Karin Fischer: Zur Erinnerung: Die Autoren streiken seit November, weil sie bei den Einnahmen aus dem DVD- und dem Internetgeschäft angemessen beteiligt, also honoriert werden wollen und die entsprechenden Tarifverhandlungen gescheitert waren. Dann, und das hat die jüngste Eskalationsstufe bewirkt, hat die Schauspielergewerkschaft Screen Actors Guild sich mit der Writers Guild solidarisch gezeigt, was bedeutet, dass Stars wie Meryl Streep, Johnny Deep oder Julia Roberts zur Verleihung einfach nicht gekommen wären. Stattdessen wird jetzt eine einstündige Pressekonferenz abgehalten, in der die Gewinner der Golden Globes verkündet werden. Josef Schnelle, dazu zuerst eine Verständnisfrage: Heißt das denn, dass die ganzen Schönen und Großen des amerikanischen Filmgeschäfts, unsere Stars, gewerkschaftlich organisiert sind?
Josef Schnelle: Ja, und das schon seit den 30er Jahren. Und auch George Clooney und alle, die da Millionengehälter bekommen, sind in der Gewerkschaft.
Fischer: Was für eine Bedeutung kommt dieser ausfallenden Gala zu in wirtschaftlicher und in kultureller oder historischer Beziehung?
Schnelle: Na, das ist natürlich wie auch bei uns bei dem Lokführerstreik jetzt eine Situation, wo diese große Verleihungen anstehen, wo die Drehbuchautoren richtig Druck machen können, wo das richtig weh tut. Und man spricht von 80 Millionen, die allein dem Sender "NBC" da verloren gehen an dieser Veranstaltung. Aber natürlich das Nachgeschäft, also die Filme, die dann gewinnen, kommen ja dann noch mal ins Kino und spielen oft noch mal Millionen ein. Das fällt natürlich auch weg, wenn diese Verleihungsveranstaltung so wenig sexy ist, dass sie einfach wie eine Bundespressekonferenz aussehen wird.
Fischer: Diese Golden Globes waren ja immer ein bisschen wie ein Gradmesser für die kommende Verleihung der Oscars, von denen wir hoffen, dass sie nicht auch ausfallen. Was heißt das in Bezug auf die Filmbewertung? Dies ist jetzt schon abgeschlossen, oder?
Schnelle: Die ist schon abgeschlossen. Das ist dann nur, bei einem Notar sind die Umschläge hinterlegt, und das ist bekannt, dem Notar, aber sonst natürlich niemandem. Und das ist ja die Spannung von so einer Verleihung, dass der Umschlag dann aufgemacht wird. So ganz das ausfallen lassen, konnten sie natürlich nicht. Aber der ganze Glamour, der ja eigentlich den Reiz der Veranstaltung ausmacht, ist weg. Diese Trendsetzung für die Oscars, das wird natürlich bleiben. Der Film, der den Golden Globe dann gewinnt, oder es gibt ja zwei, einen für eine Komödie, einen für Drama, das sind dann schon die heißeren Kandidaten für die Oscars. Und man muss natürlich auch sagen: Das ist jetzt auch eine unverhohlene Drohung an die Oscars. Zumindest steht es als Drohung im Raum. Und es werden sich da schon hinter den Kulissen einige bemühen, bis zu den Oscars dieses Problem zu lösen, sonst wird da auch noch was passieren. Und dann ist der Verlust noch größer.
Fischer: Ganz kurz, Herr Schnelle. Wer sind die Favoriten?
Schnelle: Ja, es wird viel geredet von "There Will Be Blood". Der hat auch schon die Preise der Journalistenvereinigung auf sich vereinigen können. Das wird der große Sieger sein an diesem Abend, selbst wenn es so unglamourös zugeht.
Fischer: Die Autorengewerkschaft hat ja einen weiteren Sieg zu verbuchen, weil sie mit dem Filmstudio United Artists, an dem auch Tom Cruise beteiligt ist, als erste Hollywoodproduktionsfirma eine eigenständige Vereinbarung mit den Drehbuchschreibern getroffen hat. David Letterman hatte damit angefangen, die Leute sozusagen aus eigener Tasche zu bezahlen und dann auch Extraverträge gemacht. Ist das ein Dammbruch?
Schnelle: Ja, ich glaube schon. Es wird auch schon gemunkelt von der Weinstein Company, früher Miramax, dass die auch schon eine unterschriftsreife Vereinbarung haben. Das sind, glaube ich, die ersten Steinchen, die da bröckeln. Aber dieser Kampf wird ja noch lange nicht zu Ende sein. Die Schauspieler wollen ja auch einen Teil vom Kuchen. Es geht ja um die Tantiemen, Sie haben es gesagt. Und die Regisseurgewerkschaft, die wird Ende des Jahres dann noch mal auftrumpfen. Das ist, glaube ich, eine Auseinandersetzung, von der wir noch viel hören werden.
Fischer: Josef Schnelle, das Urheber- und vor allem auch Zweitverwertungsrecht ist ja ein großes Thema auch für Deutschland. In welchem Zusammenhang steht der Autorenstreik in Hollywood mit dem Rest der Welt?
Schnelle: Ja, da schauen natürlich viele hin. Und es wird darauf ankommen, wie das dann ausgeht in Amerika. Die deutschen Drehbuchautoren fordern auch so was, die sind nicht so mächtig. Wenn die streiken, dann würden andere einspringen. Aber auf der anderen Seite geht es um die gleichen Probleme für die Autoren. Schauspieler werden bei uns ja gar nicht an den Tantiemen beteiligt. Die könnten auch auf die Idee kommen, sich da zu melden, oder das wäre auch mal eine Aufgabe der Deutschen Filmakademie. Auch bei uns ist das ein großes Thema. Wie geht das weiter, wenn jetzt Kino nicht mehr die Haupterwerbsquelle für die kreativen Schaffenden des Films sein wird, sondern das in andere Bereiche, Sie erwähnten die DVD, aber die wird ja auch bald abgelöst, und in herunterladbare Filme oder so etwas abwandert. Ich glaube, dass das große Auswirkungen auch auf uns hier in Deutschland haben wird.
Fischer: Herzlichen Dank an unseren Filmkritiker Josef Schnelle für diese Einschätzungen zur Lage der Autoren und der Krise in Hollywood.
Josef Schnelle: Ja, und das schon seit den 30er Jahren. Und auch George Clooney und alle, die da Millionengehälter bekommen, sind in der Gewerkschaft.
Fischer: Was für eine Bedeutung kommt dieser ausfallenden Gala zu in wirtschaftlicher und in kultureller oder historischer Beziehung?
Schnelle: Na, das ist natürlich wie auch bei uns bei dem Lokführerstreik jetzt eine Situation, wo diese große Verleihungen anstehen, wo die Drehbuchautoren richtig Druck machen können, wo das richtig weh tut. Und man spricht von 80 Millionen, die allein dem Sender "NBC" da verloren gehen an dieser Veranstaltung. Aber natürlich das Nachgeschäft, also die Filme, die dann gewinnen, kommen ja dann noch mal ins Kino und spielen oft noch mal Millionen ein. Das fällt natürlich auch weg, wenn diese Verleihungsveranstaltung so wenig sexy ist, dass sie einfach wie eine Bundespressekonferenz aussehen wird.
Fischer: Diese Golden Globes waren ja immer ein bisschen wie ein Gradmesser für die kommende Verleihung der Oscars, von denen wir hoffen, dass sie nicht auch ausfallen. Was heißt das in Bezug auf die Filmbewertung? Dies ist jetzt schon abgeschlossen, oder?
Schnelle: Die ist schon abgeschlossen. Das ist dann nur, bei einem Notar sind die Umschläge hinterlegt, und das ist bekannt, dem Notar, aber sonst natürlich niemandem. Und das ist ja die Spannung von so einer Verleihung, dass der Umschlag dann aufgemacht wird. So ganz das ausfallen lassen, konnten sie natürlich nicht. Aber der ganze Glamour, der ja eigentlich den Reiz der Veranstaltung ausmacht, ist weg. Diese Trendsetzung für die Oscars, das wird natürlich bleiben. Der Film, der den Golden Globe dann gewinnt, oder es gibt ja zwei, einen für eine Komödie, einen für Drama, das sind dann schon die heißeren Kandidaten für die Oscars. Und man muss natürlich auch sagen: Das ist jetzt auch eine unverhohlene Drohung an die Oscars. Zumindest steht es als Drohung im Raum. Und es werden sich da schon hinter den Kulissen einige bemühen, bis zu den Oscars dieses Problem zu lösen, sonst wird da auch noch was passieren. Und dann ist der Verlust noch größer.
Fischer: Ganz kurz, Herr Schnelle. Wer sind die Favoriten?
Schnelle: Ja, es wird viel geredet von "There Will Be Blood". Der hat auch schon die Preise der Journalistenvereinigung auf sich vereinigen können. Das wird der große Sieger sein an diesem Abend, selbst wenn es so unglamourös zugeht.
Fischer: Die Autorengewerkschaft hat ja einen weiteren Sieg zu verbuchen, weil sie mit dem Filmstudio United Artists, an dem auch Tom Cruise beteiligt ist, als erste Hollywoodproduktionsfirma eine eigenständige Vereinbarung mit den Drehbuchschreibern getroffen hat. David Letterman hatte damit angefangen, die Leute sozusagen aus eigener Tasche zu bezahlen und dann auch Extraverträge gemacht. Ist das ein Dammbruch?
Schnelle: Ja, ich glaube schon. Es wird auch schon gemunkelt von der Weinstein Company, früher Miramax, dass die auch schon eine unterschriftsreife Vereinbarung haben. Das sind, glaube ich, die ersten Steinchen, die da bröckeln. Aber dieser Kampf wird ja noch lange nicht zu Ende sein. Die Schauspieler wollen ja auch einen Teil vom Kuchen. Es geht ja um die Tantiemen, Sie haben es gesagt. Und die Regisseurgewerkschaft, die wird Ende des Jahres dann noch mal auftrumpfen. Das ist, glaube ich, eine Auseinandersetzung, von der wir noch viel hören werden.
Fischer: Josef Schnelle, das Urheber- und vor allem auch Zweitverwertungsrecht ist ja ein großes Thema auch für Deutschland. In welchem Zusammenhang steht der Autorenstreik in Hollywood mit dem Rest der Welt?
Schnelle: Ja, da schauen natürlich viele hin. Und es wird darauf ankommen, wie das dann ausgeht in Amerika. Die deutschen Drehbuchautoren fordern auch so was, die sind nicht so mächtig. Wenn die streiken, dann würden andere einspringen. Aber auf der anderen Seite geht es um die gleichen Probleme für die Autoren. Schauspieler werden bei uns ja gar nicht an den Tantiemen beteiligt. Die könnten auch auf die Idee kommen, sich da zu melden, oder das wäre auch mal eine Aufgabe der Deutschen Filmakademie. Auch bei uns ist das ein großes Thema. Wie geht das weiter, wenn jetzt Kino nicht mehr die Haupterwerbsquelle für die kreativen Schaffenden des Films sein wird, sondern das in andere Bereiche, Sie erwähnten die DVD, aber die wird ja auch bald abgelöst, und in herunterladbare Filme oder so etwas abwandert. Ich glaube, dass das große Auswirkungen auch auf uns hier in Deutschland haben wird.
Fischer: Herzlichen Dank an unseren Filmkritiker Josef Schnelle für diese Einschätzungen zur Lage der Autoren und der Krise in Hollywood.