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Olympische Spiele
Was erwartet uns in Pyeongchang?

Südkorea hat sich für die Olympischen Winterspiele 2018 viel vorgenommen: Die kompaktesten Winterspiele der olympischen Geschichte mit einer besonderen Art der Völkerverstädnigung.

Von Martin Fritz | 23.02.2014
    "Neue Horizonte" - das ist das Motto für die nächsten Olympischen Winterspiele in Pyeongchang in Südkorea, nicht zu verwechseln mit Pjöngjang, der Hauptstadt von Nordkorea. Neue Horizonte verspricht Pyeongchang gleich auf mehreren Ebenen: So sollen es 2018 die kompaktesten Winterspiele der olympischen Geschichte werden. Alle Sportstätten liegen in einem Umkreis von maximal einer halben Autostunde um das Olympiastadion in den Bergen. Die Gesamtkosten für das Ringe-Spektakel sollen mit 6,6 Milliarden Euro im üblichen Rahmen bleiben. Davon sind rund 5 Milliarden Euro für Infrastruktur eingeplant. Wie immer, wenn sie ein internationales Großereignis ausrichten, zeigen die Südkoreaner großen Ehrgeiz. Das war bei den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul genauso wie bei der Fußballweltmeisterschaft 2002, die mit Japan ausgetragen wurde. Die Marketing-Chefin des Organisationskommitees, Choi Hye-Kyung, zieht den Vergleich mit Sotschi:
    "Sotchi hat mit Hilfe von gigantischen Wettkampfstätten erfolgreiche Olympische Winterspiele ausgetragen. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir in Pyeongchang bessere Spiele veranstalten können. Wir wollen unsere Stärke in Software und Informationstechnologie ausspielen, es gibt großartige Natur, moderne Verkehrsmittel, Tourismus, kulinarische Spezialitäten und die warme Gastfreundfreundschaft des koreanischen Volkes."
    Dabei hatte sich Pyeongchang erst im dritten Anlauf als Austragungsort durchsetzen können. Vor knapp drei Jahren hatte man dabei Mitbewerber München besiegt. Erst zum dritten Mal in der olympischen Historie finden Winterspiele in Asien statt. Vor Pyeongchang war zweimal Japan Gastgeber: 1972 in Sapporo und 1998 in Nagano. Mit der Vergabe nach Südkorea will das IOC den Wintersport in Asien fördern. Wegen der wiederholten Bewerbung der Südkoreaner sind die Vorbereitungen in Pyeongchang bereits weit gediehen. IOC-Präsident Thomas Bach zeigte sich Ende November nach einer Inspektionsreise sehr zufrieden.
    "Der Fortschritt hier gibt uns sehr viel Selbstvertrauen, dass die Winterspiele in Südkorea ein Erfolg werden, und sobald das Organisationskomitee die Olympische Flagge in Sotschi erhalten hat, wird es einen neuen Schub geben."
    Die Winterspiele 2018 finden 180 Kilometer östlich der Hauptstadt Seoul in einem Mittelgebirge statt, in dem von November bis April Schnee liegt. Sieben der geplanten 13 Sportstätten sind bereits fertig. Die 760 Meter hohe Sprungschanze mit Seilbahn und Turmcafé ist bereits ein beliebtes Ausflugsziel. Das olympische Dorf entsteht gerade. Der Baubeginn für die Ski-Abfahrtstrecke hat sich aufgrund von Protesten durch Umweltgruppen bis März verzögert. Die Organisatoren arbeiten deswegen neuerdings mit Umweltexperten zusammen. In Sotschi bestätigte der Präsident des Organisationskomitees, Kim Jin-sun, dass man im Zeitplan liege.
    "Unsere Vorbereitungen sind unter dem Rat und der Führung des IOC weit gediehen. Insgesamt bewegen wir uns bei allen funktionalen Orten in die richtige Richtung."
    Ganz im olympischen Versöhnungsgeist will Pyeongchang 2018 auch ein Signal der Völkerverständigung setzen. So brachte die Organisatoren jetzt eine Teilnahme von Athleten aus Nordkorea ins Spiel. Denkbar wäre auch ein gemeinsames Team der beiden koreanischen Staaten. Für Sotschi konnte sich zum ersten Mal seit zwölf Jahren kein nordkoreanischer Athlet sportlich qualifizieren. Das könnte auch in vier Jahren passieren, obwohl Nordkoreas Führer Kim Jong-un erst kürzlich ein neues Vorzeige-Skigebiet eingeweiht hat. Doch die nordkoreanische Mannschaft könnte 2018 mit Hilfe einer "Wild Card" teilnehmen. Dafür müsste Südkorea nur eine entsprechende Einladung aussprechen.