Montag, 13. Mai 2024

Archiv

Olympia
China und die Winterspiele in Russland

Für China klingt die Kritik an Russland und den Olympischen Winterspielen in Sotschi vertraut. Denn 2008 zu den Sommerspielen in Peking hat sich die Volksrepublik Ähnliches anhören müssen. Die chinesischen Staatsmedien versuchen derweil, die Begeisterung für den Wintersport zu wecken.

Von Ruth Kirchner | 11.02.2014
    China ist keine Wintersport-Nation. Die chinesische Delegation in Sotschi ist klein, die Medaillenhoffnungen sind bescheiden. Das Staatsfernsehen CCTV konzentriert sich vor allem auf Curling, Eisschnelllauf und Snowboarding – die Disziplinen also, in denen sich China noch die größten Hoffnungen macht.
    Im chinesischen Internet geht es weniger um den Sport, sondern um organisatorische Pannen und Baumängel in den Hotels von Sotschi. Chinesische Internet-Kommentatoren machen aus ihrer Häme keinen Hehl:
    "Die Russen können halt nur kämpfen und andere herumschubsen. Aber was Bauen, Produktion und Wirtschaftsentwicklung angeht, haben sie nichts drauf."
    Der viele Wodka sei schuld, heißt es weiter wenig schmeichelhaft. Im Vergleich schnitten die Pekinger Sommerspiele jetzt noch viel besser ab.
    "Die Spiele in Sotschi sind die teuersten in der olympischen Geschichte. Wie konnte das passieren? Nichts ist mit den chinesischen Spielen von 2008 vergleichbar."
    Die staatlich kontrollierten Medien schlagen einen anderen Ton an. Sie, die 2008 die Sommerspiele in Peking zum Symbol für Chinas neue Größe machten, warnen jetzt davor, die Winterspiele in Sotschi zu politisieren. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua geht mit den westlichen Medien hart ins Gericht und vermutet hinter der Kritik an den Putin-Spielen eine anti-russische Haltung aus der Zeit des Kalten Krieges. Die nationalistische Global Times wirft dem Westen pauschal Bigotterie und Heuchelei vor. Ein Meinung, die sich auch im Internet wieder findet:
    "Es gibt eine Gruppe politischer Paparazzi, die nichts anderes zu tun hat, als Bilder und Stories zu erfinden als Waffen im Propagandakampf – alles um Russland und China schlecht zu machen."
    Doch manche in China wollen mit den russischen Spielen auch einfach nur Spaß haben und Geld verdienen. So haben gewitzte Unternehmer bereits T-Shirts im Angebot, auf denen eine Panne der Eröffnungsfeier verewigt ist: Das Shirt zeigt nicht die üblichen fünf olympischen Ringe, sondern nur vier und eine kleine Schneeflocke. Ein Anbieter im Internet-Shop Taobao hat bereits hunderte dieser T-Shirts verkauft. Bleibt die Frage, die auch in China diskutiert wird, ob das nach den strengen Copyright-Regeln des IOC eigentlich erlaubt ist.