Aus Holz geschnitzte Riesenfiguren blicken auf ein zwölf Meter langes Kanu, in dem 50 Menschen Platz finden. Es soll an die Seefahrertradition der Squamish-Indianer erinnern und an ihre 5000 Jahre alte Geschichte an der Pazifikküste Kanadas, in British Columbia. Das Squamish-Lil'wat Kulturzentrum von Whistler, das 2008 eröffnet wurde, will Besucher mit dem Alltag und den Mythen der ursprünglichen Bewohner des idyllischen Tals bekannt machen, sagt die junge Museumsführerin Halle Dosive, eine Lil'wat Indianerin.
"Ich denke, das Kulturzentrum hilft, das Bild von uns Ureinwohnern in der Welt zu korrigieren. Wir sind nicht die Natives, die man im Fernsehen sieht, mit all den negativen Dingen, die man uns nachsagt, wie Drogenmissbrauch, Arbeitslosigkeit und der Abhängigkeit von Sozialhilfe. Wenn die Besucher ins Kulturzentrum kommen und unseren Alltag erleben, werden sie verstehen, dass wir ganz anders sind."
Der transparente Bau aus hellem Zedernholz mit viel Glas eröffnet den Blick auf die Berge von Whistler, auf breite Schneisen, die aus dem Bergwald geholzt wurden, die Skiabfahrten. Seilbahnen verbinden die einzelnen Skigebiete. Am spektakulärsten ist die "Peak-2-Peak" Gondel, die auf etwa drei Kilometer sogar frei ohne Stützen zwischen zwei Bergspitzen schwebt. In den letzten 40 Jahren hat sich Whistler zum populärsten Skiort Nordamerikas entwickelt. Die Olympischen Winterspiele, die hier im Februar 2010 stattfinden werden, sehen die Nachbarn der Lil'wat Indianer eher kritisch
"Wir leben hier auf der anderen Seite von Whistler, gleich an der Grenze zu den Lil'wat-Indianern, die auf den Olympiazug aufgesprungen sind und Geld dafür bekommen. Ich hoffe, sie verdienen etwas daran. Ich weiß nicht welche Verträge sie gemacht haben. Sie haben uns nichts erzählt. Auch die Squamish, im Süden von Whistler, haben einen Deal gemacht, denn die neue Autobahn von Vancouver nach Whistler führt durch ihr Territorium. Ich habe aber auch gehört, dass nicht alle Bands der Squamish einbezogen wurden. Einige hat man wohl über den Tisch gezogen.","
... mutmaßt William Alexander. Er lebt etwa 50 Kilometer von Whistler entfernt in einem Reservat am Seton See. In seinem Wasser schwimmen jedoch längst keine Fische mehr, einst eine Lebensgrundlage der Natives im Tal. Seit in den 1940 Jahren ein Wasserkraftwerk am Ufer des Sees gebaut wurde, Arsen und Quecksilber aus benachbarten Goldminen eingeleitet wurden, ist der See umgekippt. Natur und Kultur wurden nach der Ankunft der weißen Siedler vor 150 Jahren weitgehend zerstört.
Schon öfter mussten die Talbewohner sich als menschliche Schutzschilde vor ihre Wälder stellen, um sie vor dem Abholzen zu bewahren. Durch absichtliche eingeschleppte Krankheiten starben Tausende Natives in der Vergangenheit, ihre Sprache und ihre Familien wurden zerstört, als ihre Kinder zwangsweise in christliche Internate gezwungen wurden. Olympische Winterspiele in Whistler? Gegen die Sportler habe man nichts, sagt Gerry John, elf Jahre lang Chief der Seton Lake Indianer, sondern gegen die Politik im eigenen Land.
""Als im Jahr 2003 über die Olympischen Spiele hier in British Columbia diskutiert wurde, bin ich zusammen mit anderen Häuptlingen nach Vancouver gefahren und wir haben der Olympialobby gesagt: Wenn hier die Spiele stattfinden, werden auch die Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Ureinwohnern auf die Tagesordnung kommen. Kanada, British Columbia, Vancouver und Whistler werden für ihre Praxis im Umgang mit uns an den Pranger gestellt werden. Wir können doch nicht hingehen und China für seine Tibetpolitik verurteilen, gleichzeitig aber die Augen davor verschließen, wie Kanada und British Columbia die Rechte seiner Ureinwohner ignoriert."
Das teure Olympiaspektakel wird auf Kosten von Gesundheits- und Bildungsprogrammen finanziert, so die Kritiker unter den Natives. Da es entschieden sei, solle man nun das Beste für sich herausholen, argumentieren die Befürworter. Zum ersten Mal in der Geschichte Olympias werden vier Stämme mit als Gastgeber der Spiele auftreten. Tewanee Joseph, ein Squamish-Indianer, ist der leitende Geschäftsführer von "Four Hosts First Nations", der Organisation, die die Einbeziehung der Ureinwohner bei den Olympischen Spielen koordiniert und vermarktet.
"Wir Squamish leben heute in der Stadt, in Vancouver, in einer modernen Welt und gehen dort zur Arbeit. Unser traditionelles Leben als Jäger und Sammler fand früher in den Wäldern statt. Nun jagen und sammeln wir im Supermarkt. Wir haben uns angepasst. Sie sehen die indianischen Totempfähle hier an der Pazifikküste als Figuren, die Besucher willkommen heißen auf unserem Territorium. Mit der Olympiade beginnt für uns die größte Zurschaustellung der Geschichte. Danach wird die Welt uns anders wahrnehmen, sie wird sehen in welch unterschiedlichen Kulturen wir hier leben. Die Olympiabesucher werden etwas über uns erfahren und danach mehr Fragen stellen."
Für beide sind die Olympischen Spiele nun eine Plattform, um die Aufmerksamkeit der Welt auf sich zu lenken. Die einen stellen in Whistler ihre untergegangene Kultur im Museum aus, vermarkten ihre Kunst als Olympialogo auf T-Shirts, Taschen und Tassen und verdienen daran, die anderen wollen gegen die bis heute fortdauernde Diskriminierung durch die weiße Gesellschaft protestieren. William Alexander von der Seton Lake Band, auf der anderen Seite von Whistler.
"Eine Reihe von uns Natives wird sich versammeln und auf den Straßen von Vancouver nach Whistler Schilder aufstellen. Wir werden auf unsere Lebenssituation hinweisen und die Welt wird uns sehen. Sicher werden dabei einige von uns verprügelt werden oder ins Gefängnis wandern, denn die Regierung will nicht, dass uns überhaupt jemand wahrnimmt. Ich weiß nicht, was alles passieren wird, denn wir stehen hier im Reservat unter Beobachtung, weil die Regierung weiß, dass wir etwas planen."
"Ich denke, das Kulturzentrum hilft, das Bild von uns Ureinwohnern in der Welt zu korrigieren. Wir sind nicht die Natives, die man im Fernsehen sieht, mit all den negativen Dingen, die man uns nachsagt, wie Drogenmissbrauch, Arbeitslosigkeit und der Abhängigkeit von Sozialhilfe. Wenn die Besucher ins Kulturzentrum kommen und unseren Alltag erleben, werden sie verstehen, dass wir ganz anders sind."
Der transparente Bau aus hellem Zedernholz mit viel Glas eröffnet den Blick auf die Berge von Whistler, auf breite Schneisen, die aus dem Bergwald geholzt wurden, die Skiabfahrten. Seilbahnen verbinden die einzelnen Skigebiete. Am spektakulärsten ist die "Peak-2-Peak" Gondel, die auf etwa drei Kilometer sogar frei ohne Stützen zwischen zwei Bergspitzen schwebt. In den letzten 40 Jahren hat sich Whistler zum populärsten Skiort Nordamerikas entwickelt. Die Olympischen Winterspiele, die hier im Februar 2010 stattfinden werden, sehen die Nachbarn der Lil'wat Indianer eher kritisch
"Wir leben hier auf der anderen Seite von Whistler, gleich an der Grenze zu den Lil'wat-Indianern, die auf den Olympiazug aufgesprungen sind und Geld dafür bekommen. Ich hoffe, sie verdienen etwas daran. Ich weiß nicht welche Verträge sie gemacht haben. Sie haben uns nichts erzählt. Auch die Squamish, im Süden von Whistler, haben einen Deal gemacht, denn die neue Autobahn von Vancouver nach Whistler führt durch ihr Territorium. Ich habe aber auch gehört, dass nicht alle Bands der Squamish einbezogen wurden. Einige hat man wohl über den Tisch gezogen.","
... mutmaßt William Alexander. Er lebt etwa 50 Kilometer von Whistler entfernt in einem Reservat am Seton See. In seinem Wasser schwimmen jedoch längst keine Fische mehr, einst eine Lebensgrundlage der Natives im Tal. Seit in den 1940 Jahren ein Wasserkraftwerk am Ufer des Sees gebaut wurde, Arsen und Quecksilber aus benachbarten Goldminen eingeleitet wurden, ist der See umgekippt. Natur und Kultur wurden nach der Ankunft der weißen Siedler vor 150 Jahren weitgehend zerstört.
Schon öfter mussten die Talbewohner sich als menschliche Schutzschilde vor ihre Wälder stellen, um sie vor dem Abholzen zu bewahren. Durch absichtliche eingeschleppte Krankheiten starben Tausende Natives in der Vergangenheit, ihre Sprache und ihre Familien wurden zerstört, als ihre Kinder zwangsweise in christliche Internate gezwungen wurden. Olympische Winterspiele in Whistler? Gegen die Sportler habe man nichts, sagt Gerry John, elf Jahre lang Chief der Seton Lake Indianer, sondern gegen die Politik im eigenen Land.
""Als im Jahr 2003 über die Olympischen Spiele hier in British Columbia diskutiert wurde, bin ich zusammen mit anderen Häuptlingen nach Vancouver gefahren und wir haben der Olympialobby gesagt: Wenn hier die Spiele stattfinden, werden auch die Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Ureinwohnern auf die Tagesordnung kommen. Kanada, British Columbia, Vancouver und Whistler werden für ihre Praxis im Umgang mit uns an den Pranger gestellt werden. Wir können doch nicht hingehen und China für seine Tibetpolitik verurteilen, gleichzeitig aber die Augen davor verschließen, wie Kanada und British Columbia die Rechte seiner Ureinwohner ignoriert."
Das teure Olympiaspektakel wird auf Kosten von Gesundheits- und Bildungsprogrammen finanziert, so die Kritiker unter den Natives. Da es entschieden sei, solle man nun das Beste für sich herausholen, argumentieren die Befürworter. Zum ersten Mal in der Geschichte Olympias werden vier Stämme mit als Gastgeber der Spiele auftreten. Tewanee Joseph, ein Squamish-Indianer, ist der leitende Geschäftsführer von "Four Hosts First Nations", der Organisation, die die Einbeziehung der Ureinwohner bei den Olympischen Spielen koordiniert und vermarktet.
"Wir Squamish leben heute in der Stadt, in Vancouver, in einer modernen Welt und gehen dort zur Arbeit. Unser traditionelles Leben als Jäger und Sammler fand früher in den Wäldern statt. Nun jagen und sammeln wir im Supermarkt. Wir haben uns angepasst. Sie sehen die indianischen Totempfähle hier an der Pazifikküste als Figuren, die Besucher willkommen heißen auf unserem Territorium. Mit der Olympiade beginnt für uns die größte Zurschaustellung der Geschichte. Danach wird die Welt uns anders wahrnehmen, sie wird sehen in welch unterschiedlichen Kulturen wir hier leben. Die Olympiabesucher werden etwas über uns erfahren und danach mehr Fragen stellen."
Für beide sind die Olympischen Spiele nun eine Plattform, um die Aufmerksamkeit der Welt auf sich zu lenken. Die einen stellen in Whistler ihre untergegangene Kultur im Museum aus, vermarkten ihre Kunst als Olympialogo auf T-Shirts, Taschen und Tassen und verdienen daran, die anderen wollen gegen die bis heute fortdauernde Diskriminierung durch die weiße Gesellschaft protestieren. William Alexander von der Seton Lake Band, auf der anderen Seite von Whistler.
"Eine Reihe von uns Natives wird sich versammeln und auf den Straßen von Vancouver nach Whistler Schilder aufstellen. Wir werden auf unsere Lebenssituation hinweisen und die Welt wird uns sehen. Sicher werden dabei einige von uns verprügelt werden oder ins Gefängnis wandern, denn die Regierung will nicht, dass uns überhaupt jemand wahrnimmt. Ich weiß nicht, was alles passieren wird, denn wir stehen hier im Reservat unter Beobachtung, weil die Regierung weiß, dass wir etwas planen."