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Olympische Winterspiele 2018
Ohne NHL-Stars ins Eishockey-Turnier

Weil Südkorea kein interessanter Eishockeymarkt ist, stellt die nordamerikanische Eishockey-Liga NHL ihre Spieler nicht für die Olympischen Spiele in Pyeongchang frei. Einige Athleten sind enttäuscht, dass ihnen ihr Olympia-Traum verwehrt wird. Doch für das Turnier kann die Abstinenz der Top-Stars auch ihr gutes haben.

Von Heiko Oldörp | 14.02.2018
    Die komplette Mannschaft steht enttäuscht auf dem Eis, das Bild ist von einem oberen Rang aus fotografiert.
    Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft muss bei Olympia ohne ihre Spieler aus der NHL auskommen. (Monika Skolimowska / dpa)
    Der Vater, Peter Draisaitl, war bei Olympischen Spielen dabei – der Sohn, Leon Draisaitl, hingegen muss warten. "Ich denke, dass mein Vater das Glück hatte, es dreimal mitzuerleben. Und natürlich wäre es cool gewesen, wenn ich jetzt so ein bisschen in seine Fußstapfen hätte treten können", sagt Leon Draisaitl. "Aber hoffentlich klappt's in vier Jahren schon. Dieses Jahr leider nicht."
    Südkorea ist kein Eishockeymarkt
    Zwar ist der Stürmer der Edmonton Oilers Deutschlands größtes Eishockey-Talent - beim größten Highlight des Jahres, den Olympischen Winterspielen, fehlt er aber dennoch. Draisaitl ist weder verletzt, noch krank, sondern darf einfach nicht nach Südkorea. Die nordamerikanische Eishockey-Liga NHL weigert sich diesmal, mitten in der Saison ihre Tore für zweieinhalb Wochen zu schließen, um ihre Stars nach Südkorea zu schicken. In ein Land, das nicht als Eishockeymarkt gilt und in dem sich somit kein Geld für die NHL-Klubbosse verdienen lässt.
    Leon Draisaitl (l) von den Edmonton Oilers in Aktion gegen den am Boden liegenden Rickard Rakell von den Anaheim Ducks beim NHL Eishockey Spiel Anaheim Ducks - Edmonton Oilers am 25.01.2017 in Anaheim (USA). 
    Der deutsche Eishockeyprofi Leon Draisaitl von den Edmonton Oilers in der NHL (AP/Mark J. Terrill)
    "Natürlich ist das jetzt nicht gerade optimal. Ich denke, jeder Sportler wäre bei solch einem Event gerne dabei. Aber ich denke, dass wir uns damit abgefunden haben", sagt Draisaitl.
    Scheinheilige Argumente für den Verzicht
    Auch für Philipp Grubauer heißt es: NHL statt Nationalmannschaft. Wie Draisaitl und vier andere deutsche NHL-Profis hatte er im Sommer 2016 seinen Urlaub verkürzt, um beim Qualifikationsturnier in Riga spielen zu können. Grubauer rettete Deutschland im entscheidenden Spiel gegen Lettland den 3:2-Sieg und somit das Ticket nach Pyeongchang - hat davon persönlich aber nun gar nichts.
    "Wir haben uns durch das Turnier durchgekämpft und natürlich ist es jetzt ein bisschen enttäuschend, dass wir nicht dabei sein können. Weil wir würden so gerne für Deutschland spielen", sagt Grubauer.
    Als Deutschland zuletzt 2010 beim Olympischen Turnier spielte, war Korbinian Holzer mit dabei und empfahl sich mit guten Leistungen für die NHL. Der gebürtige Münchner spielt für die Anaheim Ducks - und liebt es im warmen Südkalifornien, wäre jetzt dennoch trotzdem lieber im kalten Südkorea. Holzer hält die Argumente der mächtigen NHL-Vereinsbesitzer zum Olympiaverzicht für scheinheilig.
    "Das ist natürlich alles ein bisschen komisch, wenn man da teilweise so Gründe hört. Auch mit den Fernsehzeiten, das die jetzt in Südkorea nicht so passend sind für die amerikanischen Zuschauer und die kanadischen Zuschauer - und in vier Jahren ist das dann alles kein Problem."
    Chance für Spieler aus der zweiten Reihe
    Dann finden die Winterspiele in Peking statt. China ist ein sehr interessanter Markt für die NHL, die bereits Vorbereitungspartien dort gespielt hat. Deshalb gilt es als sicher, dass die Liga 2022 wieder bei den Spielen dabei sein will.
    In Pyeongchang ist durch die Abstinenz der NHL-Spieler der Ausgang des Eishockeyturnier so offen, wie lange nicht mehr. Und es bietet Akteuren die Chance, die sonst nicht dabei wären. Jordan Greenway zum Beispiel. Er ist einer von vier Collegespielern in der Mannschaft der USA.
    Doch seine Berufung ist noch aus einem anderen Grund eine Besondere. Greenway ist der erste Afro-Amerikaner in einem US-Eishockey-Olympia-Team.