Archiv


Ölproben-Boje im Meer spürt Umweltsünder auf

Immer wieder lassen Kapitäne ihre Öltanks auf offener See reinigen, obwohl dies verboten ist. Das Risiko, erwischt zu werden, ist extrem gering. Von rund 300 Fällen, in denen das Meer vor den deutschen Küsten verschmutzt wurde, ist es gerade mal in vier Fällen zu rechtskräftigen Strafbefehlen gekommen. In fast neunzig Prozent aller Fälle konnte kein Täter ermittelt werden. Zwar werden die schillernden Ölteppiche fast immer entdeckt, denn die Marie fliegt regelmäßig Patrouille. Doch bis dann ein Schiff der Wasserschutzpolizei vor Ort ist, um eine Wasserprobe zu ziehen, vergehen oftmals Stunden. Der Ölteppich hat sich aufgelöst. Es gibt keine Beweise mehr. Ohne Beweise keine Verurteilung. Das hat den Bremer Wasserschutzpolizisten Werner Weinhold auf die Idee gebracht, eine Ölprobenboje zu entwickeln. Mit 170 Zentimetern gut mannshoch, 32 Zentimetern Hüftumfang, 31 kg leicht, kann diese Boje ohne große Anstrengung aus jedem Marinehubschrauber abgeworfen werden, und zwar aus bis zu 210 Meter Höhe, ohne auf dem Wasser zu zerbrechen:

Von Johannes Kaiser |
    In der Boje im Bereich der Wasserlinie ist ein Sieb und durch die natürliche Auf- und Abwärtsbewegung durch Wellenschlag, leichte Wellen sind ja immer auf dem Wasser, dümpelt die Boje auf und nieder und dann entsteht in der Boje so eine Art Pumpbewegung und dieses Material, das sind so kleine Fäden. Die haben einen Durchmesser von 5 mm, ist so ein Propyethylenstoff und der nimmt das Ölmaterial dadurch auf und das können Sie auch nicht wieder auswaschen und ist auch wieder ölneutral, was sehr, sehr wichtig ist, sonst kann der Chemiker nachher nicht sagen, das ist identisch.

    Die leuchtend orangefarbige Boje ist weit über Wasser zu sehen. Zudem erlaubt ein GPS, ein Satellitensender, im Kopfteil eine metergenaue Ortung. In der Nacht leuchtet auch noch eine kleine Diodenlampe in der Spitze auf. Der Sender wird automatisch eingeschaltet, sobald die Boje ins Wasser taucht. Hat die Küstenwache sie eingesammelt, wird von allen Schiffen, die in der fraglichen Zeit auf dieser Route gefahren sind, im Hafen eine Kontrollprobe aus den Tanks entnommen. Der Nachweis des Täters ist eindeutig und unwiderlegbar, denn jedes Öl hat seine spezifischen chemischen Charakteristika. Es besitzt quasi einen individuellen Fingerabdruck. Unverständlich ist, warum noch keine einzige Landesregierung, keine einzige Küstenwacht die Ölprobenboje gekauft hat. Mit rund 18.000 Euro ist das Einzelstück zwar nicht ganz billig, aber es würde sich rasch rentieren, wenn erst einmal die ersten Sünder Strafe zahlen müssen. Allerdings setzt Werner Weinhold vor allem auf die abschreckende Wirkung:

    Wenn einige Länder diese Bojen anschaffen, ist das ja präventiv unheimlich wertvoll. Das spricht sich in der Schifffahrt ja in einem Monat rum und jeder Chiefingenieur wird sich überlegen, ob er trotz Drucks seiner Reederei immer noch illegal Öl außenbords pumpt oder ob er das nachlässt und das Öl ordnungsgemäß im Hafen abgibt. Das wäre mein Wunschtraum.