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Olympia in Gefahr

So schlecht war ein Deutsches Curling-Team bei einer WM noch nie: Nur Platz elf für Skipper John Jahr und seine Mannschaftskameraden. Sogar die Olympiateilnahme 2014 in Sotschi ist nun in Gefahr.

Von Erich Wartusch |
    Am lautesten wurde es in der St. Jakobshalle in Basel immer dann, wenn das Mutterland des Curlings am Start war: Schottland. Den deutschen Spielern dagegen blieb die Lust am Singen eher im Hals stecken: Platz 11. Das schlechteste Ergebnis in der Geschichte von Herren-Weltmeisterschaften.

    "Leider müssen wir feststellen, dass die Mannschaft, die in jedem Spiel eigentlich wirklich gute bis sehr gute Phasen hatte, es nie geschafft hat, das Spiel durchzusetzen, konzentriert zu bleiben. Die kleinen, aber wirkungsvollen Fehler haben dann doch dazu geführt, dass wir die Kontrolle des Spiels wieder aus der Hand gegeben und dann auch die Spiele mehrheitlich verloren haben."

    Sportdirektor Rainer Nittel war ebenso enttäuscht wie das Hamburger Team um den erfahrenen Skip John Jahr. Noch bei der Europameisterschaft im Dezember gelangen den Deutschen einige tolle Spiele. Doch bei der WM ging man in 11 Partien nur zweimal als Sieger vom Eis: Felix Schulze, der jeweils die letzten Steine spielte:

    "Wir haben ein paar Fehler gemacht in der Vorbereitung, die sind uns auch erst hinterher klar geworden. Wir haben eben keine Turnierpraxis mehr gehabt nach der letzten Bundesligarunde. Das heißt, wir haben knapp sechs Wochen ohne echten Wettkampf gehabt und nur trainieren nutzt eben nichts, vor allem wenn man dann eben zweimal im Jahr Europameisterschaft und Weltmeisterschaft auf so einem Eis spielt und sonst gar nie – das ist zu wenig!"

    Eine kuriose Begründung: Das Eis war zu gut. Schwierig zu erklären für Laien. Aber hier macht sich bemerkbar, daß Deutschland im Curling immer noch ein Entwicklungsland ist. Zu wenige Hallen, zu selten gibt es für die Turniere perfekte Eis-Bedingungen.

    "Wir haben am Anfang die ersten vier, fünf Spiele viel zu defensiv gespielt, weil uns selber gar nicht bewusst war, wie viel auf diesem Eis geht: Wie viel musst Du tun, um den Gegner richtig unter Druck zu setzen? Das ist uns erst viel zu spät aufgefallen. Hätten wir das in ein, zwei Turnieren vorher schon mitgekriegt, wären wir an die Sache ganz anders rangegangen."

    Nun hat eine verpatzte WM die deutschen Herren schon in Bedrängnis gebracht. Denn nur hier in Basel und im kommenden Jahr in Kanada gibt es Qualifikationspunkte für Olympia 2014, Sportdirektor Rainer Nittel:

    "Das ist natürlich ein ganz herber Rückschlag für uns. Wir wissen, dass man wahrscheinlich um die 12 Punkte braucht, um sich direkt für Sotschi zu qualifizieren. Hier haben wir zwei gewonnen. Das heißt im Umkehrschluss, dass es bei der nächsten WM ein Halbfinalplatz mindestens sein sollte."

    Als letzte Hoffnung bleibt dann noch ein Extra-Qualifikationsturnier, bei dem auch noch einmal zwei Fahrkarten vergeben werden. Ob jedoch auch im nächsten Jahr noch einmal das Team aus Hamburg für Deutschland Punkte sammeln darf, ist unklar. Der langjährige Skip Andreas Kapp aus Füssen entscheidet im Sommer, ob er nach einjähriger Wettkampfpause zurückkehrt. Dann würde es für die international nicht so erfahrenen Hamburger noch schwieriger. Auch wenn Peter Rickmers glaubt, viel von dieser WM mitnehmen zu können:

    "Gegen die Teams, die wir zuletzt als Gegner hatten, als wir offensiv gespielt haben, da haben wir gesehen, dass wir mit Topteams mithalten können. Da war es haarscharf im letzten End um einen Stein gegen Norwegen und gegen andere Teams, die oben dabei waren. Wenn man das so mitnimmt, dann sagt man sich: Das nächste Mal rutscht uns das halt nicht durch die Finger, sondern dann machen wir es halt besser."