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Online bestellen, bar bezahlen

Wer Waren oder Dienstleistungen im Internet bestellt, muss beim Bezahlen meist sensible Kreditkarten- oder Bankdaten preisgeben. Zwei neue Anbieter haben Modelle entwickelt, wie man online kaufen und trotzdem ganz klassisch im Laden um die Ecke bar bezahlen kann.

Von Daniela Siebert | 24.04.2013
    Das Modell von barzahlen.de klingt kinderleicht, jedenfalls, wenn Geschäftsführer Florian Swoboda es erklärt:

    "Kunden kaufen online ein, und anstatt dass sie jetzt im letzten Schritt der Bezahlung sensible Finanzdaten angeben müssen oder auf eine Drittanbieterseite weitergeleitet werden, drucken sie sich einen Zahlschein aus mit einem Barcode drauf oder lassen sich eine Nummer per SMS schicken, und das nächste Mal, wenn sie in einer unserer Partnerfilialen sind – bei einer von 1400 dm-Filialen z. B. oder mobilcom-debitel-Filialen -, lassen sie diesen Barcode scannen, der Preis wird angezeigt, der Kunde bezahlt die Ware, der Online-Shop wird direkt benachrichtigt, dass der Kunde bezahlt hat, und kann die Ware vollkommen risikofrei versenden."

    Zu den rund 100 Online-Shops, die mit barzahlen.de zusammenarbeiten, gehören Vertreter unterschiedlichster Branchen, beispielsweise taucheruhren.de, blumen.de oder tausendkind.de. Die Käuferzielgruppe, die das neue Bezahlmodell mögen könnte, sei groß, glaubt Florian Swoboda.

    "Auf Käuferseite sind es vor allem die Konsumenten, die heute noch nicht im Internet einkaufen, weil sie noch keinen Zugang zu den entsprechenden Bezahlmethoden haben oder die eben aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht online einkaufen. Jeder fünfte Deutsche kauft noch nicht online ein, weil die Bezahlmethoden noch nicht passend für ihn sind."

    Am 11. März hat barzahlen.de sein Modell gestartet. Wie gut es ankommt, lässt sich derzeit noch nicht sagen, Florian Swoboda rechnet jedenfalls mit einem großen Potenzial.

    "Gerade sehen wir hier ganz spannende Wachstumspotenziale auch gerade in dem Bereich Supermärkte, Hypermärkte, aber auch Kioske und Tankstellen, wo wir mit entsprechenden Partnern gerade in Verhandlungen stehen."

    Mit einem ganz ähnlichen Modell ist seit August 2012 die Berliner Firma "EZV Gesellschaft für Zahlungssysteme" am Start. BarPay heißt dies. Auch hier bekommen die Online-Kunden einen Strichcode zum Ausdrucken, um damit in einer von zahlreichen Akzeptanzstellen bundesweit ihre Rechnung zu begleichen. Auf der Internetseite von BarPay kann man in einem Stationenfinder eine Adresse oder Postleitzahl angeben und bekommt vier Akzeptanzstellen in der Nähe angezeigt. Ein Selbsttest des Stationenfinders führte in Berlin zu kleinen Tante-Emma-Läden, in denen sich die Verkäufer aber an so gut wie keine BarPay-Kunden in den letzten Monaten erinnern konnten. In diesem Getränkeladen in Prenzlauer Berg winkt Verkäuferin Bärbel Züchner ganz ab, BarPay war für sie keine gute Erfahrung:

    "Ja, dass die Leute gar nicht wussten, was sie damit anfangen sollen, teilweise kamen auch unsere Kollegen nicht damit zurecht, weil das ist ja ziemlich kompliziert, und deswegen haben wir das wieder abgegeben."

    Große Kooperationspartner wie die Tankstellenketten Westfalen und Jet bereiten die Teilnahme im Akzeptanznetzwerk von BarPay erst noch vor. Der Großhändler Lekkerland, der Tankstellenshops und Zeitschriftenläden in das Netzwerk einbringt, räumte Mitte April ein, derzeit funktioniere BarPay vielerorts aufgrund technischer Probleme nicht. EZV hat den Betrieb außerdem wegen rechtlicher Unklarheiten ausgesetzt. Davor habe die Zwischenbilanz jedoch gut ausgesehen teilt das Unternehmen mit, man habe mit BarPay bereits über 10.000 Transaktionen im Monat verbucht.

    Experten für eCommerce verfolgen die neuen Ansätze mit Interesse. Ernst Stahl vom ibi research Institut an der Universität Regensburg hält barpay.de und barzahlen.de jedoch nicht für massentauglich. Viele Online-Käufer seien schon mit den bisherigen Bezahlformen zufrieden, vor allem wenn die Option Rechnung angeboten werde.

    "Natürlich gibt es immer wieder Personen, die schon Schwierigkeiten haben, im Internet persönliche Daten von sich preiszugeben, aber unserer Erfahrung nach ist es durchaus auch so, dass solche Modelle eventuell gerade für Personen interessant sind, die nicht so die hohe Liquidität haben und nicht so solvent sind. Weil sie z. B. keine gute Bonität mehr im Handel haben, dann werden sie in vielen Online-Shops abgelehnt, können dort nicht mehr bezahlen oder nur per Vorkasse bezahlen, und da kann dann natürlich so ein Verfahren durchaus sehr interessant sein."

    Stahl hatte erst kürzlich in einer Studie zum Verhalten von Online-Einkäufern festgestellt, dass die Akzeptanz dieser Geschäftsform steigt, je mehr Bezahlmöglichkeiten den Kunden angeboten werden. Explizit nach barpay.de oder barzahlen.de war dort allerdings nicht gefragt worden. Eine Straßenumfrage zeigt jedoch, dass beide Modelle bei den Verbrauchern durchaus Chancen haben könnten:

    "Das ist sehr vernünftig, das ist ein bissel sicherer."
    "Finde ich gar nicht schlecht, aber bei neuen Sachen gibt es ja oft die Probleme mit Sicherheitslücken oder anderen Sachen."
    "Ja, ist eine gute Idee, also es ist sicherer, wenn ich dann halt eben die Rechnung bezahlen könnte, ohne meine Daten rauszugeben."