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Ohne Quatsch

Bislang haben Übersetzungsprogramme beim Anwender häufig nur ein müdes Lächeln ausgelöst. Zu unklar, zu tölpelhaft, oft falsch waren bei genauerem Hinsehen die übertragenen Texte. Auf der Systems in München sorgt nun aber die aktuelle Ausgabe des Personal Translators für Staunen. Ein Testbericht.

Von Gerd Pasch | 29.10.2005
    Auf der CeBIT im Frühjahr priesen die Entwickler bereits den Personal Translator als die ultimative Übersetzungs-Software an. Indes das Produkt ließ auf sich warten. Im August dann war das Produkt komplett runderneuert. Das Warten hat sich gelohnt. Nimmt man eine englisch-sprachige WEB-Seite zum Beispiel oder eine E-Mail aus den USA, und lädt sie in den Übersetzer, dann liegt schon nach wenigen Sekunden der Text korrekt übersetzt in Deutsch vor. Wörter, die mehrfache Bedeutungen haben, schaut sich die Software im Sinnzusammenhang an und setzt das passende deutsche Wort dazu ein. Neuronaler Transfer nennt der Hersteller diese Technik, die er zum Patent angemeldet hat. Rike Bacher, Computerlinguistin aus München:

    " Der neuronale Transfer funktioniert so, dass wir versuchen abzubilden wie der Mensch denkt. Der Mensch denk assoziativ. Wenn Sie z.B. ein Wort wie Schloss haben, können Sie das natürlich unterschiedlich übersetzen. Einmal mit 'castle' oder auch mit 'lock'. Der Mensch assoziiert mit 'castle' Burggraben, Schloss, Königskrone und mit 'lock' eher Schlüssel, reinstecken, neuer Anstrich. Genau so arbeitet der Personal Translater, er schaut sich eine Textpassage an, schaut sich den Kontext an und entscheidet daraufhin, ob er die Übersetzung 'castle' oder 'lock' bevorzugt. "

    Diese aktuelle Version des Übersetzungsprogramms geht auch in der richtigen Weise mit Eigennamen um. Früher war das manchmal ein Anlass zum Schmunzeln:

    " Noch in der früheren Version wurde Oberammergau mit 'upperbanting distrikt' übersetzt, was natürlich nicht so schön war. Deswegen haben wir einen automatischen Namenerkenner integriert, der es erlaubt, dass Personen- und Firmennamen sowie auch Ortsnamen in der Übersetzung korrekt erhalten bleiben. So wird der Kanzler Kohl nicht mehr zum 'cabbage', sondern der Kohl wird nur zum 'cabbage', wenn man ihn schneidet. Und der Politiker Fischer bleibt auch als politischer Fischer erhalten. "

    Stolz ist Rike Bacher auf das integrierte Sprichwörterbuch. Da haben die Programmierer viel Arbeit hineingesteckt. Und das Ergebnis überzeugt:

    " Wenn Sie 'die Katze im Sack kaufen', möchte der Engländer das natürlich nicht mit 'the cat in the bag' übersetzt haben. Deswegen haben wir in den Personal Translater ein Wörterbuch mit idiomatischen Redewendungen integriert. Sie finden über 25.000 Redewendungen darin. So wir z.B. auch 'die Katze im Sack kaufen' korrekt mit 'to buy a pig in a poke' übersetzt. "

    Und das ist noch nicht alles an Neuerungen in der Übersetzungs-Software. Der Maschine ist ein Sprachausgabe-Modul beigegeben. So kann der Nutzer sich einen markierten Text - ob englisch oder deutsch - vom Computer vorlesen lassen. Es ist wohlgemerkt eine synthetische Stimme. Hören wir zuerst ein Tonbeispiel aus einem älteren Sprachausgabe-Modul, das lange Jahre zum Standard gehörte. Anschließend liest der Rechner den Text dann mit dem neuen Programm vor:

    " Derzeit sind 21 km² der Londoner Innenstadt tagsüber von Montag bis Freitag für den Autofahrer gebührenpflichtig. "

    Der Hersteller des Personal Translators verknüpft Sprachausgabe und Übersetzung zusätzlich mit einem leistungsfähigen Spracherkennungs-Programm. Ärzte und Rechtsanwälte mit internationaler Kundschaft haben damit ein umfassendes System zur Verfügung, mit dem sich schnell diktieren und übersetzen lässt. Die Europäische Kommission hat im vergangenen Jahr das Münchener Unternehmen für seine Entwicklungen mit dem Preis für innovative Informations-Technologie bedacht.