Der dreiteilige Paravent im ersten Raum heißt "Badende in einer Landschaft”. An Henri Matisse erinnernde Figuren in Grün vor einem sich auftürmenden, semiabstrakten Hintergrund. Daneben ein für die Londoner Wohnung der Lady Hamilton gewebter Teppich, wie ein Triptychon strukturiert, mit dramatischen schwarzen Diagonalen, verbunden durch gelbe Linien. Die drei darüber hängenden Entwürfe zeigen, wie sich der Entwurf allmählich konkretisierte.
"Es ist an der Zeit, Möbeln und Stoffen etwas Spaß einzuhauchen. Zu lange schon leiden wir unter diesem langweiligen und dummen Ernst." So Roger Fry zu einem Journalisten, der im Gründungsjahr 1913 die Omega Werkstätten besuchte. Auf drei Stockwerken der Hausnummer 33 Fitzroy Square im Herzen des Stadtteils Bloomsbury breiteten sich Laden und Werkstätten aus, hier wurde von Juli 1913 an entworfen, gestickt, genäht. Waren, die Spezialkenntnisse erforderten, wie Teppichweberei, Stoffdruck und Töpferei, wurden außer Haus hergestellt. Ein solches Unternehmen war zur damaligen Zeit in London ein Anachronismus. Massenherstellung, deren Produkte die neuen Kaufhäuser feilboten, hatte die Handwerkskunst der Arts and Crafts Bewegung von William Morris verdrängt, Fry wollte sie auf seine Art wiederbeleben.
Die Werkstätten waren eine Art Kooperative, mit Fry und den Malern Vanessa Bell und Duncan Grant als Direktoren sowie einigen Gesellschaftern. Eine ständig wechselnde Anzahl von jungen Künstlern - Frederick Etchells oder Percy Wyndham Lewis, um nur zwei zu nennen - wurden mit 30 Schilling pro Woche entlohnt, vergleichbar mit einem Büroangestellten, für drei Halbtage Arbeit in der Werkstatt. Bewusst beschäftigte Fry Künstler, nicht Kunsthandwerker, von denen er sich einen frischen Blick auf das Design von Einrichtungsgegenständen erhoffte. Technische Unbeholfenheit, die immer wieder zu sehen ist, nahm er in Kauf. Er bestand nicht nur auf Kooperation, um Ideen mehrerer Künstler in einen Entwurf einfließen zu lassen, sondern auch auf Anonymität: Keiner zeichnete mit seinem Namen, alle Entwürfe und fertigen Objekte tragen dasselbe Markenzeichen, den griechischen Buchstaben Omega.
Hervorstechend sind vor allem die Farben: hier ein flammendes Rot, dort ein leuchtendes Gelb, aber auch gedämpfte Grün- und Ockertöne. Die französischen Fauves standen ebenso Pate wie der Post-Impressionismus und Picassos Kubismus, daneben begeisterte man sich auch für nordafrikanische Textilien - eine interessante Gratwanderung zwischen Figuration und Abstraktion. Charmant auch die nonchalante Art, wie Funktionalität in den Hintergrund gedrängt wird: eine exquisite Stola aus crèmefarbiger Seide, zwei Pfauen mit blauen und roten Streifen darstellend. Dieses Stück tragbarer Kunst schmeichelt der Trägerin nicht, sondern verwandelt sie in ein Fauves-Gemälde auf zwei Beinen. Die extravagante Schauspielerin Iris Tree, so weiß man, bestellte ein Exemplar.
Finanziell waren die Werkstätten kein Erfolg. Zu klein blieb der Kundenkreis: fortschrittliche Damen der High Society wie die Reeder-Gattin Maud Cunard, Lady Ottoline Morrell mit ihrem weltberühmten Salon und vor allem Lady Hamilton, die für ihre Wohnung am Hyde Park nicht nur Teppiche, sondern auch Möbel mit Einlegarbeiten, Mosaiken, Glasfenster und Keramik bestellte; reiche Fabrikanten aus den Industriegebieten des Nordens und Intellektuelle wie George Bernard Shaw. Selbst Größen wie Gertude Stein, die aus Paris angereist kam, vermochte Fry mit seiner Überredungskunst in den Laden zu locken. Doch das reichte nicht: nach sechs Jahren, im Sommer 1919, kam das Ende der Omega Werkstätten. Ihr Einfluss auf kommende Generationen von Designern ist allerdings nicht zu leugnen.
"Es ist an der Zeit, Möbeln und Stoffen etwas Spaß einzuhauchen. Zu lange schon leiden wir unter diesem langweiligen und dummen Ernst." So Roger Fry zu einem Journalisten, der im Gründungsjahr 1913 die Omega Werkstätten besuchte. Auf drei Stockwerken der Hausnummer 33 Fitzroy Square im Herzen des Stadtteils Bloomsbury breiteten sich Laden und Werkstätten aus, hier wurde von Juli 1913 an entworfen, gestickt, genäht. Waren, die Spezialkenntnisse erforderten, wie Teppichweberei, Stoffdruck und Töpferei, wurden außer Haus hergestellt. Ein solches Unternehmen war zur damaligen Zeit in London ein Anachronismus. Massenherstellung, deren Produkte die neuen Kaufhäuser feilboten, hatte die Handwerkskunst der Arts and Crafts Bewegung von William Morris verdrängt, Fry wollte sie auf seine Art wiederbeleben.
Die Werkstätten waren eine Art Kooperative, mit Fry und den Malern Vanessa Bell und Duncan Grant als Direktoren sowie einigen Gesellschaftern. Eine ständig wechselnde Anzahl von jungen Künstlern - Frederick Etchells oder Percy Wyndham Lewis, um nur zwei zu nennen - wurden mit 30 Schilling pro Woche entlohnt, vergleichbar mit einem Büroangestellten, für drei Halbtage Arbeit in der Werkstatt. Bewusst beschäftigte Fry Künstler, nicht Kunsthandwerker, von denen er sich einen frischen Blick auf das Design von Einrichtungsgegenständen erhoffte. Technische Unbeholfenheit, die immer wieder zu sehen ist, nahm er in Kauf. Er bestand nicht nur auf Kooperation, um Ideen mehrerer Künstler in einen Entwurf einfließen zu lassen, sondern auch auf Anonymität: Keiner zeichnete mit seinem Namen, alle Entwürfe und fertigen Objekte tragen dasselbe Markenzeichen, den griechischen Buchstaben Omega.
Hervorstechend sind vor allem die Farben: hier ein flammendes Rot, dort ein leuchtendes Gelb, aber auch gedämpfte Grün- und Ockertöne. Die französischen Fauves standen ebenso Pate wie der Post-Impressionismus und Picassos Kubismus, daneben begeisterte man sich auch für nordafrikanische Textilien - eine interessante Gratwanderung zwischen Figuration und Abstraktion. Charmant auch die nonchalante Art, wie Funktionalität in den Hintergrund gedrängt wird: eine exquisite Stola aus crèmefarbiger Seide, zwei Pfauen mit blauen und roten Streifen darstellend. Dieses Stück tragbarer Kunst schmeichelt der Trägerin nicht, sondern verwandelt sie in ein Fauves-Gemälde auf zwei Beinen. Die extravagante Schauspielerin Iris Tree, so weiß man, bestellte ein Exemplar.
Finanziell waren die Werkstätten kein Erfolg. Zu klein blieb der Kundenkreis: fortschrittliche Damen der High Society wie die Reeder-Gattin Maud Cunard, Lady Ottoline Morrell mit ihrem weltberühmten Salon und vor allem Lady Hamilton, die für ihre Wohnung am Hyde Park nicht nur Teppiche, sondern auch Möbel mit Einlegarbeiten, Mosaiken, Glasfenster und Keramik bestellte; reiche Fabrikanten aus den Industriegebieten des Nordens und Intellektuelle wie George Bernard Shaw. Selbst Größen wie Gertude Stein, die aus Paris angereist kam, vermochte Fry mit seiner Überredungskunst in den Laden zu locken. Doch das reichte nicht: nach sechs Jahren, im Sommer 1919, kam das Ende der Omega Werkstätten. Ihr Einfluss auf kommende Generationen von Designern ist allerdings nicht zu leugnen.