In einen wattierten Wintermantel gehüllt, kniet Gundars Berzins vor seinem Kamin, um rasch ein Feuer zu entfachen. Der lettische Theologe ist stolz auf diesen Ofen, den er mit eigenen Händen in der offenen Wohnküche gemauert hat. Fünf Jahre ist es her, und Gundars Berzins hatte vor allem gemütliche Kaminabende mit Frau und Kind im Sinn. Heute wärmt er sich am Feuer nur kurz auf, wenn er etwas aus seiner Drei-Zimmer-Wohnung im Zentrum von Riga holt.
"Im Februar wurden einfach Strom, Gas und Wasser abgestellt, da konnten wir nicht mehr bleiben. Dabei habe ich ein Mietrecht für 99 Jahre erworben. Aber der neue Hausbesitzer will uns alle verjagen, um hier Luxusapartments zu errichten. Die anderen Mieter hat er gleich eingeschüchtert und mit kleinen Abfindungen ihre Mietverträge gekündigt. Meine Nachbarin und ich, wir sind jetzt die Einzigen, die sich wehren."
Während Gundars Berzins mit seiner Familie vorerst bei den Eltern
Unterschlupf gefunden hat, landen viele Menschen einfach auf der Straße. Wohnraum ist in der lettischen Hauptstadt knapp und gerade im begehrten Zentrum von Riga zum Spekulationsobjekt geworden.
Jeden Mittag lädt die evangelische Kirche Obdachlose zur Suppenküche ein und täglich werden es mehr.
"Mein Vermieter hat mir ein paar hundert Euro gegeben, damit ich meine Wohnung aufgebe. Dafür hat er mir eine neue versprochen, aber die existierte nicht. Seitdem wohne ich mal in einem Keller und mal im Park."
"Als ich arbeitslos wurde, konnte ich meine Miete nicht mehr bezahlen. Plötzlich kam mein Hausverwalter mit drei Männern. Sie räumten meine Wohnung und ich hab kein Zuhause mehr."
Nach Lettlands Austritt aus der Sowjetunion vor 14 Jahren wurden alle verstaatlichten Wohnhäuser an ihre ehemaligen Besitzer zurückgegeben. Mit vorgeschriebenen Höchstmieten wollte der junge Staat Preistreiberei verhindern. Trotzdem sind die Mieter nicht geschützt, erklärt Rolands Krauze. Er ist Richter beim Obersten Gerichtshof und kann die Flut der Anklagen
kaum bewältigen.
"Wenn ein Mieter nicht zahlt, darf er nach drei Monaten auf die Straße gesetzt werden. Damit rechnet aber keiner, denn im Sozialismus galt ein lebenslanges Wohnrecht. Heute in unserem wilden Kapitalismus scheuen die Vermieter vor nichts zurück, um Geschäfte zu machen. Und der Staat ist nicht verpflichtet, sich um zahlungsunfähige Mieter oder um Obdachlose zu kümmern. Dafür gibt es kein Gesetz."
Das sollte sich bald ändern, meint Elmar Römczyk, Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung im Baltikum. Auf dem Weg zu einem Mieterschutz, der auch den Schwächeren dient, hat die Stiftung jetzt zum ersten Mal in einer Konferenz Betroffene aus ganz Lettland versammelt.
" Wir wollen beitragen, dass die Zivilgesellschaft, die sich in 60 Bürgerinitiativen hier darstellt zum Thema Wohnung besser organisieren kann, um wirklich ernsthaft als Gesprächspartner für den Staat wahrgenommen zu werden. Jetzt sind sie ein ganz kleiner Interessenklüngel, der kein Konzept hat, der nur mit dem Plakat ab und zu durch die Straße geht, aber so kann man nicht ernsthafte Politik machen."
Gundars Berzins kämpft weiter alleine darum, dass es in seiner Wohnung wieder Licht, Wasser und Heizung gibt. Solange er die drei Zimmer nicht räumt, darf kein Apartmenthaus entstehen. Darum macht er seinem Vermieter ein Angebot.
"Er bietet mir 27.000 Euro dafür, dass ich ausziehe. Aber die Wohnung ist heute 150.000 Euro Wert. Also zahlt er mir entweder das Geld oder bietet mir später ein adäquates Apartment an."
"Im Februar wurden einfach Strom, Gas und Wasser abgestellt, da konnten wir nicht mehr bleiben. Dabei habe ich ein Mietrecht für 99 Jahre erworben. Aber der neue Hausbesitzer will uns alle verjagen, um hier Luxusapartments zu errichten. Die anderen Mieter hat er gleich eingeschüchtert und mit kleinen Abfindungen ihre Mietverträge gekündigt. Meine Nachbarin und ich, wir sind jetzt die Einzigen, die sich wehren."
Während Gundars Berzins mit seiner Familie vorerst bei den Eltern
Unterschlupf gefunden hat, landen viele Menschen einfach auf der Straße. Wohnraum ist in der lettischen Hauptstadt knapp und gerade im begehrten Zentrum von Riga zum Spekulationsobjekt geworden.
Jeden Mittag lädt die evangelische Kirche Obdachlose zur Suppenküche ein und täglich werden es mehr.
"Mein Vermieter hat mir ein paar hundert Euro gegeben, damit ich meine Wohnung aufgebe. Dafür hat er mir eine neue versprochen, aber die existierte nicht. Seitdem wohne ich mal in einem Keller und mal im Park."
"Als ich arbeitslos wurde, konnte ich meine Miete nicht mehr bezahlen. Plötzlich kam mein Hausverwalter mit drei Männern. Sie räumten meine Wohnung und ich hab kein Zuhause mehr."
Nach Lettlands Austritt aus der Sowjetunion vor 14 Jahren wurden alle verstaatlichten Wohnhäuser an ihre ehemaligen Besitzer zurückgegeben. Mit vorgeschriebenen Höchstmieten wollte der junge Staat Preistreiberei verhindern. Trotzdem sind die Mieter nicht geschützt, erklärt Rolands Krauze. Er ist Richter beim Obersten Gerichtshof und kann die Flut der Anklagen
kaum bewältigen.
"Wenn ein Mieter nicht zahlt, darf er nach drei Monaten auf die Straße gesetzt werden. Damit rechnet aber keiner, denn im Sozialismus galt ein lebenslanges Wohnrecht. Heute in unserem wilden Kapitalismus scheuen die Vermieter vor nichts zurück, um Geschäfte zu machen. Und der Staat ist nicht verpflichtet, sich um zahlungsunfähige Mieter oder um Obdachlose zu kümmern. Dafür gibt es kein Gesetz."
Das sollte sich bald ändern, meint Elmar Römczyk, Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung im Baltikum. Auf dem Weg zu einem Mieterschutz, der auch den Schwächeren dient, hat die Stiftung jetzt zum ersten Mal in einer Konferenz Betroffene aus ganz Lettland versammelt.
" Wir wollen beitragen, dass die Zivilgesellschaft, die sich in 60 Bürgerinitiativen hier darstellt zum Thema Wohnung besser organisieren kann, um wirklich ernsthaft als Gesprächspartner für den Staat wahrgenommen zu werden. Jetzt sind sie ein ganz kleiner Interessenklüngel, der kein Konzept hat, der nur mit dem Plakat ab und zu durch die Straße geht, aber so kann man nicht ernsthafte Politik machen."
Gundars Berzins kämpft weiter alleine darum, dass es in seiner Wohnung wieder Licht, Wasser und Heizung gibt. Solange er die drei Zimmer nicht räumt, darf kein Apartmenthaus entstehen. Darum macht er seinem Vermieter ein Angebot.
"Er bietet mir 27.000 Euro dafür, dass ich ausziehe. Aber die Wohnung ist heute 150.000 Euro Wert. Also zahlt er mir entweder das Geld oder bietet mir später ein adäquates Apartment an."