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Ohne Hürden surfen

Das Internet bestimmt unser Leben inzwischen maßgeblich. Viele Internetangebote sind allerdings nicht für Menschen geeignet, die herkömmliche Computer nur eingeschränkt nutzen können. Für sie ist die Barrierefreiheit von Internetseiten unumgänglich.

Von Saskia von der Burg | 31.07.2009
    Statistisch gesehen sind Menschen mit Behinderungen überdurchschnittlich häufig im Internet. Vier von fünf nutzen regelmäßig den Computer sowie das Internet und greifen dabei oft auf spezielle Hilfsmittel zurück. Blinde und Sehbehinderte nutzen beispielsweise Programme, die ihnen Bildschirminhalte vergrößern oder vorlesen oder die sogenannte Braille-Zeile, die elektronische Texte in Punktschrift wiedergibt. Um aber ungehindert im Internet surfen und arbeiten zu können, muss die Barrierefreiheit gewährleistet sein.

    "Barrierefreiheit aufs Internet bezogen heißt, dass zum Beispiel ne Website benutzbar ist, zum Beispiel für einen behinderten Menschen, für zum Beispiel einen blinden Menschen oder jemand, der die Maus nicht bedienen kann, ohne dass ihm jemand dabei helfen muss und ohne dass da irgendwelche besonderen Hilfen nötig sind","

    erklärt Tiffany Wyatt, Mitarbeiterin beim Hamburger Projekt BIK: barrierefrei informieren und kommunizieren. BIK ist ein Gemeinschaftsprojekt deutscher Blinden- und Sehbehindertenverbände und der DIAS GmbH, die von Rehabilitationsforschern der Universität Hamburg gegründet wurde. DIAS, kurz für: Daten, Informationssysteme und Analysen im Sozialen testet im Auftrag von öffentlichen Stellen Hilfsmittel und Alltagstechnik auf ihre Gebrauchstauglichkeit und Zugänglichkeit für behinderte Menschen.

    Die Barrieren im World Wide Web sind vielfältig: So sind für Blinde zum Beispiel grundsätzlich Bilder und Text, der in Bildern enthalten ist, unzugänglich. Sehbehinderte und Menschen mit einer Farbfehlsichtigkeit benötigen außerdem starke Farbkontraste und klare Schriften. Blinkende und animierte Hintergründe, zum Beispiel Seiten, die Flash-Objekte enthalten oder auf die Programmiersprache Java aufbauen, bilden hier oft ein Hindernis. Genau diese Hindernisse will BIK verringern. Das 2002 gegründete und vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte Projekt hilft, Webangebote für Behinderte besser zugänglich zu machen und berät Unternehmen bei der Einrichtung von Intranet- und Internetauftritten. Die Ergebnisse werden unter dem Stichwort "95plus" auf www.bik-online.info veröffentlicht und regelmäßig aktualisiert.

    ""Die Liste 95plus ist eine Liste mit Internetagenturen, die in der Lage sind, barrierefreie Websites zu erstellen. Das haben sie dadurch nachgewiesen, dass sie einen Test bestanden haben. Das ist so ne Art Güte-Liste. Sowas ähnliches gibt es auch als Liste 90plus. Das sind dann die eigentlichen Websites selbst, die barrierefrei sind."

    Ähnliche Probleme wie Sehbehinderte haben Menschen, die aufgrund von Spastiken oder anderer motorischer Störungen keine Maus bedienen können und daher auf die Navigation mit der Tastatur angewiesen sind. Sie benötigen klar strukturierte Internetangebote, die sie über die Tastatur gut bedienen können. Doch was tun, wenn man beim Surfen im Internet auf Barrieren stößt? Tiffany Wyatt empfiehlt:

    "Grundsätzlich würde ich mich immer erst mit dem Anbieter in Verbindung setzen und erstmal nachfragen, ob die Barrierefreiheit kennen, das ist noch nicht so verbreitet, und oft ist das gar nicht böse gemeint, wenn eine Webseite nicht barrierefrei ist. Dann gibt es aber auch zahlreiche Organisationen, an die man sich wenden kann und an die sich auch der betreffende Anbieter wenden kann, wo man Hilfe bekommen kann, wo auch die Organisationen sich mit dem Anbieter in Verbindung setzen könnten und die nötige Unerstützung liefern könnten."

    Wie so oft ist also auch hier Eigeninitiative gefragt. Dennoch ist im Bereich Barrierefreiheit im und außerhalb des Internets einiges zu tun. Tiffany Wyatt von BIK:

    "Das Projekt hat das Ziel, vor allem Barrierefreiheit am Arbeitsplatz zu verbreitern, das heißt es möglich zu machen, dass möglichst viele behinderte Menschen am Arbeitsplatz ungehindert zum Beispiel das Intranet nutzen können, und natürlich wünschen wir uns, dass so viele Anbieter wie möglich sich des Themas annehmen und ihre Websites barrierefrei machen und dann eben davon selbst profitieren, dass sie ihre Reichweite hierdurch erhöhen."