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Olivenöl mit ranzigem Geschmack

Olivenöl gibt es in vielen Preis- und Qualitätsstufen, dafür sorgen schon 150 verschiedene Arten von Olivenbäumen sowie unterschiedliche Press- und Gewinnungsverfahren. Verbraucherschützer waren allerdings auch unangenehm überrascht - Qualitätsangaben und Qualitäten klafften unter Umständen weit auseinander. Die Stiftung Warentest stellte heute neue Testergebnisse vor.

Von Dieter Nürnberger | 22.09.2005
    Eines vorweg - die Stiftung Warentest war auch diesmal unangenehm überrascht. Untersucht hat man Olivenöle der Güteklasse "nativ extra" - das ist mit die höchste Qualitätsstufe, die ein Olivenöl haben kann. Und 26 dieser Produkte wurden getestet - und nur fünf waren "gut" bewertet, aber immerhin gleich neun waren "mangelhaft". Die Warentester orientieren sich da ja bekanntermaßen an den alten Schulnoten - das heißt, es gab für rund ein Drittel die Schulnote 5. Vera Kaftan ist die Projektleiterin Ernährung bei der Stiftung Warentest.

    "Kein einziges Öl im Test war völlig frei von Schadstoffen. Besonders kritisch: Zum ersten Mal stießen wir auf Phthalate. Das sind Weichmacher, darunter eines, welches als gesundheitskritisch gilt. Das ist Diethylhexylphthalat, kurz DEHP. Das fanden wir in einer Größenordnung, auch im Bioöl "Gut und Gerne", die bereits als kritisch gelten kann. "

    Kein einziges Öl ohne Schadstoffe, aber natürlich kommt es dann auf den Gehalt der Schadstoffe an. Und mehr oder weniger beruhigend ist es, dass in den meisten Fällen dieser Gehalt gerade mal über der Nachweisgrenze liegt.

    Aber auch mit der sensorischen Qualität war man nicht allzu oft zufrieden. Aussehen, Geruch und Geschmack überzeugten da nicht immer. Und oft geht es auch um Etikettenschwindel, denn eigentlich darf natives Olivenöl nicht wärmebehandelt werden. Aber dank neuer Forschungsmethoden kann man die Hersteller inzwischen auch bei diesem Punkt überführen.

    Die EU subventioniert Oliven ja auch mit rund 2 Milliarden Euro pro Jahr, und entsprechend streng sind auch die Kriterien, sagt die Lebensmittelchemikerin der Warentester, Birgit Rehlender.

    "Es darf ausschließlich mit mechanischen Verfahren hergestellt werden. Jegliche Wärmezufuhr, zur Erhöhung der Ausbeute, ist untersagt. Wird die Presstemperatur unter 27 Grad Celsius gehalten, dann spricht man von "kalt gepresst". Das steht aber nur noch selten auf den Flaschen. Das Öl muss sensorisch - also in Geruch und Geschmack - fehlerfrei sein. Es muss ein Mindestmaß an Fruchtigkeit aufweisen. Und es muss den Qualitäts- und Reinheitskriterien der EU entsprechen."

    Allerdings wurde in dieser Untersuchung oft ein sehr ranziger oder auch schlammiger Geschmack festgestellt. Oft unklar ist auch das Herkunftsland - hier gilt es also künftig einiges bei den Herstellern dieser Öle zu verbessern. Denn Olivenöl ist auch hierzulande ein beliebtes Lebensmittel. Es gilt als gesund und bekömmlich, sagt Projektleiterin Vera Kaftan.

    "Da dominiert eine ganz bestimmte Fettsäure. Das ist die Ölsäure, und diese gewissermaßen Wunder vollbringen. Sie senkt den Cholesterinspiegel. Hebt dabei aber gleichzeitig die gesundheitsfördernde Fraktion im Blut an."

    Frage natürlich nach diesem eher negativen Testergebnis: Wo kommen die Schadstoffe eigentlich her? Es ist ja auch festzustellen, dass Bioprodukte belastet sind. Die Antwort betrifft zumeist die Verpackungen, es kann aber auch durch Wasser, Boden oder Luft zu einer Verunreinigung kommen, sagt Birgit Rehlender.

    "Diese weit verbreiteten Industriechemikalien werden als Weichmacher eingesetzt. Sie sollen Kunststoffe weich machen. Sie sind sogar zugelassen für Lebensmitteltransportbehälter. Unter anderem für Fließbänder oder auch Schläuche. Das muss man sich mal vorstellen! Denn diese Weichmacher werden gerade von fetthaltigen Lebensmitteln herausgelöst. Und finden sich dann in unserer Nahrung wieder. Aber im Olivenöl haben sie auf jeden Fall nichts zu suchen."

    Und nach diesem generell eher schlechten Gesamtergebnis macht es Sinn, zumindest die guten Produkten zu nennen. Es sind die Hersteller "Vom Fass", "Gaea", "Edeka Bancetto", "Rewe Füllhorn" und als relativ preiswertes Produkt auch das native Olivenöl "Lucesse" von "Lidl".