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Ökosan

Nur schnell weg damit in die Kläranlage und dann ab in die Flüsse - so gehen wir mit unserem Abwasser um. Immerhin wird es gereinigt, doch der Gedanke, dass es noch zu etwas nutzen könnte, der kommt uns im wasserreichen Deutschland nicht so schnell in den Sinn. Anders ist es in Gebieten, wo das Wasser knapp ist - in vielen Entwicklungsländern ist dies der Fall. Die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit diskutiert heute bei einem Symposion in Bonn darüber, wie man auch aus Abwasser einen nützlichen Rohstoff machen kann. Dietrich Sondermann hat die Veranstaltung für uns besucht.

von Dietrich Sondermann |
    Ökosan - unter diesem Begriff plant die GTZ ein mehrjähriges Entwicklungs-Projekt zur Abwasserentsorgung. Öko bedeutet dabei eine umweltverträgliche und nachhaltige Nutzung und San steht für sanitation, das ist das englische Wort für Abwasserklärung. Mit Ökosan sollen Wege gefunden werden, das Wasser in einer Art Kreislaufwirtschaft zu nutzen. Stefan Helmig, der für die GTZ an wasserwirtschaftlichen Fragen forscht, erklärt die Voraussetzungen:

    Stefan Helmig, GTZ: "Das Problem ist weltweit, dass vor allem in den trockenen Ländern, die arm sind einfach nicht genug Wasser da ist und auch nicht genug Geld, um die im Norden entwickelten Systeme zur Abwasserreinigung zu finanzieren und durchzuführen. Es wird jede Menge Frischwasser, gutes Trinkwasser, als Transportmittel für Fäkalien verwendet; das wird alles miteinander vermischt und am Ende kommt eine Kläranlage, die praktisch den Dreck wieder rausholt aus dem Wasser. Das ist keine nachhaltige Lösung, weil einfach das Geld fehlt und weil auch die Wasserressourcen fehlen in vielen Entwicklungsländern um das so zu machen."

    Bislang werden die Stoffe, die in den Klärwerken aus den Abwässern gefiltert zurückbleiben, oft verbrannt oder deponiert. Wegen der Schwermetalle und andere Chemikalienrückstände wäre es zu kostspielig, sie zu nutzen. Christine Werner von der GTZ weiß, dass das eins der schwierigsten Probleme ist:

    Christine Werner, GTZ: "Schwermetalle sind natürlich in den konventionellen Kläranlagen tatsächlich ein Problem in der Vergangenheit gewesen und das Problem ist noch immer nicht behoben. Im Prinzip muss man hier an der Quelle ansetzen, das heißt schon in den Industrieanlagen durch diese sogenannten cleaner-production-Verfahren dafür sorgen, dass Schwermetalle gar nicht erst ins Abwasser gelangen."

    Stickstoff in organischen Verbindungen ist ein wertvoller Dünger, der so in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden kann. Dabei es geht es weniger um die festen Bestandteile. Vor allem die gelösten Stoffe, wie Nitrate und Phospate, die bei uns mit kostspieligen Verfahren dem Wasser entzogen werden, sind wichtige Stoffe, die für die Pflanzenernährung genutzt werden können. Solche Projekte sind aber nicht in wenigen Jahren zu verwirklichen. Unser Kanalsystem werden wir in den meisten Kommunen nicht mit solchen einfachen Techniken ersetzten.

    Stefan Helmig, GTZ: "Das ist jetzt zunächst mal ein Einstieg. Wir reden ja von einer riesengroßen Fragestellung, die uns wahrscheinlich 100 Jahre beschäftigen wird, denn es geht ja um die Nachfolgetechnologie für die Schwemmkanalisation, die wir hier in unseren Städten haben."

    Dabei hinken selbst bei uns in den industrialisierten Ländern noch einige Kommunen hinter den Anforderungen an moderne Wasserreinigung hinterher:

    Stefan Helmig, GTZ: "Selbst in Europa gibt es Großstädte - ich nenne nur Mailand oder Brüssel - die entweder noch keine Kläranlage haben oder auch keine haben werden einfach weil es zu teuer ist erst den ganzen Dreck zusammen zu schütten; das gute Trinkwasser mit den menschlichen Abfällen zu vermischen und dann es mit einem riesigen technischen Aufwand wieder zu trennen hinterher; das ist letztlich eine dumme Technologie."

    Dass es auch anders geht, bekommen wir von großen Industriekonzernen vorgeführt:

    Stefan Helmig, GTZ: "Wir haben heute schon in großen Industriebetrieben im Produktionsprozess eine Trennung von Wässern; sieben, acht verschiedene Qualitäten von Wässern. Das machen die großen Industriebetriebe nicht aus ökologischem Bewusstsein, in erster Linie, sondern weil sie damit Geld verdienen. Und diese Idee müssen wir einfach in die kommunale Wasserwirtschaft übernehmen."

    Das Projekt Ökosan wird von der Bundesregierung mit 2 Millionen Mark unterstützt, die das Entwicklungsministerium zur Verfügung stellt. Das geschieht nicht nur um den ärmsten Länder des Südens zu helfen. Auch bei uns könnten die Techniken, die jetzt erforscht werden, einmal zum Einsatz kommen, erklärt Roland Holländer vom Umweltministerium:

    Roland Holländer, BMU: "Bei Neuplanung ist so was durchaus möglich; das hängt sicher vom Einzelfall ab, das hängt auch von der Größenordnung ab, von der Anzahl der angeschlossenen Einwohner, das hängt auch davon ab was für ein Gewerbe dort in der Nähe ist; eine Vielzahl von Faktoren, die da eine Rolle spielen. Aber grundsätzlich ist im dezentralen Bereich und im Neubaubereich so was vorstellbar."

    Denn auch bei uns wird der Rohstoff Wasser immer teurer. Nur mit intelligenten Lösungen kann verhindert werden, dass auch wir uns sauberes Trinkwasser bald nicht mehr leisten können.

    Link: Internationales Fachsymposium Ökosan