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Ökosysteme im Wandel

Ökologie. - Die Antarktis besteht keineswegs nur aus ewigem Eis. Vielmehr gibt es auf dem sechsten Kontinent und auf den vorgelagerten Inseln eine ganze Reihe von Seen. Für die Ökosysteme dieser Gewässer und ihre Veränderung in Zeiten einer möglichen Klimaerwärmung interessieren sich verschiedene Forschungsprojekte der australischen Antarktisforscher.

    Die bekanntesten antarktischen Seen sind die unter kilometerdicken Gletschern begrabenen Gewässer wie der Wostok-See. Doch es gibt sehr viel weniger spektakuläre an den Rändern des Kontinents oder auf den vorgelagerten Inseln, die dennoch von wissenschaftlichem Interesse sind. Manche von ihnen erreichen sogar die Wassertemperaturen des Mittelmeers im Hochsommer. Das passiert, wenn die Sonne im Frühjahr an Kraft gewinnt, die Seen aber noch von einer klaren Eisdecke überzogen sind. Die wirkt dann wie ein dichtes Glasdach, unter dem sich das Wasser aufheizt. Doch die stark schwankende Temperatur ist nicht das einzige Problem, vor dem die Siedler in diesen Seen stehen. Die Lebewesen, in der Regel Bakterien und Algen, müssen auch mit stark schwankenden Salzgehalten fertig werden. Donna Roberts, Limnologin am Antarktis-Forschungsinstitut in der tasmanischen Hauptstadt Hobart: "Der Salzgehalt steigt an, sobald es am Winterende wärmer wird, dann ist das Wasser manchmal so salzhaltig wie Meerwasser. Dagegen sinkt der Salzgehalt während der Eisschmelze auf Null."

    Aufgrund ihrer Lage am Rande des antarktischen Eises können an den Seen vor allem der antarktischen Inseln die Auswirkungen eines sich erwärmenden Klimas studiert werden. Dieser Forschung widmet sich Dana Bergstrom vom Australischen Antarktischen Dienst: "Die subantarktischen Inseln liegen am Rand der antarktischen Polarfront, die Inseln südlicher dieser Grenze unterliegen der Meeresströmung, die rund um die Antarktis kreist und sind stark vergletschert, die benachbarten Inseln haben dagegen kaum noch Eis und werden von viel mehr Arten bewohnt." In den vergangenen 50 Jahren, so die ersten Ergebnisse von Bergstroms ökologischer Untersuchung auf den Heard- und Macquarie-Inseln, sind auf den Inseln die Temperaturen kontinuierlich gestiegen, so dass die Gletscher massiv abschmelzen und sich eine zunehmend vielgestaltige Flora ausbreitet. Ein anderes Bild ergibt sich auf dem Kontinent selbst. Dort stehen alle Zeichen auf Abkühlung.

    [Quelle: Dagmar Röhrlich]