"Ich erkenne keinen hinreichenden theologischen Grund, der uns Frauen von den Ämtern ausschließt. Und da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ich bin zu doof oder die Gründe sind nicht gut genug."
Die junge Akademikerin mit Kurzhaarschnitt, Brille und dunklem Kostüm steht energisch in den Reihen des Publikums. Alle Blicke richten sich auf den Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück. Dem CSU-Politiker ist anzusehen, dass er sich nicht ganz wohl fühlt auf dem Podium. Denn er soll Antworten geben. Hier in Erfurt seiner Basis, und später bei einem Treffen den Bischöfen. Seine Basis macht ihm klar, hinhalten geht nicht mehr. Es muss sich etwas ändern, vor allem bei der Ämtervergabe. Bislang bleibt Frauen das Priester- oder Bischofsamt verwehrt. Warum eigentlich? fragt die forsche Akademikerin und fordert Argumente.
"Wo sie denn meinen, unsere Brüder, Kleriker, wo sie denn meinen, dass die Gründe dafür lägen? Und offen heißt aber auch, überzeugen sie uns. Gerne!"
Kopfnicken in den Reihen. Nicht nur bei den Frauen. Auch Männer im Publikum murmeln, dass es höchste Zeit wird, dies zu ändern. Das müssten jetzt die deutschen Bischöfe übernehmen, denn an ihre Adresse richtet sich die Kritik, sagt der nächste Diskussionsteilnehmer:
"Es ist eine Gruppe theologisch ausgebildeter Männer, die dem Klerus angehören, dem Bischofsstand angehören, und das sind die Männer, die hier verhindern, dass es mit der Frauenfrage in der katholischen Kirche voran geht."
Auch er bekommt Applaus. Alois Glück formuliert seine Antwort deutlich zurückhaltender: Er weiß, seine Basis erwartet, dass er ihre Botschaft zu den Bischöfen trägt. Er ist der Vermittler. Er bekommt auch den Groll seiner Basis zu spüren:
"Und das ist ja gut so. Es sind nicht alles von vornherein einer Meinung, aber doch immer im Bemühen, aufeinander zuzugehen."
Die katholischen Laien fordern endlich konkrete Schritte ihres Gremiums - mit stillem Hoffen und warten will man sich nicht mehr abspeisen lassen. Eine harte Probe für Alois Glück. Der versucht, die Basis zu beruhigen.
"Ich glaube, dass im Grunde genommen schon erkannt wird, bei den Bischöfen oder in einer großen Mehrheit, dass es wichtig ist, in der Kirche die Charismen der Frauen noch mehr zu ermöglichen, dafür den Raum zu öffnen."
Vor allem die Vertreterinnen der Bistümer, Laien-Organisationen und Kirchengruppen wollen sich damit nicht zufrieden geben. Sie wollen endlich Gleichberechtigung und sagen deutlich aus dem Publikum heraus, was sich ändern muss:
"Insofern bleibt nur eines, dass wir ganz klar sagen: Natürlich wollen wir auch das Priesteramt für die Frauen, ja selbstverständlich und nicht nur das!"
Die charmante Drohung der Dame im Kostüm ist eine Stimme von vielen an diesem Tag. Der Tenor: Nach dem Missbrauchsskandal, der die katholische Kirche in Deutschland zutiefst erschütterte und eine Austrittswelle nach sich zog - sind längst überfällige Veränderungen gefragt. Die katholischen Laien sind mit den althergebrachten Strukturen nicht mehr zufrieden. Die Tagung des Zentralkomitees die Gelegenheit, sich darüber auszutauschen:
"Wir sind froh, dass wir all das, was sich an vielen Stellen, auf vielen Ebenen der Kirche auch an Unmut angesammelt hat, artikulieren können."
Rita Waschbüsch ist eine gepflegte ältere Dame im grauen Hosenanzug. Leidenschaftlich und klar sind ihre Worte an das Podium. Aus dem Frust der Basis macht sie kein Hehl:
"Vieles erscheint nicht mehr zeitgerecht. Da gibt es Licht und es gibt Schatten."
Und genau über diesen Schatten muss jetzt geredet werden, sagt Rita Waschbüsch, ehemalige Präsidentin des Laiengremiums - und Vor-Vorgängerin von Alois Glück. Auch katholische Bundespolitiker, wie Wolfgang Thierse von der SPD, wollen mehr über den Zustand ihrer Kirche reden:
"Es kann nicht angehen, dass die Bischöfe allein entscheiden, was Kirche ist und was in ihr passiert und Kirche selber ist Dialog. Und das wieder einzufordern gegen mancherlei bornierte Bischöfe, das ist notwendig."
Die Basis weiß aber auch: Egal ob in der Politik oder in der Kirche: Wer wagt, gewinnt nicht immer. Politisch klug wäre es jetzt Mehrheiten zu finden, glaubt Wolfgang Thierse:
"Es gibt das schöne Wort von der revolutionären Geduld. Die ist in der Politik notwendig, nicht, indem man sich etwas wünscht und fordert, macht man schon Politik, sondern indem man sich der mühevollen Anstrengung unterzieht, für die eigenen Forderungen, Wünsche, Vorschläge Mehrheiten zu gewinnen."
Die Mehrheit der katholischen Laien, wünscht, dass ihre Stimmen nach der Frühjahrstagung nicht verhallen und dass Alois Glück ihre Forderungen ebenso ernst zu den Bischöfen trägt beim anstehenden Treffen.
"Das ist eine Existenzfrage für die Kirche in Deutschland wie in der westlichen Welt, was wir da heute besprechen."
Die Basis der Kirche will nicht mehr überhört werden und will auch nicht nur feiern, wenn im September der Papst nach Deutschland kommt.
Die junge Akademikerin mit Kurzhaarschnitt, Brille und dunklem Kostüm steht energisch in den Reihen des Publikums. Alle Blicke richten sich auf den Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück. Dem CSU-Politiker ist anzusehen, dass er sich nicht ganz wohl fühlt auf dem Podium. Denn er soll Antworten geben. Hier in Erfurt seiner Basis, und später bei einem Treffen den Bischöfen. Seine Basis macht ihm klar, hinhalten geht nicht mehr. Es muss sich etwas ändern, vor allem bei der Ämtervergabe. Bislang bleibt Frauen das Priester- oder Bischofsamt verwehrt. Warum eigentlich? fragt die forsche Akademikerin und fordert Argumente.
"Wo sie denn meinen, unsere Brüder, Kleriker, wo sie denn meinen, dass die Gründe dafür lägen? Und offen heißt aber auch, überzeugen sie uns. Gerne!"
Kopfnicken in den Reihen. Nicht nur bei den Frauen. Auch Männer im Publikum murmeln, dass es höchste Zeit wird, dies zu ändern. Das müssten jetzt die deutschen Bischöfe übernehmen, denn an ihre Adresse richtet sich die Kritik, sagt der nächste Diskussionsteilnehmer:
"Es ist eine Gruppe theologisch ausgebildeter Männer, die dem Klerus angehören, dem Bischofsstand angehören, und das sind die Männer, die hier verhindern, dass es mit der Frauenfrage in der katholischen Kirche voran geht."
Auch er bekommt Applaus. Alois Glück formuliert seine Antwort deutlich zurückhaltender: Er weiß, seine Basis erwartet, dass er ihre Botschaft zu den Bischöfen trägt. Er ist der Vermittler. Er bekommt auch den Groll seiner Basis zu spüren:
"Und das ist ja gut so. Es sind nicht alles von vornherein einer Meinung, aber doch immer im Bemühen, aufeinander zuzugehen."
Die katholischen Laien fordern endlich konkrete Schritte ihres Gremiums - mit stillem Hoffen und warten will man sich nicht mehr abspeisen lassen. Eine harte Probe für Alois Glück. Der versucht, die Basis zu beruhigen.
"Ich glaube, dass im Grunde genommen schon erkannt wird, bei den Bischöfen oder in einer großen Mehrheit, dass es wichtig ist, in der Kirche die Charismen der Frauen noch mehr zu ermöglichen, dafür den Raum zu öffnen."
Vor allem die Vertreterinnen der Bistümer, Laien-Organisationen und Kirchengruppen wollen sich damit nicht zufrieden geben. Sie wollen endlich Gleichberechtigung und sagen deutlich aus dem Publikum heraus, was sich ändern muss:
"Insofern bleibt nur eines, dass wir ganz klar sagen: Natürlich wollen wir auch das Priesteramt für die Frauen, ja selbstverständlich und nicht nur das!"
Die charmante Drohung der Dame im Kostüm ist eine Stimme von vielen an diesem Tag. Der Tenor: Nach dem Missbrauchsskandal, der die katholische Kirche in Deutschland zutiefst erschütterte und eine Austrittswelle nach sich zog - sind längst überfällige Veränderungen gefragt. Die katholischen Laien sind mit den althergebrachten Strukturen nicht mehr zufrieden. Die Tagung des Zentralkomitees die Gelegenheit, sich darüber auszutauschen:
"Wir sind froh, dass wir all das, was sich an vielen Stellen, auf vielen Ebenen der Kirche auch an Unmut angesammelt hat, artikulieren können."
Rita Waschbüsch ist eine gepflegte ältere Dame im grauen Hosenanzug. Leidenschaftlich und klar sind ihre Worte an das Podium. Aus dem Frust der Basis macht sie kein Hehl:
"Vieles erscheint nicht mehr zeitgerecht. Da gibt es Licht und es gibt Schatten."
Und genau über diesen Schatten muss jetzt geredet werden, sagt Rita Waschbüsch, ehemalige Präsidentin des Laiengremiums - und Vor-Vorgängerin von Alois Glück. Auch katholische Bundespolitiker, wie Wolfgang Thierse von der SPD, wollen mehr über den Zustand ihrer Kirche reden:
"Es kann nicht angehen, dass die Bischöfe allein entscheiden, was Kirche ist und was in ihr passiert und Kirche selber ist Dialog. Und das wieder einzufordern gegen mancherlei bornierte Bischöfe, das ist notwendig."
Die Basis weiß aber auch: Egal ob in der Politik oder in der Kirche: Wer wagt, gewinnt nicht immer. Politisch klug wäre es jetzt Mehrheiten zu finden, glaubt Wolfgang Thierse:
"Es gibt das schöne Wort von der revolutionären Geduld. Die ist in der Politik notwendig, nicht, indem man sich etwas wünscht und fordert, macht man schon Politik, sondern indem man sich der mühevollen Anstrengung unterzieht, für die eigenen Forderungen, Wünsche, Vorschläge Mehrheiten zu gewinnen."
Die Mehrheit der katholischen Laien, wünscht, dass ihre Stimmen nach der Frühjahrstagung nicht verhallen und dass Alois Glück ihre Forderungen ebenso ernst zu den Bischöfen trägt beim anstehenden Treffen.
"Das ist eine Existenzfrage für die Kirche in Deutschland wie in der westlichen Welt, was wir da heute besprechen."
Die Basis der Kirche will nicht mehr überhört werden und will auch nicht nur feiern, wenn im September der Papst nach Deutschland kommt.