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Olympische Winterspiele 2018
Ärger und Existenznot wegen der Spiele

Die Olympischen Winterspiele sollen auch der strukturschwachen Region Pyeongchang einen wirtschaftlichen Schub geben. Wintersport steckt in Südkorea noch in den Kinderschuhen. Aber schon während der Spiele läuft es desaströs.

Von Frank Hollmann | 12.02.2018
    Die Olympischen Spiele 2018 in PyeongChang 2018
    Die Olympischen Spiele 2018 in PyeongChang 2018 (dpa / TASS / Sergei Bobylev)
    Ein eisiger Wind bläst gegen das Zelt direkt an der Durchgangsstraße von Phoenix. In diesem Ressort gehen die Snowboarder an den Start, doch bei Bae Sang-bum und Lee Seock-jae löst Olympia keine Begeisterung aus.
    "Seit dem 20. Januar ist alles für Ski-Touristen gesperrt, bis zum Ende der Paralympics Ende März. Wir bekommen auch keine Entschädigung, mussten unser Geschäft, unseren Skiverleih schließen. Deshalb protestieren wir."
    Olympia bringt uns um – steht auf einem großen roten Plakat am Zelt auf Koreanisch und Englisch - damit auch die Gäste aus dem Ausland die Botschaft verstehen.
    "Die koreanischen Medien ignorieren uns komplett"
    "Viele ausländische Journalisten kommen zu uns, fragen, was hier los ist. Aber die koreanischen Medien ignorieren uns komplett. Gerade erst haben wir zufällig Herrn Lee getroffen, den Chef des Organisationskomitees. Vor ein paar Tagen hatte er noch erzählt, man werde unser Problem lösen. Aber als er uns sah, hat er uns beschimpft. Wir würden die Spiele sabotieren."
    Die beiden Skiverleiher sind wütend, so wie viele ihrer Kollegen. Im ganzen Tal hängen die Plakate, vor dunklen, leergeräumten Läden, Cafés, Restaurants.
    Auch Yun Jong-chan hätte fast schon aufgegeben. "Wegen Olympia wurden schon vor einem Monat alle Pisten gesperrt, dort wo jetzt die Spiele stattfinden, Alpensia, Phoenix überall. Das hat mich meinen Job gekostet, wir verleihen Ski- und Snoboard-Ausrüstung. Zu uns kommt fast kein Kunde mehr."
    2.000 Euro Verlust - jeden Tag
    Yun Jong-chan verliert jetzt rund 2.000 Euro - jeden Tag. Doch Yun ist ein Kämpfer, er hat schon den Mount Everest bestiegen. Aus der Not hat er seinen Laden umgeräumt und eine Küche eingebaut, serviert Burger und Bier. Wenigstens zu Olympia ist seine Bar gut besucht, erzählt sein Koch Cha.
    "In der Saison arbeite ich normalerweise als Snowboard-Lehrer, doch diesen Winter stehe ich hier in der Küche."
    "Vielleicht wird es nächstes Jahr besser, vielleicht kommen mit der neuen Straßen und der Eisenbahnlinie wieder mehr Leute. Aber in den letzten drei Jahren - seitdem hier überall gebaut wurde – haben wir so viel Geld verloren, wegen der Baustellen kamen kaum Kunden."
    Auch Bae Sang-bum und Lee Seock-jae hoffen, dass die Regierung endlich einlenkt. Deshalb protestieren sie weiter – auch bei minus 20 Grad.
    "Wir wollen ja durch Olympia gar keinen zusätzlichen Profit machen, wir wollen nur unser Geschäft zurück. Als Koreaner wünschen wir uns natürlich auch erfolgreiche Olympische Spiele. Hoffentlich gibt es bald eine Lösung."