BTL heißt die große Hoffnung: Biomass to Liquid. Frei übersetzt: Flüssigtreibstoff aus Pflanzenresten. Für diesen Biosprit der nächsten Generation müssten keine Energiepflanzen eigens angebaut werden. Kein Raps in Europa, kein Mais in Südamerika, kein Palmöl in Indonesien, sagt Nikolaus Dahmen vom Forschungszentrum Karlsruhe:
" Wir setzen auf Reststoffe der Land- und Forstwirtschaft. Das kann Stroh sein, das kann Wald-Restholz sein, das heute in großem Umfang noch nicht genutzt wird, das können Landschaftspflegegüter sein, und das bedeutet, wir sind hier nicht in direkter Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Es sind insgesamt Reststoffe von vielen Millionen Tonnen, die in Deutschland alleine anfallen, und daraus könnte man, ohne große Einschränkungen in anderen Branchen zu haben, mehrere Millionen Tonnen Kraftstoff erzeugen, bis zu zehn Prozent des heutigen Verbrauchs. "
Dazu muss dieser neuartige Biosprit aber auch anders hergestellt werden als der herkömmliche. Für die Produktion von Biodiesel etwa wurde bislang nur das Öl aus den Pflanzen verwendet, der Rest der Biomasse blieb ungenutzt, deshalb ist das Verfahren ja auch wenig effizient. Die Produktionsanlagen der Zukunft dagegen sollen Allesverwerter sein, bei denen man vorne Stroh, Holz, Wurzeln oder Bioabfälle hineingibt, und am Ende daraus Treibstoff erhält. Solche Anlagen wären allerdings aufwändig und könnten nur an wenigen zentralen Standorten aufgebaut werden. Im sächsischen Freiberg entsteht gerade eine solche Produktionsstätte, gebaut von der Firma Choren. Doch hier könnte sich ein Problem ergeben: Die Millionen Tonnen an Pflanzenmaterial müssen dort erst einmal hinkommen. Das ist energieaufwändig. Den Forschern in Karlsruhe schwebt deshalb eine andere Vorgehensweise vor: Sie wollen die Biomasse zunächst dort, wo sie anfällt, vorbehandeln und sie energetisch verdichten.
" Die Herstellung dieser Biokraftstoffe erfordert große Betriebe, ähnlich einer Mineralölraffinerie. Auf der anderen Seite fällt diese Biomasse sehr dezentral und räumlich weit verteilt an, wenn wir an das Stroh denken, das auf den Äckern eingesammelt werden muss. Deswegen erfolgt zunächst ein dezentraler Vorbehandlungsschritt, in dem wir diese Reststoffe in ein energiereiches, rohölähnliches Gemisch umwandeln, und das können wir dann kostengünstig zu diesen Großanlagen transportieren, in denen der Kraftstoff entsteht. Auf diese Weise erschließen wir der Landwirtschaft auch neue Einkommensquellen, denn die können dort, durch die Vorbehandlung der Biomasse an der Wertschöpfungskette und damit auch am Verdienst teilnehmen. "
Und genau diese Vorbehandlung funktioniert bereits auf dem Versuchsgelände in Karlsruhe: Hier wird die Biomasse erst mal zerhäckselt und dann unter Ausschluss von Luft auf 500 Grad erhitzt. Dabei verwandelt sie sich innerhalb von Sekunden in Koks und freiwerdende Gase. Beim Abkühlen kondensieren diese Gase, und werden als Flüssigkeit dem Koks wieder beigemischt. Fertig ist das Vorprodukt, der sogenannte Bio-Slurry, der dann - in Zukunft - in die Großanlagen gebracht wird. Dort wird das Gemisch dann zunächst in ein Synthesegas und schließlich in Treibstoff umgewandelt - genau wie bei der Kohle- und Erdgasverflüssigung.
" Die Machbarkeit unseres Prozesses haben wir in kleineren und größeren Versuchsapparaturen nachgewiesen. Nun bauen wir auf dem Gelände des Forschungszentrums eine Pilotanlage, in der der gesamte Prozess vom Stroh bis zur Zapfsäule demonstriert werden soll, und dies in einer Menge von zunächst einmal 100 Litern Kraftstoff pro Stunde, und danach kann unser Industriepartner, mit dem wir zusammen sind, in die Kommerzialisierung gehen. "
Bei diesem "Industriepartner" handelt es sich um die Frankfurter Lurgi AG. Das Bioliq-Verfahren bietet weitere Vorzüge: Der entstehende Treibstoff ist nicht nur - da fast CO2-neutral - gut fürs Klima. Er sei auch sehr sauber, damit entstünden bei der Verbrennung auch kaum Schadstoffe wie Feinstaub oder Stickoxide. Der Preis für diesen Biosprit der nächsten Generation, so schätzt Nikolaus Dahmen, liegt nicht höher als der von heutigem Biodiesel. Wenn er denn noch steuerfrei wäre, wäre der neue Kraftstoff konkurrenzfähig gegenüber Benzin.
" Erste Schätzungen sagen uns, dass er etwa doppelt so teuer wäre wie Diesel aus Mineralöl. Dies ist nicht furchtbar weit weg von einer Wettbewerbsfähigkeit. Insofern erwarten wir, dass bis zur fertigen Entwicklung des Verfahrens die Wirtschaftlichkeit sicherlich da ist. "
Wenn sich die Versuche bewähren, schätzt, Nikolaus Dahmen, könnte das Bioliq-Verfahren im Jahr 2015 reif für den Markt sein.
" Wir setzen auf Reststoffe der Land- und Forstwirtschaft. Das kann Stroh sein, das kann Wald-Restholz sein, das heute in großem Umfang noch nicht genutzt wird, das können Landschaftspflegegüter sein, und das bedeutet, wir sind hier nicht in direkter Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Es sind insgesamt Reststoffe von vielen Millionen Tonnen, die in Deutschland alleine anfallen, und daraus könnte man, ohne große Einschränkungen in anderen Branchen zu haben, mehrere Millionen Tonnen Kraftstoff erzeugen, bis zu zehn Prozent des heutigen Verbrauchs. "
Dazu muss dieser neuartige Biosprit aber auch anders hergestellt werden als der herkömmliche. Für die Produktion von Biodiesel etwa wurde bislang nur das Öl aus den Pflanzen verwendet, der Rest der Biomasse blieb ungenutzt, deshalb ist das Verfahren ja auch wenig effizient. Die Produktionsanlagen der Zukunft dagegen sollen Allesverwerter sein, bei denen man vorne Stroh, Holz, Wurzeln oder Bioabfälle hineingibt, und am Ende daraus Treibstoff erhält. Solche Anlagen wären allerdings aufwändig und könnten nur an wenigen zentralen Standorten aufgebaut werden. Im sächsischen Freiberg entsteht gerade eine solche Produktionsstätte, gebaut von der Firma Choren. Doch hier könnte sich ein Problem ergeben: Die Millionen Tonnen an Pflanzenmaterial müssen dort erst einmal hinkommen. Das ist energieaufwändig. Den Forschern in Karlsruhe schwebt deshalb eine andere Vorgehensweise vor: Sie wollen die Biomasse zunächst dort, wo sie anfällt, vorbehandeln und sie energetisch verdichten.
" Die Herstellung dieser Biokraftstoffe erfordert große Betriebe, ähnlich einer Mineralölraffinerie. Auf der anderen Seite fällt diese Biomasse sehr dezentral und räumlich weit verteilt an, wenn wir an das Stroh denken, das auf den Äckern eingesammelt werden muss. Deswegen erfolgt zunächst ein dezentraler Vorbehandlungsschritt, in dem wir diese Reststoffe in ein energiereiches, rohölähnliches Gemisch umwandeln, und das können wir dann kostengünstig zu diesen Großanlagen transportieren, in denen der Kraftstoff entsteht. Auf diese Weise erschließen wir der Landwirtschaft auch neue Einkommensquellen, denn die können dort, durch die Vorbehandlung der Biomasse an der Wertschöpfungskette und damit auch am Verdienst teilnehmen. "
Und genau diese Vorbehandlung funktioniert bereits auf dem Versuchsgelände in Karlsruhe: Hier wird die Biomasse erst mal zerhäckselt und dann unter Ausschluss von Luft auf 500 Grad erhitzt. Dabei verwandelt sie sich innerhalb von Sekunden in Koks und freiwerdende Gase. Beim Abkühlen kondensieren diese Gase, und werden als Flüssigkeit dem Koks wieder beigemischt. Fertig ist das Vorprodukt, der sogenannte Bio-Slurry, der dann - in Zukunft - in die Großanlagen gebracht wird. Dort wird das Gemisch dann zunächst in ein Synthesegas und schließlich in Treibstoff umgewandelt - genau wie bei der Kohle- und Erdgasverflüssigung.
" Die Machbarkeit unseres Prozesses haben wir in kleineren und größeren Versuchsapparaturen nachgewiesen. Nun bauen wir auf dem Gelände des Forschungszentrums eine Pilotanlage, in der der gesamte Prozess vom Stroh bis zur Zapfsäule demonstriert werden soll, und dies in einer Menge von zunächst einmal 100 Litern Kraftstoff pro Stunde, und danach kann unser Industriepartner, mit dem wir zusammen sind, in die Kommerzialisierung gehen. "
Bei diesem "Industriepartner" handelt es sich um die Frankfurter Lurgi AG. Das Bioliq-Verfahren bietet weitere Vorzüge: Der entstehende Treibstoff ist nicht nur - da fast CO2-neutral - gut fürs Klima. Er sei auch sehr sauber, damit entstünden bei der Verbrennung auch kaum Schadstoffe wie Feinstaub oder Stickoxide. Der Preis für diesen Biosprit der nächsten Generation, so schätzt Nikolaus Dahmen, liegt nicht höher als der von heutigem Biodiesel. Wenn er denn noch steuerfrei wäre, wäre der neue Kraftstoff konkurrenzfähig gegenüber Benzin.
" Erste Schätzungen sagen uns, dass er etwa doppelt so teuer wäre wie Diesel aus Mineralöl. Dies ist nicht furchtbar weit weg von einer Wettbewerbsfähigkeit. Insofern erwarten wir, dass bis zur fertigen Entwicklung des Verfahrens die Wirtschaftlichkeit sicherlich da ist. "
Wenn sich die Versuche bewähren, schätzt, Nikolaus Dahmen, könnte das Bioliq-Verfahren im Jahr 2015 reif für den Markt sein.