Spritzmittel. Aber wenn man ganz nahe herangeht, dann gibt es doch einen Unterschied: hier summen die Bienen und Hummeln lauter, krabbeln mehr Käfer, zwitschern häufiger Vögel. Und das ist kein Zufall, denn auf dieser durch und durch kommerziellen Farm erprobt Dr. Richard Pywell im Großversuch die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie auf dem Acker.
"Ein vielversprechender Ansatz nennt sich ökologische Intensivierung. Das heißt, dass wir an den Rändern der Felder Nischen für wilde Arten schaffen, die das Getreide unterstützen."
Anzahl der Insekten erhöht sich messbar
An den Rändern der Felder ist der Ertrag sowieso deutlich niedriger. Das hat der Ackerökologe von der Universität im englischen Wallingford mit einem Mähdrescher nachgewiesen, der per GPS den Ertrag für jeden einzelnen Quadratmeter des Ackers erfasst. Für seinen Versuch hat er die Felder der großen Farm zufällig in drei Gruppen eingeteilt. Auf den Kontrolläckern arbeitete der Bauer ganz normal. Bei den Versuchsfeldern wurden dagegen drei oder sogar acht Prozent der Fläche gezielt nicht bewirtschaftet.
"Hier haben wir Wildpflanzen gesät, die Hummeln und andere Arten anlocken, Insekten die Pflanzen befruchten. Außerdem haben wir hohe Gräser gepflanzt, in denen Raubinsekten überwintern können. Im Frühjahr gehen sie dann in die Nutzpflanzen und fressen die Schädlinge."
Die Nischen reichen aus, um die Zahl der Hummeln und Käfer messbar zu erhöhen, und das ist nicht nur für den Naturschutz gut, sondern auch für den Bauern. Der Mess-Mähdrescher belegt: die Ernte auf den gezielt belebten Weizen- und Rapsfeldern war tatsächlich größer. Dieser Mehrwert wurde allerdings wieder aufgehoben, weil ja die bewirtschaftete Fläche kleiner war. Unterm Strich ist die ökologische Intensivierung hier also ein Nullsummenspiel. Sehr positiv sieht die Bilanz dagegen auf Feldern aus, auf denen im Rahmen der Fruchtfolge Ackerbohnen wuchsen.
"Wenn man hier acht Prozent der Feldfläche für die Natur reservierte, dann war der Ertrag deutlich höher. Das liegt daran, dass Ackerbohnen auf Insekten für die Bestäubung angewiesen sind."
Großes Interesse bei Landwirten
Mit Bohnen kann der Bauer also tatsächlich mehr verdienen, wenn er der Natur auf seinen Äckern wieder Raum gibt. Allerdings dauerte es drei Jahre, bis die Insekten die angebotenen Nischen besiedelt hatten und ihr Einfluss auf dem Acker spürbar wurde.
"Ich denke, unsere Studie zeigt, dass es möglich ist auf der einen Seite einen modernen Hof erfolgreich zu bewirtschaften und gleichzeitig etwas für den Naturschutz zu tun. Diese Botschaft wollen wir verbreiten."
In seiner Kosten-Nutzen-Rechnung hat Richard Pywell den Mehraufwand für die Pflege der Naturflächen allerdings noch nicht mit eingerechnet. Nichtsdestotrotz kommen viele Landwirte, um sich die praktische Umsetzung des Konzepts der Ökologischen Intensivierung anzusehen, sprechen mit dem Betreiber und den Forschern. Und der Bauer selbst möchte auf seiner Farm diesen Weg weitergehen.
"Der Landwirt und seine Mitarbeiter sind froh, dass die Vögel und Hummeln jetzt wieder in großer Zahl auf ihren Äckern leben, gemeinsam mit dem gesunden und profitablen Getreide."