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"Ohne ProFiL wäre ich jetzt wahrscheinlich arbeitslos"

2004 starteten die drei Berliner Universitäten Technische Universität, Freie Universität und Humboldt-Universität gemeinsam ein neues und spezielles Programm zur Förderung der "Professionalisierung für Frauen in Forschung & Lehre". "ProFiL" soll hoffnungsvollen Nachwuchswissenschaftlerinnen aus allen Fachgebieten beim entscheidenden Karriereschritt zur Professur unter die Arme greifen. Nach drei Jahren erfolgreicher Arbeit als Modellprojekt feiert das Programm heute nicht nur sein Jubiläum, sondern auch die beschlossene Fortsetzung um weitere drei Jahre.

Von Daniela Siebert |
    Janett Reinstädler ist Romanistin an der Berliner Humboldt-Universität:

    " Ich möchte an einer Universität einen Lehrstuhl für Romanistik bekommen, ich möchte sehr gerne bald tätig werden, das ist natürlich immer die Idealvorstellung, schnell eine Stelle zu bekommen! "

    Im Dezember hat sie sich habilitiert - mit einer Arbeit über spezielle Theaterformen in der Karibik im 19. Jahrhundert. Derzeit bewirbt sie sich bundesweit auf Professorenstellen und hofft dabei auf die Unterstützung von ProFiL. Schon die Auftaktveranstaltung des Programms habe ihr ein paar Aha-Erlebnisse verschafft, gibt sie zu:

    " Weil ich dort als unheimlich produktiv empfunden habe dieses konkrete Umdenken: wegzugehen von der fachwissenschaftlichen Perspektive dahin, wie ich mich strategisch verhalte in solchen Situationen. Also nicht mehr zu überlegen, weiß ich überhaupt genug, sondern zu überlegen, wie kann ich das, was ich weiß, auch gut präsentieren. "

    Im Januar 2004 startete ProFiL als Kooperation der drei großen Berliner Universitäten: Freie, Humboldt und Technische. Mit Hilfe von Netzwerken, Mentoren und speziellen Seminaren will ProFiL Nachwuchswissenschaftlerinnen in der Habilitationsphase den Weg zum Lehrstuhl ebnen. Die Programmkoordinatorin Dorothea Jansen begründet, warum sich ProFiL ausschließlich an Frauen richtet: So seien rund die Hälfte aller Studienanfänger und -absolventen Frauen, aber:

    " Von dem großen Pool, der eigentlich da ist, gibt es nur wenige Frauen, die wirklich gewonnen und gebunden werden und so gut unterstützt werden, dass sie dann in der Wissenschaft verbleiben. Wir sind in einer Situation, wo wir heute von den Professuren insgesamt gerade mal 14 Prozent Frauen haben und von den C4- (heute W3-) Professuren nur knapp 10 Prozent - bundesweit! "

    Dass ProFiL tatsächlich einen Bedarf deckt, zeigt der Erfolg des Programms. Zum einen ist die Nachfrage riesig: Auf die maximal 36 Förderplätze, die es pro Jahr gibt, haben sich durchschnittlich dreimal so viele Frauen beworben. Zum anderen konnte rund die Hälfte der Frauen, die während ihrer Teilnahme an Profil berufungsfähig wurden, auch tatsächlich einen Lehrstuhl oder eine vergleichbare Stelle an Land ziehen. Eine von ihnen ist Heike Wiese. Die 40-jährige Linguistin hat seit letztem Jahr einen Lehrstuhl an der Universität Potsdam. Dabei habe ProFiL ihr entscheidend geholfen, glaubt sie:

    " Ich würde mal sagen: Ohne das Programm wäre ich jetzt wahrscheinlich arbeitslos oder außerhalb der Universität, aber sicher hätte ich diese Professur nicht bekommen. "

    Besonders die Vernetzung mit anderen Frauen in der gleichen Lebenssituation, die Tipps der Mentoren zu Management und Karriereplanung und die Informationen zum Ablauf von Berufungsverfahren hätten ihr geholfen sagt die Mutter zweier kleiner Kinder. ProFiL vermittelte ihr viele der ungeschriebenen Regeln des Wissenschaftsbetriebes. Wo sind meine Stärken, wo passe ich hin, was will ich für Projekte machen, wie akquiriere ich Drittmittel, wie formuliere ich das Bewerbungsanschreiben am besten. Solche Fragen beschäftigen die Teilnehmerinnen von ProFiL.

    Jedes Jahr investiert jede der drei Berliner Universitäten rund 31.000 Euro in Profil. Mit dieser Form der Nachwuchsförderung pflegen die beteiligten Universitäten die deutsche Hochschullandschaft auf ganz besondere Weise: Denn infolge des Hausberufungsverbotes landen die meisten Profil-Geförderten außerhalb Berlins. Dennoch wurde gerade die Verlängerung des Profil-Programms um drei weitere Jahre beschlossen. Auch vom Präsidenten der Technischen Universität Kurt Kutzler:

    " Weil wir der Meinung sind, dass wir vor allem an technischen Universitäten zu wenig Wissenschaftlerinnen haben, aber es sehr viel qualifizierten Nachwuchs gibt und wir die Entwicklung dieses Nachwuchses bis hin zu Professorinnen an der Universität nachhaltig unterstützen müssen. "

    Im letzten Jahr waren 20 Prozent der Neuberufungen an der Berliner TU Frauen.