Schenkt man den Äußerungen des parteilosen Umwelt- und Landwirtschaftsministers des Saarlandes Stefan Mörsdorf Glauben, dann vollzieht sich Erstaunliches an der Saar. Die hiesigen Bauern - so heißt es in einer Meldung des Ministeriums - sie wirtschaften ökologischer als die restlichen Bauern der Republik. 6,5 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche werde ökologisch bewirtschaftet. Im bundesdeutschen Durchschnitt sind es nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums gerade mal 3,5 Prozent. "Die Angaben des saarländischen Landwirtschaftsministers sind viel zu optimistisch", sagen die Vertreter des Naturschutzbundes an der Saar, dahinter verberge sich eine Mogelpackung. Markus Rösler:
Wir haben den bundesweiten Sonderfall, dass es eine nennenswerte Anzahl von Flächen gibt, die zwar unter Vertrag stehen, aber nicht unter Kontrolle bezüglich der biologischen Anbauweise. Das heißt, hier kontrolliert die Landwirtschaftskammer, aber keine anerkannt unabhängigen Institute.
Auch der saarländische Bauernverband sieht keine Hinwendung seiner Klientel zu einer verstärkten ökologischen Ausrichtung. Es sei zwar richtig, dass eine wachsende Zahl von Betrieben angespornt durch finanzielle Hilfen auf den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemittel verzichte, und damit nach ökologischen Grundsätzen wirtschafte. Die Vermarktung der Produkte allerdings laufe jedoch nach wie vor über konventionelle Wege. Nur wenige seien bereit, sich den strengen Richtlinien des ökologischen Landbaues zu unterziehen, um ihre Produkte entsprechend vermarkten zu können. Der Geschäftsführer des saarländischen Bauernverbandes, Hans Lauer:
Diejenigen Betriebe, die tatsächlich ökologisch wirtschaften, zusätzlich solchen Verbänden angehören wie Demeter und Bioland. Diese Anzahl der Betriebe ist über Jahre 10 - 12 Jahre konstant geblieben und bewegt sich insgesamt mit den verarbeitenden Betrieben bei ungefähr 31.
Ob ein Betrieb seine Produkte über Vertriebswege absetzt, die als ökologisch gekennzeichnet sind oder nicht, ist für den saarländischen Landwirtschaftsminister kein Ausschlusskriterium. Schließlich könne daran nicht allein abgelesen werden, wie umweltschonend ein Landwirt seine Flächen bewirtschafte. Dennoch will Mörsdorf diejenigen Bauern weiter finanziell unterstützen, die auf Bio umstellen wollen. Für jeden Hektar Acker- und Grünland werden fünf Jahre lang 210 Euro Bio-Prämie angeboten. Ziel ist es, den im Vergleich zum Verbrauch geringen Anteil an ökologischer Produktion zu steigern. Allerdings sind diesem Ansinnen aufgrund der Struktur der saarländischen Betriebe Grenzen gesetzt. Stefan Mörsdorf:
Wir sind eine klassische Futterbauregion, wo vor allem Milch produziert wird. Das läuft bisher und wird auch in Zukunft auf konventionellem Wege laufen. Das heißt aber nicht, dass eben diese Fläche nicht nachhaltig bewirtschaftet wird. Gerade im Grünland gibt es im Saarland keinen Einsatz von Pestiziden.
Vier von fünf Betrieben an der Saar sind Gründlandbetriebe und diese Betriebe verfügen überwiegend über 100 Hektar Fläche. Gemessen in Großvieheinheiten bedeutet dies, dass jeder Kuh, jedem Rind - statistisch gesehen - mehr als ein Hektar Weidefläche zur Verfügung steht. Die Voraussetzungen für eine Umstellung auf biologische Kriterien sind günstig. Den meisten Betrieben fiele es nicht schwer, so Hans Lauer vom saarländischen Bauernverband, auf Pflanzenschutz oder Düngemittel zu verzichten. Neben den zusätzlichen Einnahmen aus der Förderung müssten sich jedoch auch aus der Vermarktung zusätzliche Gewinne erzielen lassen. Hans Lauer:
Wir haben auch die Situation, dass im Milchsektor die Betriebe Gewehr bei Fuß stehen, unter der Bedingung, dass bei der Vermarktung von Milch ungefähr 5 Cent pro Kilogramm Milch mehr erwirtschaftet werden müsste, wenn ich über die Ökoschiene Milch vermarkte.
Das Projekt Bio-Milch liegt jedoch vorerst auf Eis. Die Molkerei hat entsprechende Pläne zurück in die Schublade gelegt, weil es sich nicht rechne. Die Nachfrage der Verbraucher nach ökologisch hergestellter Milch sei zu gering. Deshalb wird der Wille zum Umsteigen stark von den finanziellen Anreizen abhängen.