DLF: Ein Weggefährte und Publizist , der auch für DIE ZEIT schreibt ist der Journalist Klaus Harpprecht. 1953 kam Rudolf Walter Leonhardt zur Zeit, war Londoner Korrespondent, war von 1955 bis 1957 politischer Redakteur und dann bis 1973 Feuilletonchef, also vom Arbeiteraufstand, über den Mauerbau bis in den Kalten Krieg. Danach war er stellvetretender Chefredaktuer des Blattes. Klaus Harpprecht war mit Unterbrechungen viele Jahre Amerika-Korespondent des ZDF und hat den S.Fischer Verlag geleitet, zwischen durch auch das Schreibbüro von Bundeskanzler Willy Brandt.
Harpprecht: Rudolf-Walther Leonhard stammt ja aus einer der großen Schulen des deutschen Nachkriegsjournalismus. Es war entweder die amerikanische Neue Zeitung oder es war die britische Welt oder es war der Nordwestdeutsche Rundfunk oder es war Rias Berlin oder es war der deutsche BBC-Dienst in London. Er hatte das Glück, beim deutschen Dienst in London seine ersten und wichtigen journalistischen Erfahrungen zu sammeln. Die britische Liberalität hat ihn geprägt. Es hat ihn zweifellos sehr stark mitgeformt der tägliche Umgang, den er in der Redaktion hatte mit deutschen und österreichischen Emigranten, sehr gebildete geistreiche, kritische Frauen und Männer, die natürlich den jungen Deutschen, die in London dort an Land gegangen sind, mit einem gewissen vorsichtigen Misstrauen begegnet sind, aber dann doch sehr rasch gemerkt haben, wo die Sensibilität in moralischen Dingen ist, die sie erwartet haben, oder gleichzeitig die Bereitschaft zu einer demokratischen Prägung des Geistes und der Gesinnung. Ich glaube, von dieser Schule ist nicht nur er, sondern von dieser Schule ist wesentlich die Redaktion der Zeit geprägt, von einem bestimmten Zeitpunkt an, denn ungefähr bis 1953 war sie noch sehr stark konservativ.
DLF: Was war Rudolf-Walther Leonhard für ein Kollege? Sie haben ihn schon eingangs ein bisschen skizziert. Könnte man sagen, er war eine Art britischer Liberaler mit Dienstsitz Hamburg?
Harpprecht: So könnte man ihn beschreiben und so hätte er sich selbst beschrieben. Mit dem Anflug von Selbstironie, den er manchmal hatte, hätte er sich vielleicht als angelsächsischer Liberaler beschrieben, denn natürlich war er also auch von seiner sächsischen Heimat von seinem Sprachklang mitgeprägt, aber dieses Element war sehr stark. Da ist gar kein Zweifel, und es hat uns in der gesamten geistigen Landschaft in Deutschland sehr gut getan. Es hat ja dann von der auch in ihrer Weise sehr vom angelsächsischen Geist, von einer angelsächsischen Demokratie und auch ihrer Disziplin in der Gestalt von Marion Dönhoff eine Erfüllung gefunden neben Leuten von einer ungeheuren Begabung, der die Zeit als Blatt großgemacht hat wie Müller-Marein, der einst Musiker gewesen ist. Eine reiche, eine anregende Zeit, und zusammen mit der Kollegenschaft, die mehr amerikanisch geprägt worden ist, gab es damals wohl eine Hochzeit des deutschen Journalismus, von der ich nicht ganz sicher bin, ob wir sie gehalten haben.
DLF: Vielen Dank für das Gespräch.
Link: mehr ...
994.html
Harpprecht: Rudolf-Walther Leonhard stammt ja aus einer der großen Schulen des deutschen Nachkriegsjournalismus. Es war entweder die amerikanische Neue Zeitung oder es war die britische Welt oder es war der Nordwestdeutsche Rundfunk oder es war Rias Berlin oder es war der deutsche BBC-Dienst in London. Er hatte das Glück, beim deutschen Dienst in London seine ersten und wichtigen journalistischen Erfahrungen zu sammeln. Die britische Liberalität hat ihn geprägt. Es hat ihn zweifellos sehr stark mitgeformt der tägliche Umgang, den er in der Redaktion hatte mit deutschen und österreichischen Emigranten, sehr gebildete geistreiche, kritische Frauen und Männer, die natürlich den jungen Deutschen, die in London dort an Land gegangen sind, mit einem gewissen vorsichtigen Misstrauen begegnet sind, aber dann doch sehr rasch gemerkt haben, wo die Sensibilität in moralischen Dingen ist, die sie erwartet haben, oder gleichzeitig die Bereitschaft zu einer demokratischen Prägung des Geistes und der Gesinnung. Ich glaube, von dieser Schule ist nicht nur er, sondern von dieser Schule ist wesentlich die Redaktion der Zeit geprägt, von einem bestimmten Zeitpunkt an, denn ungefähr bis 1953 war sie noch sehr stark konservativ.
DLF: Was war Rudolf-Walther Leonhard für ein Kollege? Sie haben ihn schon eingangs ein bisschen skizziert. Könnte man sagen, er war eine Art britischer Liberaler mit Dienstsitz Hamburg?
Harpprecht: So könnte man ihn beschreiben und so hätte er sich selbst beschrieben. Mit dem Anflug von Selbstironie, den er manchmal hatte, hätte er sich vielleicht als angelsächsischer Liberaler beschrieben, denn natürlich war er also auch von seiner sächsischen Heimat von seinem Sprachklang mitgeprägt, aber dieses Element war sehr stark. Da ist gar kein Zweifel, und es hat uns in der gesamten geistigen Landschaft in Deutschland sehr gut getan. Es hat ja dann von der auch in ihrer Weise sehr vom angelsächsischen Geist, von einer angelsächsischen Demokratie und auch ihrer Disziplin in der Gestalt von Marion Dönhoff eine Erfüllung gefunden neben Leuten von einer ungeheuren Begabung, der die Zeit als Blatt großgemacht hat wie Müller-Marein, der einst Musiker gewesen ist. Eine reiche, eine anregende Zeit, und zusammen mit der Kollegenschaft, die mehr amerikanisch geprägt worden ist, gab es damals wohl eine Hochzeit des deutschen Journalismus, von der ich nicht ganz sicher bin, ob wir sie gehalten haben.
DLF: Vielen Dank für das Gespräch.
Link: mehr ...
994.html