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Österreich rüstet sich gegen Lawinengefahr

Es gibt eine Fülle von Faktoren, die dazu geführt haben, dass es in den vergangenen Wintern einerseits mehr Lawinenabgänge gegeben hat und andererseits die durch Lawinen hervorgerufenen Schäden immer größer geworden sind. Für letzteres ist beispielsweise der wachsende Tourismus eine Ursache, denn es wurden auch in extrem gefährdeten Gebieten Hotels errichtet, um die Skifahrer unterzubringen – und natürlich sind die Folgen einer Lawine erheblich größer, wenn ein Hotel dem Erdboden gleichgemacht wird, als wenn sie eine Scheune trifft. Aber auch die Lawinen sind häufiger und gewaltiger geworden, weil das Klima und die Intensität der Schneefälle sich verändert haben. Christian Ihrenberger Gebietsbauleiter Lawinenverbauung beim Österreichischen Lebensministerium:

Von Wolfgang Nitschke |
    Das ist jetzt einfach eine Beobachtung und da sieht man natürlich den Einschneizustand. Und aus dieser Beobachtung heraus sieht man einfach, dass sich doch die starken Schneefälle mehr in den späten Hoch-Winter verlagern und das dann auch noch relativ extrem. Und das ist das eigentliche Problem, wenn es eine Häufung von Schneefallperioden gibt. Tritt nur eine Schneefallperiode tritt, dann kann sich der Schnee setzen. Wenn jetzt aber der Schnee zu wenig Zeit hat sich zu setzen, so zu sagen Schnee abzubauen, und anschließend schneit es wieder darauf, dann führt das eben zu einer Kumulation von Schnee und das führt dann halt zu den Lawinen, zu den Groß-Lawinen.

    Mit denen rechnen Fachleute für die kommenden Jahren immer öfter und deshalb werden in den österreichischen Alpen auch immer mehr Schutzbauten errichtet. Aber Lawinenverbauung allein reicht nicht. Die Katastrophe von Galtür im Lawinenwinter 1998/99 hatte noch andere Maßnahmen zur Folge:

    Die Konsequenzen waren in Richtung Raumplanung, dass man sich also von potenziellen Gefahrenzonen noch weiter fernhält, dass man eben die Abgrenzung in den Gefahrenplänen geändert hat. Wo man früher eine Druckbelastung von 2,5 Tonnen als Grenze zur Bebauung angesehen hat, hat man das runter gesetzt auf eine Tonne pro Quadratmeter. Naturräumliche Gefahren stellen immer ein Risiko dar, was nie ganz beherrschbar ist, was nie ganz abschätzbar ist und da muss man sich auf die sichere Seiten schlagen, also wegrücken von der Gefahr.

    Und zusätzlich versucht man in Österreich auch durch Aufforstung des Bergwaldes ein natürliches und sehr effektives Rückhaltesystem für Lawinen aus- und umzubauen:

    Es sind halt zwei Aufgaben, die man parallel betreiben muss. Einerseits muss man den Bergwald, der einen Schutzwald darstellt und die darunter liegenden Güter schützt, pflegen und stärken, teilweise umbauen, die Baumartengarnitur ändern. Andererseits müssen wir in den Bereichen, die Lawinenstriche sind, die wir verbauen mit technischen Mitteln, versuchen auch dorthin den Wald wieder zurückzubringen. Oder in Lawinengebieten, wo bisher nie ein Wald war, da können wir dann erstmals Wald begründen. Da konnte sich nie ein Wald entwickeln, weil die Lawine jährlich oder zweimal jährlich abgegangen ist. Und wenn ein bisschen Jungwuchs angekommen ist, dann hat die Lawine den aus- und mitgerissen. Da konnte sich nie ein Wald entwickeln. Wenn man aber eine technische Verbauung macht und den Lawineneinfluss ausschaltet, dann besteht die Möglichkeit, dass sich dort Wald entwickeln kann.

    All diese Maßnahmen kosten natürlich Geld und auch in Österreich ist die Haushaltslage angespannt. Trotzdem hält Christian Ihrenberger die finanzielle Ausstattung im Lawinenschutz der Alpenrepublik für weltweit vorbildlich. Aber: Alles Geld der Welt kann die Lawinen nicht verhindern. Und es ist nur eine Frage der Zeit, wann die nächste Großlawine auch in Österreich wieder Sachschäden anrichtet und leider auch wieder Menschenleben kostet.