Archiv

Olympia
Prekäre Provenienz

Bis zum 7. Dezember versteigert ein kalifornisches Auktionshaus eine olympische Goldmedaille von 1936. Sie soll angeblich von Jesse Owens stammen, dem berühmtesten aller olympischen Sportler. Doch Zweifel sind angebracht.

Von Erik Eggers |
    Er ist der berühmteste Olympiasieger der Moderne: Jesse Owens. Der US-Leichtathlet, der bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin die Rassenideologie der Nazis mit seinen vier Triumphen geradezu karikierte, starb völlig verarmt im Jahre 1980. Nun, 33 Jahre nach seinem Tod, ist Owens wieder weltweit in Schlagzeilen. Das Auktionshaus SCP in Laguna Niguel, Kalifornien, versteigert bis zum 7. Dezember eine seiner vier Goldmedaillen. Das Gebot für das Los mit der Nummer 365 lag am Freitagabend bei über 140.000 Dollar. Erwartet wird eine Millionensumme. Das wäre ein Rekord für olympische Memorabilia. Teuerstes Objekt ist bisher ein Silberpokal, den der griechische Marathonsieger von Athen 1896 gewann, er kostete rund 865000 Dollar.
    Das Problem an dieser Geschichte: die prekäre Provenienz dieser Goldmedaille. Eingeliefert hat sie laut Auktionshaus die Familie von Elaine Plaines-Robinson, Witwe des berühmten Steptänzers Bill Robinson, der 1949 starb. Ihm, der dem Sportler nach 1936 finanziell unter die Arme griff, soll Owens die vier Goldmedaillen aus Dankbarkeit geschenkt haben. Aber diese Geschichte hat Haken und Ösen.Sicher sei allein, dass dies eine Goldmedaille von 1936 sei,
    schreibt Volker Kluge in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift „Journal of Olympic Society”. Die Schenkung der vier Goldmedaillen sei eine Legende. Der Sporthistoriker weist daraufhin, dass 1936 nicht einmal die Sportart auf den Goldmedaillen eingestanzt war – und dass die Owens-Medaillen 1960 bei einer Ausstellung gestohlen wurden. Deshalb bat das Olympische Komitee der USA den deutschen Sportfunktionär Karl Ritter von Halt um Replikate, die tatsächlich von einer Münzwerkstatt in Pforzheim hergestellt wurden. Auch Wolfgang Fuhr, Chef des auf Sport spezialisierten Auktionshauses AGON glaubt daher nicht an die Echtheit. Sondern an einen "billigen Werbegag“.