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Ökologisch und gleichzeitig kostengünstig bauen

Wer ein Haus bauen will, der schaut auf möglichst geringe Kosten. Dabei bleibt die Ökologie schon mal auf der Strecke, denn der Gedanke an die Umwelt wird häufig verbunden mit einem zusätzlichen Griff in die Geldbörse. Ökologisch und gleichzeitig kostengünstig bauen - das geht für viele nicht zusammen. Ob das stimmt, haben sich Verbände der Bauwirtschaft in Darmstadt gefragt.

Von Ludger Fittkau |
    "Auf dem Bau kann man auch ökologisch wertvoll und preiswert bauen. Das bedeutet mehr knowhow, mehr Planung, ist aber machbar."

    Architekturprofessor Georg Sahner von der Fachhochschule Augsburg hält es dringend für geboten, aus ökologischen und ökonomischen Gründen Bau- und Betriebskosten für Gebäude deutlich zu reduzieren.
    Weil in Zukunft noch mehr als bisher Energie eingespart werden müsse, fordert Sahner die Bauwirtschaft auf, sich dabei noch stärker als bisher auf die Altbausanierung zu konzentrieren:

    "Das ist ein ganz wichtiges Potential, weil wir es über den Neubauzuwachs niemals schaffen werden, in den nächsten Jahren überhaupt den Energiestandard zu haben, den wir benötigen, um in Zukunft bestehen zu können, weil der Energiemarkt ja immer knapper wird. Das ist ein Riesenproblem, das merken wir ja an den Benzinpreisen zur Zeit, was da los ist."

    Doch gerade der Umbau bestehender Gebäude sei für Architekten und Bauingenieure häufig technisch und planerisch schwieriger als ein Neubau. Dazu komme, dass der wachsende Konkurrenzkampf im Baugewerbe aufgrund des Auftragsrückgangs in den letzten Jahren oft einen Qualitätsverlust bei der Bauplanung mit sich gebracht habe, kritisiert der Augsburger Architekturprofessor. Es fehle vor allem an Kompetenz für nachhaltiges Bauen:

    "Das ist das große Problem, dass aufgrund dessen, dass alles schlanker wird, auch die Firmen schlanker werden und durch das Personalsparen ist natürlich die Kommunikation eher schwierig. Das müssen die Planungsprozesse berücksichtigen. Also wenn man in diesem Fall wirklich nachhaltig Gebäude erstellen will, die auch gründlich geplant, gründlich gebaut und gründlich baugeleitet wurden, dann braucht man wirklich ein gutes internes Planungskonzept, das auf dieses Thema wirklich Rücksicht nimmt. Das würde ich, wenn ich Bauherr wäre, prüfen, ob das auch wirklich vorhanden ist. Das wäre für mich wichtig."

    Wer heute ein Haus baue, solle sowohl aus Umweltschutz- als auch aus Geldgründen bereits an einen späteren Umbau und mögliche Recyclingkosten denken, mahnten mehrere Referenten beim Deutschen Mauerwerkskongress. Ob Kalksandstein, gebrannte Ziegel oder Holz: Alle diese Baustoffe seien dabei letztlich besser als Stahlbeton, glaubt zum Beispiel Thomas Kranzler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Massivbau an der Technischen Universität Darmstadt:
    "Beton wird ja hauptsächlich als Stahlbeton ausgeführt. Das heißt, es ist ein Verbundbaustoff aus zwei komplett gegensätzlichen Materialien, eben Stahl und Beton, was bei der Wiederverwertung erst mal Probleme macht. Mauerwerk ist da homogener, wenn man Dünnbettmörtel oder Klebemörtel anwendet, dann hat man eigentlich nur die reine Mauerwerkswand und wenn man die dann wiederverwerten muss, hat man da auf jeden Fall viele Vorteile."

    Zum nachhaltigen Bauen gehöre auch ein effektiver Schallschutz  vor allem in Ballungsgebieten, in denen die Menschen ohnehin zunehmend über Lärmbelästigungen klagen. Dabei sei nachträglicher Lärmschutz an Gebäuden immer die schlechteste Lösung, betonte Professor Heinz-Martin Fischer, Akustiker von der Fachhochschule Stuttgart:

    "Man muss sagen, das sind alles letztlich die unliebsamen Maßnahmen, sozusagen im Nachhinein durch eine entsprechende Schalldämmung von Außen das Gebäude abzuschotten. Das entspricht ja nicht einer wirklichen Lebensqualität. Und darum muss man auch ganz deutlich darauf hinweisen, dass man gerade hier in der Frankfurter Umgebung, wo man diese Probleme kennt mit dem Flughafen und dergleichen a priori dafür sorgen muss, dass diese Belästigungen so erst gar nicht auftreten. Vorsorge ist hier besser, als hinterher irgendwelche Maßnahmen durchzuführen, die den Schaden begrenzen."

    Eine gute Nachricht zum Thema ”nachhaltiges Bauen” kam auf dem Deutschen Mauerwerkskongress aus Berlin. Wie auch immer die nächste Bundesregierung aussehen wird: Im nächsten Jahr fördert der Bund Energiesparmaßnahmen und Altbausanierung mit großen Summen - vor allem in Westdeutschland.
    Das stellte Robert Scholl klar, der Leiter der Zentralabteilung im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen:

    "Wir haben ja den Haushalt 2006 schon in der Schublade, und da werden wir wirklich einen guten Start hinlegen mit dem Programm ”Stadtumbau West”, das das bisherige Programm "Stadtumbau" ersetzt, insgesamt dotiert mit etwa 500 Millionen Euro."