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Ölpreis schnellt in die Höhe

Das Regime in Teheran kommt dem europäischen Öl-Embargo zuvor: Firmen in Frankreich und Großbritannien werden nicht mehr beliefert. Das lässt die Preise steigen, am Ölmarkt wie an den Tankstellen.

Von Michael Braun | 20.02.2012
    Super Plus bei mehr als 1,70 Euro je Liter, Diesel für 1,50 Euro und mehr: die Tankstellen saugen den Autofahrern in bisher kaum gekanntem Ausmaß das Geld aus der Tasche. Dass der Iran dem europäischen Embargo zuvor gekommen ist und seine Ölexporte nach Großbritannien und Frankreich gestoppt hat, hat zu dem Preisschub an den Tankstellen beigetragen. Dabei trifft der Lieferstopp vor allem den Iran selbst. Der liefert ein Fünftel seines Öls nach Europa. In Europa hat der Iran aber selbst keine große Marktmacht.

    "In Wirklichkeit hat es auf den physischen Markt überhaupt keine Auswirkungen. Denn sowohl Frankreich als auch Großbritannien haben so gut wie kein Öl aus dem Iran importiert. Es wird erst dann Auswirkungen auf den Welt-Ölmarkt haben, wenn sich andere Länder dem Importverbot für iranisches Öl seitens der EU auch anschließen werden; Länder wie zum Beispiel Südkorea, China, Indien und Japan weniger Öl aus dem Iran importieren, dann hat es natürlich massive Auswirkung auf die Welt-Ölmärkte."

    Sagt Eugen Weinberg, der Rohstoffanalyst der Commerzbank. Deutschland etwa bezieht nur 0,9 Prozent seines Öls aus dem Iran. Allerdings hat auch Deutschland einen unsicheren Kantonisten unter seinen Lieferanten: Nigeria. Das ist nach Russland, Großbritannien, Norwegen und Saudi-Arabien, von wo zusammen gut 62 Prozent des in Deutschland verarbeiteten und verbrannten Öls kommen, der fünftgrößte Lieferant mit einem Anteil von sechs Prozent. Und die Lage dort, sagt Karin Retzlaff vom Mineralölwirtschaftsverband, treibe auch die Preise.

    "In Nigeria bedrohen Rebellen auch die Rohölförderung und auch das wirkt sich natürlich dann Preis steigernd auf Rohölnotierungen aus."

    Ein starker Preistreiber ist aber auch der Euro, der längst nicht mehr so stark ist wie noch voriges Jahr: Damals, Mitte April 2011, kostete Rohöl knapp 127 Dollar das Fass, heute waren es gut 121 Dollar. Da aber damals der Euro mit einem 1,44 Dollar notierte, während es heute nur gut 1,32 Dollar je Euro sind, liegt der Europreis für Öl deutlich höher als vor einem Jahr: bei 93 statt 88 Euro je Barrel. Die Preistendenz nach oben dürfte demnächst kaum abbrechen, meint Analyst Weinberg. Und dass ein starker Euro den Ölpreis abmildere, dass glaubt er auch nicht:
    "Weil wir sehen, dass die Probleme in der Eurozone auch nach dem möglichen heutigen Beschluss, nach der möglichen weiteren Freigabe von Hilfen für Griechenland seitens der europäischen Finanzminister, ist die Entspannung noch nicht in Sicht. Ich glaube, dass die Probleme noch weitaus größer sind als vielen von uns bewusst ist."

    Zu Preis steigernden Nachrichtenlagen gehört heute auch, dass die chinesische Notenbank ihre Geldpolitik gelockert hat. Das soll die Wirtschaft ankurbeln. Und wenn das gelingt, würde das zu höherer Ölnachfrage in China führen. Sinkende Treibstoffpreise scheinen erst einmal nicht in Sicht.