Donnerstag, 18. April 2024

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Olympia 2024 in Hamburg
"Eine langfristige Investition"

Sollte Hamburg den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2024 bekommen, würden dafür Kosten in Höhe von 7,4 Milliarden Euro anfallen. Der Bund der Steuerzahler hält das für eine lohnende Investition: Von der Ausstrahlungskraft des Ereignisses profitiere ganz Deutschland - und zwar langfristig, sagte Christoph Metzner, Sprecher des Steuerzahlerbundes in Hamburg, im DLF.

Christoph Metzner im Gespräch mit Jessica Sturmberg | 08.10.2015
    Flaggen mit den Olympischen Ringen und dem Wappen von Hamburg hängen neben einem Straßencafe am Rathausmarkt in Hamburg
    "Hamburg tritt nicht für Hamburg selbst an, sondern für Deutschland," meint Christoph Metzner. (dpa / Christian Charisius)
    Jessica Sturmberg: 7,4 Milliarden Euro sollen die Olympischen Spiele in Hamburg 2024 die Steuerzahler in Deutschland kosten, wenn es denn klappt mit der Bewerbung. Das haben die Olympia-Planer der Stadt Hamburg als Kostenschätzung heute Vormittag vorgelegt. Am 29. November stimmen die Hamburger in einem Referendum darüber ab, ob die Stadt sich nun endgültig bewerben soll oder nicht. Diese Kostenschätzung soll den Bewerbungsprozess transparent machen, also die Bürger sollen wissen, was auf sie zukommt. Jetzt muss man ein bisschen differenzieren. Es gibt auch Einnahmen, die sind aber schon einkalkuliert. Diese 7,4 Milliarden blieben nach der Finanzrechnung als Kosten stehen. Davon würde die Stadt Hamburg 1,2 Milliarden Euro über einen Zeitraum von sechs Jahren selbst tragen und für den Rest soll der Bund aufkommen. Christoph Metzner ist Sprecher des Steuerzahlerbundes in Hamburg und er hat uns kurz vor der Sendung die Frage beantwortet, ob diese Summe aus Sicht des Steuerzahlerbundes angemessen ist.
    Christoph Metzner: Da muss man dann auch differenzieren. Wir haben hier natürlich zuerst einmal einen Blick auf Hamburg, und diese 1,2 Milliarden Euro, die Hamburg schultern soll über sechs Jahre, das ist auf jeden Fall für den Hamburger Haushalt zu machen. Und Olaf Scholz hat ja heute auch ganz klar gesagt: Für die Stadt ist diese Obergrenze diese 200 Millionen. Mehr kann Hamburg gar nicht schaffen, und das sehen wir ganz genauso.
    Sturmberg: Jetzt wollen wir natürlich erst einmal wissen: Wie realistisch schätzen Sie denn diese Kostenschätzung ein? Wir haben ja nun mal auch Projekte wie die Elbphilharmonie, wo die Kosten aus dem Ruder laufen. Welchen Eindruck macht jetzt diese Kostenschätzung auf Sie?
    Metzner: Elbphilharmonie ist da natürlich ein sehr gutes Stichwort. Die Politik, muss man aber dazu sagen, hat hier in Hamburg wirklich daraus gelernt. Man hat dieses Konzept des kostenstabilen Bauens aufgestellt. Das heißt, in Zukunft wird es nicht mehr sein wie bei der Elbphilharmonie, dass man sozusagen erst anfängt zu bauen und sich dann erst überlegt, was machen wir eigentlich, was brauchen wir, sondern jetzt hat man das so gemacht, dass man ganz viel Energie auch in die Planung gesteckt hat, um dann wirklich zu wissen, was brauchen wir am Ende eigentlich, was kommt dann am Ende dabei heraus. Und wir haben auch das Gefühl, dass jetzt hier bei dieser Planung sehr konkret gearbeitet wurde. Natürlich kostet so eine Planung dann einfach ein bisschen mehr Geld als vorher. Allerdings weiß man dann auch schon besser, wo die Reise hingeht. Und diese 1,2 Milliarden Euro für den Hamburger Haushalt halten wir für durchaus realistisch.
    "Die Möglichkeit, sich international ordentlich zu präsentieren"
    Sturmberg: Von der Erfahrung her kann man ja immer sagen, es wird dann oft doch noch teurer. Wenn die Hamburger nicht mehr leisten können als diese 1,2 Milliarden über mehrere Jahre verteilt, das hieße ja dann, der Bund müsste für den Rest aufkommen. Ist das aus Ihrer Sicht richtig, dass der Steuerzahler in ganz Deutschland für die Spiele in Hamburg aufkommen soll?
    Metzner: Da kann ich natürlich die Kritiker verstehen, die jetzt nicht in Hamburg leben, die sagen, warum soll jetzt der Bund diese sechs Milliarden Euro aufbringen, damit in Hamburg dann für zwei Wochen ein großes Event stattfinden kann. Da muss man natürlich zum einen auch dazusagen, damals München 1972 hat ja auch die Olympischen Spiele ausgetragen, das hat ja auch ganz Deutschland getragen und das war natürlich auch eine politische Entscheidung mit. Aber man muss schon sagen, die Ausstrahlungskraft, die von diesem Ereignis ausging, davon hat ganz Deutschland profitiert. Das war ja nicht nur München. Und Hamburg tritt ja auch nicht für Hamburg selbst an, sondern für Deutschland, für den Deutschen Olympischen Sportbund, und dieser hat ja auch knapp 25 Millionen Mitglieder. Wir denken schon, dass da ganz Deutschland von profitieren wird, wobei es natürlich richtig ist zu sagen, sechs Milliarden kommen aus dem Bundesgebiet, damit Hamburg diese Feier hat, aber das ist eben auch eine politische Entscheidung. Wir glauben schon, dass Deutschland davon auch langfristig profitieren wird. Gerade seit den letzten Olympischen Spielen ist ja in Deutschland viel passiert, auch in Sachen Wiedervereinigung, und da hat es dann wirklich die Möglichkeit, sich noch mal international ordentlich zu präsentieren.
    Sturmberg: 7,4 Milliarden Euro, um sich ordentlich zu präsentieren und ein positives Image für Deutschland in die Welt zu transportieren. Das wäre für Sie ein angemessener Preis?
    Metzner: Ja. Es ist ja nicht so, dass diese 7,4 Milliarden jetzt wirklich nur für das Ereignis selbst ausgegeben werden, sondern da wird einfach auch viel Geld hier in Hamburg investiert wie zum Beispiel die Verkehrs-Infrastruktur. Dann entsteht ja ein komplett neuer Stadtteil. Darin sollen am Ende 18.000 Menschen Platz finden. Das ist ja auch wirklich was, wovon nicht nur Hamburg, sondern die gesamte Metropolregion in Norddeutschland etwas hat. Von daher: Diese Summe ist natürlich extrem hoch, das muss man schon sagen. 7,4 Milliarden, damit könnte man bestimmt auch woanders andere Projekte finanzieren. Aber so ein Sportereignis ist schon was, wovon man wirklich Jahrzehnte was haben kann, gerade hier in Norddeutschland.
    "Eine gute Investition in die Wirtschaft"
    Sturmberg: Wir halten fest: Der Bund der Steuerzahler in Hamburg steht der Bewerbung positiv gegenüber und die 7,4 Milliarden Euro, die da momentan als Kostenschätzung veranschlagt sind, die sind dann gut investiert?
    Metzner: Ja, ganz einfach deshalb, weil das eine langfristige Investition ist. Allerdings sage ich auch noch mal: Olaf Scholz hat ja gesagt, 200 Millionen Euro für Hamburg sind realistisch, und das ist auch machbar und das sehen wir ganz genauso. Wenn es aber mehr werden sollte, dann ist das Ganze eben nicht mehr realistisch, weil wir nicht wissen, wie lange zum Beispiel unsere gute Konjunktur jetzt noch anhält. Dann wird es schon kritisch.
    Sturmberg: Ist das denn eine einstimmige Position vonseiten des Bundes der Steuerzahler?
    Metzner: Wir als Bund der Steuerzahler sind ja schon relativ föderal organisiert und wie das jetzt andere Landesverbände sehen, muss man einfach dort vor Ort mal nachfragen. Aber zumindest für die norddeutschen Landesverbände kann ich schon sagen, dass Hamburg hier diese knapp über eine Milliarde Euro investiert. Vom Bund kommen dann noch mal sechs Milliarden. Für Hamburg ist das schon eine gute Investition in die Wirtschaft auch.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.