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Ökologisch korrekt löschen

Wenn es brennt, dann hilft jeder, der kann, beim Löschen und niemand denkt an Umweltschäden durch Löschwasser. Das ist auch gut so, denn Eile kann größeren Schaden verhindern. Doch bevor es brennt, ist die Umwelt für die Feuerwehr durchaus ein Thema. Ökologisch korrekt löschen ist möglich und in letzter Zeit hat es beim Umweltschutz durch die Feuerwehr erhebliche Fortschritte gegeben.

Von Mirko Smiljanic |
    Die Kabine des LKW brannte lichterloh, fast alle Scheiben waren zerborsten, verzweifelt versuchte sich der Fahrer aus dem Inferno zu befreien. Im letzten Augenblick kamen Feuerwehrmänner zum Unglücksort - ausgerüstet mit nichts weiter als einer Gasflasche. Dreimal schossen sie in die Flammen - und das Feuer war binnen weniger Sekunden gelöscht. Ein eindrucksvoller Versuch, der belegte, dass Halon als Löschmittel unschlagbar ist - allerdings auch extrem umweltschädlich:

    " Halon ist ein Fluorkohlenwasserstoff mit kurzer Kette, welches allerdings im Bereich der Umwelt große Umweltschäden im Bereich der Atmosphäre angerichtet und deswegen auch verboten wurde."

    Und zwar seit 1991 - sagt Andreas Moritz, Diplom-Chemiker bei der Feuerwehr Hannover. Mittlerweile sind umweltverträgliche neue Löschgase auf dem Markt, die aber nicht ganz so gut wirken wie Halon. Problematisch ist auch das wichtigste aller Löschmittel: Wasser. In großen Mengen eingesetzt, wäscht es Gifte aus dem Brandherd, die dann in ins Grundwasser oder in die Kanalisation fließen. Umweltfreundliche Löschmethoden kommen deshalb mit wenig Wasser aus:

    " Wenn wir also kleine und überschaubare Brände im häuslichen Bereich, Wohnungs- und Zimmerbrände, dann gehen unsere Trupps in das Haus hinein, heute mit modernster Technik, mit Hochdruck oder Hohlstrahlrohre, die das Wasser in feinste Tröpfchen zerstäuben und somit nahezu komplett verdampfen beim Aufbringen auf das Feuer, auf den Brandherd, so dass es nur ganz geringe Restmenge gibt, die dann übrig bleiben."

    Bei Großbränden, sagt Andreas Harmann von der Feuerwehr Hannover, ist das allerdings nicht möglich. Chemiewerke und andere Risikobetriebe müssen deshalb Löschwasser-Rückhaltebecken einrichten, die das vergiftete Wasser auffangen, wo es im Idealfall schon während des Löschens untersucht wird. Dabei steht nicht die präzise chemische Analytik im Vordergrund sondern eine erste Einschätzung des Gefahrenpotenzials:

    " Wir haben auch die Möglichkeit in Verbindung mit lebenden Organismen, mit so genannten Leuchtbakterien, die im lebenden wohlgenährten Zustand ein Licht aussenden, die kann man mit Löschwasser zusammen bringen und schauen, ob diese in dieser Umgebung überleben."

    Probleme bereiten auch chemische Zusätze zum Wasser, mit denen sich die Löschwirkung steigern lässt. Die Zusätze enthalten Tenside, die vor allem in Oberflächengewässern zu großen Umweltbelastungen führen. Seit wenigen muss das nicht mehr sein:

    " Neueste Entwicklungen auf dem Markt zeigen, dass es nahezu völlig biologisch abbaubare Schaummittel gibt, insbesondere Chloridfreie, das ist das Tensid, was den größten Schaden in der Umwelt anrichtet."

    Beim Rauch sieht die Situation nicht ganz so gut aus. Großbrände transportieren viele Tausend Tonnen hochgiftiger Substanzen in die Atmosphäre. Das lässt sich kaum verhindern. Immerhin bekommen Feuerwehrmänner heute zwei der brisantesten Gase in den Griff: Chlor oder Ammoniak:
    " Diese beiden Gase beispielsweise sind sehr wasserlöslich und da haben wir als Feuerwehr mit unseren Mitteln die Chance, diese Gase mehr oder weniger aus der Atmosphäre heraus zu waschen und praktisch in wässeriger Form zu binden."

    Trotzdem: Das Löschen von Bränden belastet immer die Umwelt! "Der beste Umweltschutz", sagt Andreas Moritz, "besteht deshalb darin, dass die Brände erst gar nicht entstehen!"